Die Bibel nach Biff
gehen soll. Wie wäre es damit?«
»Das kann ich tun.«
»Dann tu es.«
»Bin gleich wieder da.«
»Wir warten.«
»Geh mit Gott«, sagte Josua.
Einen Augenblick später war der Engel hinter einen anderen Baumstamm getreten, und der goldene Lichtschein war mit einer warmen Brise aus dem Olivenhain verschwunden.
»Du warst ein bisschen hart zu ihm«, sagte Josua.
»Josh, Nettsein bringt einen nicht immer ans Ziel.«
»Man kann es versuchen.«
»War Moses nett zum Pharao?«
Bevor mir Josua antworten konnte, ging wieder diese warme Brise durch den Olivenhain, und der Engel trat hinter einem Baum hervor. »Dein Schicksal suchen«, sagte er.
»Was?«, sagte ich.
»Was?«, sagte Josua.
»Du sollst dein Schicksal suchen.«
»Das ist alles?«
»Ja.«
»Was ist mit dieser Sache mit den Frauen?«, fragte ich.
»Ich muss jetzt gehen.«
»Schnapp ihn dir, Josh. Halt ihn fest, ich hau ihm eine rein.« Doch der Engel war mit dem lauen Wind entschwunden. »Mein Schicksal?« Josua blickte in seine offenen, leeren Hände.
»Wir hätten die Antwort aus ihm herausprügeln sollen.«
»Ich glaube kaum, dass es geholfen hätte.«
»Oh, zurück zur netten Strategie: Hat Moses ...«
»Moses hätte sagen sollen: "Lass mein Volk gehen, bitte".«
»Das hätte einen Unterschied gemacht?«
»Es hätte klappen können. Man weiß es nie.«
»Und was weißt du über dein Schicksal?«
»Ich werde das Allerheiligste befragen, wenn wir am Passahfest zum Tempel gehen.«
Und so begab es sich, dass im Frühling alle Juden aus Galiläa zum Passahfest nach Jerusalem pilgerten, und sich Josua auf die Suche nach seinem Schicksal machte. Auf der Straße drängten sich die Familien auf ihrem Weg in die heilige Stadt. Kamele, Karren und Esel waren schwer beladen mit Reiseproviant, und überall entlang der Pilgerkolonnen hörte man das Blöken der Lämmer, die zum Fest geopfert werden sollten. Die Straße war in diesem Jahr sehr trocken, und so weit das Auge reichte, schlängelte sich eine rotbraune Staubwolke in beide Richtungen.
Da wir jeweils die ältesten Kinder in unseren Familien waren, fiel es Josua und mir zu, auf unsere jüngeren Brüder und Schwestern aufzupassen. Es schien, als sei es das Einfachste, sie zusammenzubinden, und so vertäuten wir meine beiden Brüder und Joshs drei Brüder und zwei Schwestern der Größe nach hintereinander. Ich knotete ihnen das Seil locker um den Hals, damit es sie nicht erwürgte, wenn sie aus der Reihe tanzten.
»Ich kann das aufbinden«, sagte Jakobus.
»Ich auch«, sagte mein Bruder Sehern.
»Aber du tust es nicht. Das ist jetzt der Teil vom Passahfest, in dem man Moses nachspielt, wie er euch aus dem Gelobten Land führt. Du musst bei den Kleinen bleiben.«
»Du bist nicht Moses«, sagte Sehern.
»Nein ... nein, ich bin nicht Moses. Schlau, wie du es gemerkt hast.« Ich band das Ende des Seiles an einen Wagen in der Nähe, auf dem sich Weinkrüge stapelten. »Dieser Wagen ist Moses«, sagte ich. »Folgt ihm.«
»Dieser Wagen ist nicht ...«
»Es ist symbolisch gemeint. Halt endlich die Klappe und lauf Moses hinterher.«
Derart von Verantwortung befreit, machten Josua und ich uns auf die Suche nach Maggie und ihrer Familie. Wir wussten, dass sich Maggie mit ihrem Clan nach uns auf den Weg gemacht hatte, und so kämpften wir gegen den Strom der Pilger, trotzten Eselsbissen und Kamelspucke, bis wir ihr königsblaues Tuch auf einem Hügel entdeckten, wohl eine halbe Meile zurück. Wir hatten beschlossen, am Straßenrand zu sitzen und zu warten, bis sie kam, statt weiter durch die Menge zu rempeln, als die Kolonne der Pilger plötzlich die Straße verließ und in einer großen Woge zu beiden Seiten ausschwenkte. Als wir den roten Helmbusch eines Zenturios über die Hügelkuppe kommen sahen, begriffen wir. Unsere Leute machten Platz für die römische Armee. (Zum Passahfest erwartete man in Jerusalem etwa eine Million Juden ... eine Million Juden, die ihre Befreiung von der Unterdrückung feierten, aus Sicht der Römer eine hochgefährliche Mixtur. Der römische Statthalter wollte mit seiner ganzen Legion von sechstausend Mann aus Cäsarea kommen, und jede der anderen Kasernen in Judäa, Samarien und Galiläa würde die eine oder andere Hundertschaft von Soldaten in die heilige Stadt schicken.)
Wir nutzten die Gelegenheit, schnell zu Maggie hinüberzulaufen, und trafen dort zur selben Zeit wie die römische Armee ein. Der Zenturio, der die Kavallerie
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