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Die Bibel für Eilige

Titel: Die Bibel für Eilige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schorlemmer
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Volk,
    dass du seinen Wandel erkennen und prüfen sollst.
    (Jeremia 6,27)
     
    Der Blasebalg schnaubte,
    das Blei wurde flüssig vom Feuer;
    aber das Schmelzen war umsonst,
    denn die Bösen sind nicht ausgeschieden.
    (Jeremia 6,29)
     
    |78| Denn so spricht der HERR:
    Das ganze Land soll wüst werden,
    aber ich will mit ihm doch nicht ganz
    ein Ende machen.
    Darum wird das Land betrübt
    und der Himmel droben traurig sein;
    denn ich hab’s geredet,
    ich hab’s beschlossen,
    und es soll mich nicht gereuen,
    ich will auch nicht davon ablassen.
    (Jeremia 4,27–28)
     
    HERR, deine Augen sehen auf Wahrhaftigkeit.
    Du schlägst sie,
    aber sie fühlen’s nicht;
    du machst fast ein Ende mit ihnen,
    aber sie bessern sich nicht.
    Sie haben ein Angesicht, härter als ein Fels,
    und wollen sich nicht bekehren.
    (Jeremia 5,3)
     
    Pflügt ein Neues
    und säet nicht unter die Dornen!
    (Jeremia 4,3)
     
    Und tut weg die Vorhaut eures Herzens.
    (Jeremia 4,4)
     
    Prophet zu sein heißt, rechtzeitig zu sagen, was ist, und zu sagen, was wird, wenn es bleibt, wie es ist. Ein Prophet ist
     Zeitzeuge mit aller Wahrhaftigkeit und mit allen Konsequenzen. Das Verschwiegene und Verdrängte wird benannt. Die Verstandes-
     und die Verständnislosigkeit wird aufgedeckt – bei den Führern des Volkes, die zu Verführern |79| werden, und beim Volk, das ein tolles Volk wird, ohne jeden Verstand. Das lässt sich nicht schärfer sagen als so: »Denn sie
     gieren doch alle, groß und klein, nach unrechtem Gewinn.«
    Propheten sehen ihrer Wirkungslosigkeit ins Auge und machen dennoch weiter; eine Resthoffnung auf Wandel behalten sie – deshalb
     die Nachlese wie am Weinstock. Den bestallten Beschwichtigern, die immer sagen, es ist alles gut, es bleibt alles gut, es
     wird alles gut, fahren sie in die Parade. Sie legen Oberflächlichkeit und Veräußerlichung bloß. Sie warnen vor den gefährlichen
     Illusionen, vor denen, die da sagen: »Friede, Friede« – und ist doch kein Friede. Sie warnen vor denen, die da sagen: So übel
     wird es uns nicht gehen, glaubt nicht den Miesmachern und Unheilspropheten. Propheten sind den Verdächtigern und den Verdächtigungen
     ausgesetzt als Schwarzseher, Agenten des Feindes, als einzelne Wichtigtuer und unbelehrbare Volksverächter oder Staatsfeinde.
     Sie haben mit Verhärtung, Uneinsichtigkeit, Gefühl- und Rechtlosigkeit zu rechnen.
    Wie schreibt der Prophet? »Sie haben ein Gesicht, härter als ein Fels.« Sie weisen auf das
schon
sichtbare und das
noch
drohende Unheil. Sie schauen sich nicht um. Sie schauen nicht nach links und nicht nach rechts. Sie schauen nicht auf die
     Oberen und auch nicht auf die Volksstimmung. Sie sagen, was zu sagen ist. Wo nicht vom drohenden Unheil gesprochen wird, kann
     auch der Hoffnung keine Sprache gegeben werden. Es gibt keine Hoffnung ohne Wahrheit, keine Hoffnung ohne Einsicht, keine
     Hoffnung ohne Umkehr, keine Hoffnung ohne Gnade, keine Hoffnung ohne Liebe.
     
     
    |80| Was ist ein Prophet?
     
    Prophet ist einer, der reden muss.
    Propheten können nicht anders. Es gibt ein inneres Muss gegen jede äußere Überlebensklugheit. Das Innere kommt aus einer äußersten
     Erregung, gebündelt in Visionen, die zu Legitimationsquellen werden. Sie leiden unter ihrem Auftrag, die Wirklichkeit ohne
     Rücksicht aufzudecken.
    Die Propheten des alten Bundes sagen die Wahrheit. Aber sie sind keine Wahr-Sager.
    Ein Prophet steht stets gegen »die Propheten«.
    Das Volk will gern hören, dass alles gut wird. Gutredner werden gut bezahlt und gern gehört.
    Das Heil gibt es nicht ohne das Gericht – die schönen Versprechungen sind gefährliche Illusionen. Propheten reden nicht vom
     Gericht des Gerichts willen, sondern weil sie das Heil und die Heilung im Auge behalten.
    Ein Prophet steht als Einzelner immer gegen die Vielen. Der Kongress der Weißwäscher tagt in Permanenz und verurteilt die
     Propheten in eben derselben Permanenz.
    Propheten glauben, dass es Wandlung gibt, selbst wenn sie sie nicht erleben.
    Sie misstrauen der Zwangsläufigkeit, weil Zwangsläufigkeit Verantwortung leugnet und Schicksalsgegebenheit behauptet. Das
     Leben verläuft nicht tragisch, also nicht unausweichlich und vorherbestimmt, sondern in einem Zusammenhang von Tun und Ergehen.
    »Bessert euer Leben […], so wird es euch wohl gehen im Lande!«
     
    Propheten stehen für innere Überzeugung, gegen äußere Riten
    – für das konkrete Tun des Gerechten, gegen die bloße Beschwörung des

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