Die Beziehungs-Trickkiste
geworden, aber auch anfälliger für Störungen.
Der Partner löst durch sein Verhalten bestimmte Gefühle und Reaktionen im Gegenüber aus. Manche dieser Reaktionen haben ihren Ursprung in der Vergangenheit, etliche in der Kindheit. Andere ergeben sich aus dem Kontakt. Die Versuchung, den Partner für die eigene Reaktion verantwortlich zu machen, liegt nah. Umso wichtiger ist es, sich mit der undurchsichtigen Gefühlswelt auseinanderzusetzen.
Ãrger
Fakt ist: Ãrger ist in einer Beziehung unvermeidlich. Das ist zweifellos ärgerlich, und um dieses Gefühl in Grenzen zu halten, sollte man etwas über den Ãrger wissen. Beispielsweise, dass man sich nicht aus blauem Himmel heraus ärgern kann. Jedem Ãrger geht etwas voraus, nämlich eine Enttäuschung. Und hinter dieser Enttäuschung steckt ein Bedürfnis oder eine Erwartung. Es geht beim Ãrger demnach um eine kleine Gefühlskette.
Gefühl folgt auf Gefühl
Von dieser Abfolge bekommt man meist nichts mit, weil sie blitzschnell verläuft und am Ende nur der Ãrger im Bewusstsein stehen bleibt. Den will man dort nicht haben und versucht deshalb, ihn loszuwerden und spontanerweise auf den Partner loszulassen. Seinen Ãrger herauszuschleudern ist allerdings ein aggressiver Akt, auf den der andere selten mit Verständnis, sondern meist mit Ablehnung reagiert, vor allem wenn er den Ãrger des anderen regelmäÃig abbekommt.
Ãrger ist eine völlig normale Reaktion. Will man den verärgerten Partner allerdings vollends auf die Palme bringen, dann sollte man ihm einreden: âDu brauchst dich nicht zu ärgern!â Will man ihn hingegen ernst nehmen, fragt man besser: âWas hat dich so verärgert?â, oder: âWas willst du von mir?â Wenn der Partner dann sagt, was er will, kann man den eigenen Willen oder die eigenen Wünsche äuÃern und sich über die jeweilige Gefühlslage austauschen. So gehandhabt führt Ãrger dazu, die unterschiedlichen Erwartungen und Bedürfnisse besser kennenzulernen.
Konkret statt schwammig
Wer eine Erwartung oder ein Bedürfnis äuÃert, sollte allerdings darauf achten, dass er dies so konkret wie möglich tut. Es bringt nichts zu sagen: âIch will doch nur, dass du mich liebstâ, oder: âIch habe gehofft, du würdest mir helfen.â Solche schwammigen ÃuÃerungen schaffen Verwirrung, statt Orientierung zu geben.
Sätze wie: âIch habe gehofft, wir würden heute mal wieder im Bett frühstückenâ, oder: âIch habe gehofft, du würdest mich zum Arzt begleitenâ sind konkret, auf sie kann man antworten.
Auf den Punkt gebracht
⢠Ãrger ist ein Zweitgefühl, es folgt auf eine Enttäuschung, hinter der ein Bedürfnis steckt. Ãrger sagt: Du bist nicht so, wie ich es erwartet habe, also bist du irgendwie falsch. Der Partner versteht diese Botschaft und wehrt sich dagegen.
⢠Wichtiger als der Ãrger sind für die Kommunikation die Erwartung und das Bedürfnis. Darauf kann sich der andere besser beziehen als auf die Aggression, die im Ãrger liegt.
⢠Leichter wird die Auseinandersetzung, wenn man sich nicht über die Person, sondern über ihr Verhalten ärgert. Statt: âIch habe mich über dich geärgertâ, sagt man besser: âIch habe mich über deine Verspätung geärgert.â
⢠Fruchtbar und konstruktiv wird die Auseinandersetzung auÃerdem, indem gleich die eigentliche Erwartung nachgeschoben wird: âIch bin über die Verspätung verärgert, weil ich mich wirklich sehr auf unser Treffen gefreut hatte.â
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Aus der Trickkiste
Wenn Sie von Ãrger-Anfällen geplagt sind, können Sie so vorgehen:
Akzeptanz: Es ist völlig okay, verärgert zu sein. Es ist nicht okay, den Ãrger einfach loswerden zu wollen. Jetzt heiÃt es, den Ãrger nicht leugnen und nicht schlucken, sondern haben, im Zaum halten und erst mal die Zähne zusammenbeiÃen.
Erwartung: Sie sollten sich über die enttäuschte Erwartung klar werden. Was hatten Sie erhofft oder wie selbstverständlich vorausgesetzt?
Bedürfnis: Nun können Sie sich klarmachen, welches Bedürfnis hinter dieser Erwartung steht.
Gespräch: Mit Erwartung und Bedürfnis im Bewusstsein können Sie dem Partner besser begegnen als nur mit dem Ãrger-Gefühl.
Wenn Sie sich dauernd über den Partner ärgern: In
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