Die bezaubernde Rivalin
während sich die Männer amüsieren. Zweiundzwanzig hungrige Mäuler zu stopfen ist wohl nicht so einfach, hm?“
„Vierundzwanzig, vergessen Sie die Schiedsrichter nicht.“
„Die auch noch!“ Ebenso spöttisch fuhr India fort: „Da muss natürlich jemand Kartoffeln schälen und sicherstellen, dass die Recken nicht verhungern. Und Sie haben gerade keine Frau an der Hand, was?“ Das war natürlich totaler Unsinn. Bestimmt standen die Frauen bei Jordan Farraday Schlange, um ihm die Socken zu waschen oder ihm Sandwiches zu machen. Seine Wahl fiele dann bestimmt auf eine große Blonde mit unendlich langen Bei…
„Es müssen nicht unbedingt Frauen sein, die in der Küche stehen“, unterbrach er da ihre Gedankengänge. „Bei uns gibt es keine geschlechtsspezifische Aufgabenverteilung. Einer unserer Schlagmänner ist eine Frau, und ihr Mann bereitet die besten Schinkensandwiches der Welt zu. Die sind immer so dick!“ Dabei hielt Jordan Daumen und Zeigefinger wenigstens fünf Zentimeter auseinander.
„Wie lecker!“, sagte India eher angewidert als beeindruckt und versuchte dabei, nicht darauf zu achten, wie ausdrucksstark Jordans Hände waren. „Wenn Sie eine Begleitung brauchen, können Sie doch Ihre Raumausstatterin mitnehmen. Sie wäre bestimmt entzückt, sich eine Schürze umzubinden und sich in die Arbeit zu stürzen. Ich bin sicher, sie macht unglaublich schicke Sandwiches, bei denen der Belag in Ihren Mannschaftsfarben gehalten ist. Außerdem hätte sie bei einem derartigen Wochenende mehr zu gewinnen als ich.“
Er lächelte wieder unheimlich charmant. „Aber Sie haben viel mehr zu verlieren – ein ganzes Warenhaus!“
India sah jetzt ganz so aus, als wollte sie ihm den Inhalt ihres Wasserglases ins Gesicht schütten. Dass er es verdient hätte, bezweifelte er nicht, aber heute war auch irgendwie nicht sein Tag. Normalerweise tat und sagte er immer das Richtige. Doch seitdem die junge Frau in der Babyabteilung Wehen bekommen hatte, hätte man fast meinen können, die Welt wäre ein wenig aus den Angeln geraten.
Vielleicht aber auch erst, seitdem er India Claibourne auf der Türschwelle hatte stehen sehen. Es war einfach, sie aufgrund ihrer Schönheit zu bewundern. Im Verlauf des Tages war ihm dann immer mehr bewusst geworden, dass er sie auch wegen ihres Scharfsinns schätzte. Das hieß allerdings nicht, dass ihre Cleverness sie weiterbringen würde. Seine Entscheidung, sie aus dem Vorstand von Claibourne & Farraday zu entfernen, stand fest. Und je cleverer sie war, desto größer wäre später sein Triumph.
Trotzdem wünschte er jetzt, er hätte die Einladung zum gemeinsamen Wochenende raffinierter eingefädelt. Wenigstens stand Indias Wasserglas immer noch auf dem Tisch, und sie saß ganz still da. Auch wenn sie insgeheim bis zehn zählen und ihm doch noch eine Ladung Wasser verpassen mochte.
Als hätte sie einen Entschluss gefasst, strich sie sich nun eine Strähne aus dem Gesicht und wollte wissen: „Wo übernachten Sie eigentlich während des Wochenendes?“
Die Frage kam für Jordan so überraschend, dass er einen Moment brauchte, bevor er sie beantworten konnte. Dabei versuchte er zu ignorieren, dass sein Herz bei der Vorstellung, mit India doch noch ein Wochenende verbringen zu können, plötzlich wie wild schlug. „Einem unserer Mannschaftsmitglieder gehört ein Landsitz mit ausreichend großer Parkanlage, sodass auch noch ein Kricketfeld darin Platz findet.“
„Hört sich vornehm an.“
„Ist es aber nicht“, sagte Jordan und überlegte, warum India plötzlich ihre Meinung geändert hatte. Welche Vorteile erhoffte sie sich wohl von einem derartigen Wochenende? Schließlich sagte er: „Auf dem Landsitz geht es immer sehr locker zu. Wir kommen zum Beispiel alle in Jeans und T-Shirt.“
„Zwei Tage lang keine Geschäftskleidung und kein Handygeklingel? Das klingt ja geradezu unwiderstehlich.“
Als Jordan das hörte, wusste er nicht, ob er sich nun freuen oder noch mehr auf der Hut sein sollte, weil India ihn tatsächlich begleiten wollte. Dann sagte er: „Wer telefoniert – mit welchem Telefon auch immer –, wird mit einer Geldstrafe belegt.“
„Oh, das ist aber hart!“
„Auf diese Weise bekommen wir immer genug Geld für die gute Sache zusammen, für die wir uns am jeweiligen Wochenende engagieren wollen.“
India lächelte. „Das hört sich an, als wüssten alle Teilnehmer, dass sie die strikten Regeln, auf die sie sich eingelassen haben, sowieso nicht
Weitere Kostenlose Bücher