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Die Bibel für Eilige

Titel: Die Bibel für Eilige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schorlemmer
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sie übertreiben nicht. Sie nehmen kein Blatt vor den
     Mund. Sie reden auf eigene Kappe. Man setzt ihnen die Narrenkappe auf. Das soll sie neutralisieren. Sie glauben dem Wort.
     Das Wort trägt die Wahrheit. Ihr Wort hat Gewicht. Sie geben ihrem Wort Gewicht. Ihre Wortgewalt ist ihr Wort gegen die Gewalt.
     Sie durchleiden heute schon, was morgen kommt. Sie genießen nicht das Wahrwerden ihrer Unheilsprophezeiung – sie sind keine
     Zyniker der Wahrheit. Sie stellen sich gegen die Ideologen der Lüge. Sie durchschauen die Verpuppungen der Lügen. Sie stehen
     im Konflikt mit den Priestern, jenen institutionalisierten und ritualisierenden Angestellten der Religion. Sie leiden an ihrer
     Gegenwart, aber sie geben die Hoffnung nicht auf.
    Ihr Wort erfüllt sich nie ganz; es behält einen Mehrwert, einen Wechsel auf die Zukunft, die jede Gegenwart hinter sich lässt.
     Sie künden den Frieden. Sie preisen die Gerechtigkeit. Sie geißeln einen faulen Frieden und schreien über Ungerechtigkeit
     wie über einen Schmerz. Sie werden nicht |75| gehört. Sie werden für das Gehörte geprügelt. Die Menge verschließt sich; alle werden sie verstockt, verschlossen, verbohrt.
     Die Propheten sehen Gewalt und Krieg heraufziehen. Das Unglück ist für sie gerechte Strafe – und doch ein Unglück, an dem
     sie leiden. Sie haben keine Lust am Rechthaben, wo sie mit ihrer Unheilsnachricht oder ihrer Unheilsvoraussicht Recht bekommen.
    Sie suchen Bilder für Argumente. Was sie sagen, soll einschlagen und einleuchten. Sie denken mit dem Herzen. Sie suchen Legitimation
     und berufen sich auf ihre Berufung. Ihre Visionen werden ihnen zu Verpflichtungen. Sie geißeln alle Doppelzüngigkeit, alle
     Äußerlichkeit, alle Flachheit. Es geht ihnen um Umkehr im Denken und Tun, um die Beschneidung der Herzen. Was sie tun, hat
     symbolischen Wert. Mit ihrem Handeln wollen sie begreiflich machen, was niemand begreifen will.
    Worte der Propheten – die Prophetenworte werden mündlich weitergegeben. Sie prägen sich ein. Sie werden kolportiert, verändert,
     verflacht, in andere, neue Kontexte eingetragen. Sie lösen sich vom Anlass und finden erneut Anlässe. Sie meinen die je Angesprochenen;
     ihre Worte haben tiefe Resonanzböden. Sie leiden an der Verstockung. Das Nicht-hören-Wollen wird mit Nicht-hören-Können bestraft,
     das Nicht-sehen-Wollen mit Nicht-sehen-Können. Verklebt ist der Verstand derer, die nicht mehr erkennen können, was auf dem
     Spiel steht. Sie erleben aggressive Abwehr derer, denen sie die sperrigen Wahrheiten sagen und die sich in trügerischen Sicherheiten
     wiegen.
     
    Hört zu, ihr tolles Volk,
    das keinen Verstand hat,
    die da Augen haben und sehen nicht,
    Ohren haben und hören nicht!
    (Jeremia 5,21)
     
    |76| Es steht greulich
    und grässlich im Lande.
    Die Propheten weissagen Lüge,
    und die Priester herrschen auf eigene Faust,
    und mein Volk hat’s gern so.
    Aber was werdet ihr tun, wenn’s damit ein Ende hat?
    (Jeremia 5,30–31)
     
    Denn sie gieren alle, klein und groß,
    nach unrechtem Gewinn,
    und Propheten und Priester gehen alle mit Lüge um
    und heilen den Schaden meines Volkes nur
    obenhin,
    indem sie sagen: »Friede! Friede!«,
    und ist doch nicht Friede.
    (Jeremia 6,13–14)
     
    So spricht der HERR:
    Tretet hin an die Wege und schauet
    und fragt nach den Wegen der Vorzeit,
    welches der gute Weg sei, und wandelt darin,
    so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele!
    Aber sie sprechen: Wir wollen’s nicht tun!
    (Jeremia 6,16)
     
    So spricht der HERR Zebaoth:
    Halte Nachlese am Rest Israels
    wie am Weinstock,
    strecke deine Hand immer wieder aus
    wie ein Winzer nach den Reben.
    (Jeremia 6,9)
     
    Darauf antwortet der Prophet:
    »Ach, mit wem soll ich noch reden,
    |77| und wem soll ich Zeugnis geben?
    Dass doch jemand hören wollte!
    Aber ihr Ohr ist unbeschnitten;
    sie können’s nicht hören.
    Siehe, sie halten des HERRN Wort für Spott
    und wollen es nicht haben.«
    (Jeremia 6,10)
     
    Sie verleugnen den HERRN
    und sprechen: »Das tut er nicht;
    so übel wird es uns nicht gehen;
    Schwert und Hunger werden wir nicht sehen.
    Die Propheten sind Schwätzer
    und haben Gottes Wort nicht;
    es ergehe ihnen selbst so!«
    Darum spricht der HERR, der Gott Zebaoth:
    Weil ihr solche Reden führt,
    siehe, so will ich meine Worte in deinem Munde
    zu Feuer machen
    und dies Volk zu Brennholz,
    dass es verzehrt werde.
    (Jeremia 5,12–14)
     
    So spricht der Herr:
    Ich habe dich zum Prüfer gesetzt für mein

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