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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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war auf der Suche nach einem Weisen und fand den Yeti. Wer weiß, wie alt er wirklich war oder wie lange er hier gelebt hat? Ich wusste nur, dass er der Letzte seiner Art war und dass er ohne Hilfe über kurz oder lang sterben würde. Ich blieb hier und baute dieses Kloster. Gemeinsam mit den Mönchen, die zum Studium hierher kamen, habe ich mich schon um den Yeti gekümmert, als ihr zwei noch Kinder wart. Jetzt ist er fort. Ich habe keine Bestimmung mehr, und ich habe nichts gelernt. Was immer es zu wissen gab, ist dort unter diesem Eisklumpen gestorben.«
    Josua langte über den Tisch und nahm die Hand des alten Mannes. »Ihr lasst uns Tag für Tag dieselben Schritte tun, immer und immer wieder üben wir dieselben Pinselstriche, wir singen dieselben Mantras ... wozu? Damit unser Tun natürlich und spontan wird, ohne von Gedanken entkräftet zu werden, ja?«
    »Ja«, sagte Kaspar.
    »Genauso ist es mit der Nächstenliebe«, sagte Josua. »Das wusste der Yeti. Er liebte immer, sofort, spontan, ohne Gedanken oder Worte. Das hat er mich gelehrt. Liebe ist nicht etwas, woran man denkt, es ist ein Zustand, in dem man sich befindet. Das war seine Gabe.«
    »Wow«, sagte ich.
    »Um das zu lernen, bin ich hergekommen«, sagte Josh. »Ihr habt es mich ebenso gelehrt wie der Yeti.« »Ich?« Kaspar hatte Tee eingeschenkt, während Josua sprach, und nun merkte er, dass seine Tasse überlief und der ganze Tisch voller Tee war.
    »Wer hat für ihn gesorgt? Ihn gefüttert? Sich um ihn gekümmert? Musstet Ihr darüber nachdenken, bevor Ihr es getan habt?«
    »Nein«, sagte Kaspar.
    Josua stand auf. »Danke für das Boot.«

    Kaspar begleitete uns nicht zum Haupttor. Wie versprochen wartete Nummer Vier dort mit unseren Kleidern und dem Geld, das wir bei uns gehabt hatten, als wir vor sechs Jahren angekommen waren. Ich nahm das Ying-Yang-Fläschchen mit dem Gift, das Wonne mir gegeben hatte, und zog die Kordel über meinen Kopf, dann schob ich die Hülle mit dem Glasdolch unter den Gürtel meines Umhangs und klemmte mir meine Kleider unter den Arm.
    »Ihr macht euch auf die Suche nach Kaspars Bruder?«, fragte Nummer Vier. Nummer Vier war einer der älteren Mönche, einer von denen, die dem Kaiser als Soldaten gedient hatten, und eine lange, weiße Narbe zog sich von der Mitte seines geschorenen Schädels bis zum rechten Ohr, das durch einen tiefen Schnitt gespalten war.
    »Wir finden ihn im Land der Tamilen, oder?«, fragte Josua.
    »Geht nach Süden. Es ist sehr weit. Auf dem Weg lauern viele Gefahren. Denkt an euer Training.«
    »Tun wir.«
    »Gut.« Nummer Vier machte auf dem Absatz kehrt, verschwand im Kloster und schloss das schwere, hölzerne Tor hinter sich.
    »Nein, nein, Vier, beschäme dich nicht mit einem läppischen Lebwohl«, sagte ich zum Tor gewandt. »Nein, wirklich, bitte, keine Szene.«
    Josua zählte unser Geld im Lederbeutel. »Es ist nur das, was wir ihnen gegeben haben.«
    »Gut.«

    »Nein, das ist nicht gut. Wir waren sechs Jahre hier, Biff. Dieses Geld hätte sich in der Zeit verdoppeln oder verdreifachen sollen.«
    »Wie, durch Zauberei?«
    »Nein, sie hätten es investieren können.« Er wandte sich um und sah zum Tor. »Ihr blöden Hunde, vielleicht solltet ihr weniger Zeit damit verbringen, euch gegenseitig zu verprügeln, und etwas mehr damit, wie ihr euer Geld anlegt.«
    »Spontane Liebe?«, sagte ich.
    »Ja, auch die wird Kaspar nie finden. Deshalb haben sie die Yetis getötet, das weißt du doch, oder?«
    »Wer?«
    »Die Bergbewohner. Sie haben die Yetis getötet, weil sie ein Wesen, das nicht so böse ist wie sie, niemals verstehen können.«
    »Die Bergbewohner waren böse?«
    »Alle Menschen sind böse. Darüber habe ich auch mit meinem Vater gesprochen.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Die können mich alle mal.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Wenigstens hat er dir geantwortet.«
    »Mir scheint, er glaubt, es sei jetzt mein Problem.«
    »Da fragt man sich doch, wieso er das nicht in eine der Tafeln gebrannt hat. >HIER, MOSES, DAS SIND DIE ZEHN GEBOTE, UND HIER KOMMT GLEICH NOCH EINS, DAS LAUTET: IHR KÖNNT MICH ALLE MAL.« 
    »Das klingt nicht nach ihm.«
    »FÜR NOTFÄLLE«, fügte ich mit meiner allerbesten GottesStimme-Imitation hinzu.
    »Ich hoffe, in Indien ist es warm«, sagte Josua. Und so ging Josua von Nazareth im Alter von vierundzwanzig Jahren tatsächlich nach Indien.

TEIL VIER

    Geist

    Wer mich in allen Dingen sieht, und alle Dinge in mir, ist niemals fern von mir, und ich bin niemals

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