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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Wenn es nicht im Gesetz Mose steht, dann sollten die Römer so was einführen. Ich meine, wenn sie ohne zu zögern einen Juden kreuzigen, sollte es eine Strafe dafür geben, dass man ihre Straßen einsaut. Findest du nicht? Es muss ja nicht unbedingt gleich Kreuzigung sein, aber ordentlich eins auf die Glocke oder so.«
    »Aber wie hätte ich den Leichnam berühren sollen, wenn es nach dem Gesetz verboten ist? Die Trauergesellschaft hätte mich daran gehindert.«
    »Können wir einen Moment anhalten, damit ich meine Sandale abkratzen kann? Hilf mir, einen Stock zu suchen. Dieser Haufen ist so groß wie mein Kopf.«
    »Du hörst mir nicht zu, Biff.«
    »Ich hör dir zu. Pass auf, Josua, ich glaube nicht, dass das Gesetz für dich gilt. Ich meine, du bist der Messias. Gott sollte dir sagen, was er eigentlich will, oder?«
    »Ich frage, aber ich bekomme keine Antwort.«
    »Hör zu, du machst dich gut. Vielleicht hat die alte Frau nicht wieder gelebt, weil sie stur war. Alte Leute sind so. Meinen Großvater muss man mit Wasser bespritzen, um ihn aus seinem Mittagsschlaf zu holen. Versuch es nächstes Mal mit einem jungen Toten.«
    »Was ist, wenn ich nicht wirklich der Messias bin?«
    »Du meinst, du bist nicht sicher? Der Engel hat es dir nicht verraten? Du meinst, Gott erlaubt sich einen Scherz mit dir? Das glaube ich nicht. Ich kenne die Thora nicht so gut wie du, Josua, aber ich kann mich nicht erinnern, dass Gott Sinn für Humor hätte.«
    Schließlich ein Grinsen. »Er hat mir dich als besten Freund gegeben, oder?«
    »Hilf mir, einen Stock zu suchen.« »Glaubst du, ich werde ein guter Steinmetz?«
    »Mach es nur nicht besser als ich. Mehr verlange ich nicht.«
    »Du stinkst.«
    »Meine Rede!«
    »Glaubst du, Maggie mag mich wirklich?«
    »Machst du jetzt jeden Morgen so ein Theater? Denn wenn ja, kannst du allein zur Arbeit gehen.«
    Die Tore von Sephoris waren wie ein Menschentrichter. Bauern strömten hinaus auf die Felder, in die Wälder, Handwerker und Bauarbeiter drängten hinein, während Händler ihre Waren feilboten und Bettler an den Straßenrändern klagten. Staunend blieben Josua und ich draußen vor den Toren stehen und wurden beinahe von einem Mann über den Haufen gerannt, der mehrere Esel führte, beladen mit Körben voll Steinen.
    Nun war es nicht so, als hätten wir noch nie eine Stadt gesehen. Jerusalem war fünfzigmal größer als Sephoris, und dort waren wir schon oft an Feiertagen gewesen, aber Jerusalem war eine jüdische Stadt ... es war die jüdische Stadt. Sephoris war die römische Festungsstadt in Galiläa, und sobald wir die Statue der Venus beim Tor sahen, wussten wir, dass diese Stadt ganz anders war.
    Ich stieß Josua mit dem Ellbogen in die Rippen. »Götzenbild.« Nie zuvor hatte ich eine Darstellung des menschlichen Körpers gesehen.
    »Sündig«, sagte Josua.
    »Sie ist nackt.«
    »Sieh nicht hin.«
    »Sie ist völlig nackt.«
    »Es ist verboten. Wir sollten schnell weitergehen und deinen Vater suchen.« Er nahm meinen Ärmel und zerrte mich durchs Tor in die Stadt.
    »Wie können sie das zulassen?«, fragte ich. »Man sollte meinen, dass unsere Leute sie stürzen.«
    »Das haben sie getan, eine Bande von Zeloten. Josef hat es mir erzählt. Die Römer haben sie geschnappt und an dieser Straße gekreuzigt.«
    »Das hast du mir nie erzählt.«
    »Josef hat gesagt, ich soll nicht darüber sprechen.«
    »Man konnte ihre Brüste sehen.«
    »Denk nicht daran.«
    »Wie soll ich nicht daran denken? Ich habe noch nie eine Brust ohne Säugling gesehen. Sie sind ... netter, wenn sie paarweise auftreten.«
    »Wo geht es zu unserer Arbeit?«
    »Mein Vater hat gesagt, wir sollen zur westlichen Ecke der Stadt kommen. Dort sehen wir dann schon, wo gearbeitet wird.«
    »Dann kommt jetzt.« Noch immer zerrte er mich hinterher, mit gesenktem Kopf, stampfend wie ein ärgerliches Maultier.
    »Glaubst du, Maggies Brüste sehen auch so aus?«
    Mein Vater hatte den Auftrag, einem wohlhabenden Griechen im Westen der Stadt ein Haus zu bauen. Als Josua und ich eintrafen, war mein Vater bereits dort, dirigierte die Sklaven, die einen behauenen Stein auf die Mauer hievten. Vermutlich hatte ich etwas anderes erwartet. Vermutlich überraschte es mich, dass jeder, selbst ein Sklave, den Anweisungen meines Vaters folgte. Die Sklaven waren Nubier, Ägypter, Phönizier, Verbrecher, Schuldner, Kriegsgefangene, ungewollte Kinder. Es waren drahtige, dreckige Männer, von denen mancher nicht mehr als Sandalen und

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