Die bezaubernde Rivalin
Hand.
„Hast du denn nichts von deinen Anwälten gehört?“ India hatte sich Jordan ganz zugewandt, und er wollte gerade antworten, dass er nicht in London gewesen sei, als etwas anderes seine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Über Indias Kopf hinweg sah er direkt in Peter Claibournes Augen, und die Worte erstarben ihm auf den Lippen.
„Ich habe meinen Anwälten gefaxt und eigentlich erwartet, dass sie sich mit deinen in Verbindung …“ India verstummte, als sie begriff, dass Jordan gedanklich nicht mehr bei ihr war. Nachdem sie sich umgedreht hatte, rief sie: „Daddy!“, und ging auch noch die letzten Stufen hinunter. Über die Wiedersehensfreude vergaß sie zunächst alles andere und umarmte ihren Vater. „Was, um alles in der Welt, hast du denn so lange gemacht?“, fragte sie daraufhin. „Und dann auch noch in Pakistan?“
„Tut mir leid, India, ich hätte nicht gedacht, dass es so lange dauern würde, Kitty zu finden. Danach sind wir noch weiter nach Süden ge…“
„Kitty?“, fragte India. „Etwa Kitty Farraday?“
Ihr Vater trat einen Schritt zur Seite, sodass India an ihm vorbei in die Küche sehen konnte. Dort stand eine große, elegant gekleidete Frau mit dunklem, bereits von zahlreichen grauen Strähnen durchzogenem Haar. Die Frau sah zu ihrem Sohn, der jetzt zu India kam, sie bei der Hand nahm und mit zu seiner Mutter zog, um ihr einen Kuss zu geben. „Hallo, Mom, ich habe dich nicht so früh zurückerwartet.“
„Das sehe ich. Wir haben zuerst bei dir im Büro angerufen, und dann im Warenhaus.“
„Darf ich dir India Claibourne vorstellen?“
„Ich bitte darum.“
Die beiden Frauen gaben einander die Hand, und India sagte: „Mrs Farraday, ich glaube, wir haben vieles gemeinsam.“
„Ja“, sagte Jordans Mutter, „dieselbe sinnlose Leidenschaft für ein Warenhaus und einen Hang zu Männern, die nicht gut für uns sind.“
India schluckte. Noch vor zwei Minuten war ihre Welt beinah vollkommen gewesen. Sie hatte Jordan ihr Imperium überlassen und dafür etwas viel Schöneres bekommen. „Wie meinen Sie das mit den Männern, die nicht gut für uns sind?“, fragte India jetzt.
Doch Jordan kam seiner Mutter zuvor: „Ich bitte dich, Mom …“
„Nein, genug ist genug!“ Seine Mutter hielt ihm das aktuelle „Celebrity“-Magazin hin. „Erst Niall, dann Bram und jetzt auch noch du. Was hast du dir denn dabei gedacht, Jordan?“
„Dass er ein Eheanbahnungsbüro aufmachen könnte?“, scherzte Peter Claibourne, woraufhin Jordan ihn böse anfunkelte und seine Mutter sagte: „Ich bitte dich, Peter, deine Witze kannst du jetzt wirklich lassen.“ Dann wandte sie sich wieder an ihren Sohn. „Also, ich höre.“
„Du weißt doch genau, was ich mir dabei gedacht habe.“
„Ja, das fürchte ich auch. Ich musste den Vorstandsvorsitz von Claibourne & Farraday abgeben …“
„Nein,
der da
hat ihn dir weggenommen. Du hast ihn sogar angefleht, dir deine Position zu lassen. Ich habe euch gesehen.“
Als India das hörte, wandte sie sich ihrem Vater zu, der allerdings völlig unbeteiligt dreinsah.
„Er ist damals die ganze Nacht geblieben, hat dir dein Herz gebrochen und das Warenhaus weggenommen, obwohl du ihn angefleht hast. Und dann hattest du einen Nervenzusammenbruch.“
„Selbst wenn das wahr wäre, und das ist es nicht, hättest du noch lange nicht das Recht, dich dafür an seiner Tochter schadlos zu halten.“
Was Jordans Mutter damit sagen wollte, verstand India zunächst nicht. Doch als sie es begriff, hatte sie das Gefühl, ohnmächtig zu werden, und ließ sich auf den nächsten Küchenstuhl sinken. Jetzt wusste sie, warum Jordan auf die Sache mit der Beschattung eingegangen war, anstatt alles sofort an sich zu reißen. Er wollte sich für etwas rächen, das ihr Vater seiner Mutter angetan hatte. Sie, India, sollte ihn anflehen, so wie seine Mutter damals ihren, Indias Vater angefleht hatte.
India schluckte. Vergangene Nacht hatte sie Jordan geradezu angebettelt, sich alles zu nehmen, was sie als Frau zu geben hatte. Und Jordan hatte alles genommen, aber nur, um ihr nachher wehtun zu können. Empört entzog sie ihm jetzt die Hand.
„India, bitte hör mich an!“
Doch India drehte sich weg, und Jordan wandte sich an seine Mutter. „Bitte, Mom, lass uns allein und nimm ihn mit. Das hier geht nur India und mich etwas an.“
Als seine Mutter gehen wollte, rief India: „Nein, warten Sie, Mrs Farraday!“ India wollte endlich Schluss mit der Geheimniskrämerei
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