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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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»Josua, bist du verrückt?«
    Justus richtete seinen Blick auf Josua, und das Lächeln in seinen Augen verblasste. »Was sie dir auch einreden mögen, Junge ... Rom kennt nur zwei Gesetze: Zahle deine Steuern und begehre nicht auf. Befolge sie, und du sollst leben.«
    Maggie riss Josua herum und lächelte den Römer an. »Danke, Herr, wir bringen ihn aus der Sonne.« Dann wandte sie sich wieder Josua zu. »Möchtet ihr beiden mir vielleicht etwas erzählen?«
    »Es liegt nicht an mir«, sagte ich. »Er ist es.«
    Am nächsten Tag begegneten wir dem Engel zum ersten Mal. Maria und Josef sagten, Josua sei schon seit Sonnenaufgang aus dem Haus und sie hätten ihn seitdem nicht mehr gesehen. Fast den ganzen Morgen rannte ich im Dorf herum, suchte Josua und hoffte, Maggie über den Weg zu laufen. Auf dem Dorfplatz sprach alles von der wandelnden Toten, aber keiner meiner Freunde war in Sicht. Gegen Mittag stellte mich meine Mutter dazu ab, meine kleinen Brüder zu hüten, da sie mit den anderen Frauen im Weinberg arbeitete. Sie kam wieder, als der Abend dämmerte, roch nach Schweiß und süßem Wein, die Füße dunkelrot vom Stapfen in der Weinpresse. Als ich wieder frei war, rannte ich überall auf dem Hügel herum, sah nach, wo wir am liebsten spielten, und fand Josua schließlich auf den Knien in einem Olivenhain. Er betete und wiegte sich dabei vor und zurück. Schweißnass war er, und ich fürchtete schon, er hätte Fieber. Seltsam, dass ich mir um meine eigenen Brüder nie solche Sorgen machte, aber von Anfang an erfüllte mich Josua mit göttlich inspirierter Sorge.
    Ich beobachtete ihn, wartete, und als er sich aufrichtete, um auszuruhen, tat ich, als müsste ich husten, damit er wusste, dass ich kam.
    »Vielleicht solltest du dich noch eine Weile auf Eidechsen beschränken.«
    »Ich habe versagt. Ich habe meinen Vater enttäuscht.«
    »Hat er es dir gesagt, oder weißt du es einfach?«
    Er überlegte einen Moment, schien das Haar aus seinem Gesicht streichen zu wollen, da fiel ihm ein, dass er kein langes Haar mehr hatte, und legte seine Hände in den Schoß. »Ich bitte um Erleuchtung, aber ich bekomme keine Antwort. Ich spüre, dass ich etwas tun soll, aber ich weiß nicht, was. Und ich weiß nicht, wie.«
    »Ich glaube, der Priester war überrascht. Ich jedenfalls war es. Und Maggie auch. Die Leute werden noch monatelang darüber sprechen.«
    »Aber ich wollte, dass die Frau wieder lebt. Unter uns wandelt. Von dem Wunder kündet.«
    »Na ja, es steht geschrieben, dass zwei von dreien gar nicht mal übel sind.«
    »Wo steht das geschrieben?«
    »Dalmatiner 9,7, glaube ich - egal, kein anderer hätte tun können, was du getan hast.«
    Josua nickte. »Was sagen die Leute?«
    »Sie glauben, es läge daran, wie die Frauen den Leichnam präpariert haben. Aber sie haben noch zwei Tage Läuterung vor sich, und deshalb kann man sie jetzt nicht befragen.«
    »Sie wissen also nicht, dass ich es war?«
    »Hoffentlich. Josua, begreif doch, dass du solche Sachen nicht vor aller Augen machen kannst! Sie sind dafür noch nicht bereit.«
    »Aber die meisten wollen es. Ständig reden sie davon, dass der Messias kommt, um uns zu erlösen. Muss ich ihnen denn nicht zeigen, dass er da ist?«
    Was soll man darauf sagen? Er hatte Recht. Seit ich denken konnte hieß es, der Messias käme, das Reich Gottes stehe bevor, die Befreiung unseres Volkes von den Römern ... In den Hügeln trieben sich die unterschiedlichsten Splittergruppen von Zeloten herum, die gegen die Römer kämpften, um den Umsturz herbeizuführen. Wir waren von Gott auserwählt, gesegnet und gestraft wie kein anderes Volk auf Erden. Wenn die Juden sprachen, lauschte Gott, doch jetzt war es an Gott, etwas zu sagen. Angeblich sollte mein bester Freund sein Sprecher sein. Aber in diesem Augenblick glaubte ich nicht daran. Trotz allem, was ich gesehen hatte, war Josua vor allem mein bester Freund, nicht der Messias.
    Ich sagte: »Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Messias einen Bart haben soll.«
    »Also ist es noch nicht an der Zeit. Willst du das sagen?«
    »Klar, Josh, ich weiß es und du nicht. Gott hat mir einen Boten geschickt, und der hat gesagt: >Ach, übrigens, sag Josua, er soll warten, bis er sich rasieren kann, bevor er mein Volk aus dem Joch befreit.«
    »Es könnte passieren.«
    »Frag nicht mich. Frag Gott.«
    »Das habe ich getan. Er antwortet nicht.«
    Von Minute zu Minute war es im Olivenhain düsterer geworden, und ich konnte kaum noch den Schimmer

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