Die Bibel nach Biff
Maggie, ihre Mutter, ihre Tanten und ihre Schwestern am Sabbat zur Synagoge und flehten die Pharisäer um Hilfe an.
Am nächsten Tag erschienen die Pharisäer aus Nazareth, Jafia und Sephoris in der römischen Garnison, um bei Justus die Freilassung der Gefangenen zu erbitten. Ich kann mir nicht vorstellen, was sie gesagt haben und womit sie Druck auf die Römer ausüben konnten, aber am folgenden Tag, kurz nach Sonnenaufgang, kamen die Männer aus Maggies Familie in unser Dorf gestolpert, geschunden, ausgehungert und verdreckt, aber doch am Leben.
Es gab kein Fest, keine Feier für die Heimkehr der Gefangenen. Wir Juden hielten uns einige Monate bedeckt, damit sich die Römer beruhigen konnten. Maggie schien mir in den folgenden Wochen distanziert, und nie bekamen Josh und ich dieses Lächeln zu sehen, bei dem uns stets der Atem stockte. Sie schien uns zu meiden, lief eilig vom Platz, wenn wir sie dort sahen, oder hielt sich am Sabbat so nah bei den Frauen ihrer Familie, dass wir nicht mit ihr sprechen konnten. Schließlich, nachdem ein Monat vergangen war, bestand Josua - ohne Rücksicht auf Sitte und Anstand - darauf, dass wir die Arbeit schwänzten, und zerrte mich am Ärmel zu Maggies Haus. Sie kniete vor der Tür am Boden, mahlte etwas Gerste mit einem Stein. Wir konnten ihre Mutter sehen, die im Haus herumlief, und hörten den Lärm, den ihr Vater und der ältere Bruder Simon (den man Lazarus nannte) nebenan in der Schmiede machten. Maggie war auf den Rhythmus des Mahlens konzentriert, so dass sie uns nicht kommen sah. Josua legte ihr eine Hand auf die Schulter, und sie lächelte, ohne aufzublicken.
»Ihr sollt doch in Sephoria ein Haus bauen«, sagte sie.
»Es schien uns wichtiger, eine kranke Freundin zu besuchen.«
»Und wer sollte das sein?«
»Was glaubst du?« »Ich bin nicht krank. Tatsächlich hat mich die Hand des Messias geheilt.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Josua.
Schließlich sah sie zu ihm auf, und ihr Lächeln verflog. »Ich kann mit euch beiden nicht mehr befreundet sein«, sagte sie.
»Es hat sich einiges geändert.«
»Wieso, weil dein Onkel Sikarier war?«, sagte ich. »Sei nicht albern.«
»Nein, weil meine Mutter einen Handel abgeschlossen hat, damit Iban die anderen Pharisäer überredet, nach Sephoria zu gehen und um das Leben der Männer zu bitten.«
»Was für einen Handel?« fragte Josua.
»Ich bin verlobt.« Sie betrachtete den Mahlstein, und eine Träne tropfte ins Mehl.
Wir waren beide sprachlos. Josh nahm seine Hand von ihrer Schulter und trat zurück, dann sah er mich an, als könnte ich etwas tun. Mir war, als müsste ich selbst jeden Augenblick weinen. Erstarrt stieß ich hervor: »Mit wem?«
»Mit Jakan«, sagte Maggie schluchzend.
»Ibans Sohn? Der Widerling? Der Rüpel?«
Maggie nickte. Josua hielt sich den Mund zu und lief ein paar Schritte weiter, dann übergab er sich. Ich fühlte mich verleitet, es ihm nachzutun, doch stattdessen hockte ich vor Maggie.
»Wie lange bleibt dir noch?«
»Die Hochzeit soll einen Monat nach dem Passahfest stattfinden. Mutter hat ihn so weit gebracht, dass er noch sechs Monate wartet.«
»Sechs Monate! Sechs Monate! Das ist eine Ewigkeit, Maggie. Also, Jakan könnte in sechs Monaten auf tausend Arten zu Tode kommen, und das sind nur die, die mir spontan einfallen. Jemand könnte ihn als Rebellen an die Römer ausliefern. Ich sage nicht, wer, aber es wäre möglich. Es könnte passieren.«
»Tut mir Leid, Biff.«
»Es muss dir nicht Leid tun. Wieso sollte ich dir Leid tun?«
»Ich weiß, wie du empfindest, also tut es mir Leid.«
Eine Sekunde war ich baff. Ich warf einen Blick auf Josua, um zu sehen, ob er mir einen Tipp geben konnte, aber er war nach wie vor damit beschäftigt, sein Frühstück in den Staub zu reihern.
»Aber du liebst doch Josua?«, fragte ich schließlich.
»Geht es dir jetzt irgendwie besser?«
»Also ... nein.«
»Dann tut es mir Leid.« Es schien, als wollte sie über meine Wange streichen, aber ihre Mutter rief, bevor sie mich berühren konnte.
»Maria, du kommst sofort ins Haus. Aber sofort!«
Maggie nickte zum Messias hinüber. »Pass auf ihn auf.«
»Er kommt schon zurecht.«
»Und pass auf dich selbst auf.«
»Ich komme auch zurecht, Maggie. Vergiss nicht, dass ich eine Notfall-Ersatzfrau habe. Außerdem sind es sechs Monate. In sechs Monaten kann viel passieren. Es ist ja nicht so, als würden wir dich nicht wiedersehen.« Ich gab mir Mühe, zuversichtlicher zu klingen, als mir
Weitere Kostenlose Bücher