Die Bibel nach Biff
bis nach Antiochia«, sagte Josua, nachdem er mit ein paar Seeleuten gesprochen hatte, die in der Schenke tranken. »Über Land dauert es zwei bis drei Wochen.«
»Dann übers Meer«, sagte ich. Ziemlich mutig, dachte ich, angesichts der Tatsache, dass ich noch nie im Leben einen Fuß an Bord eines Bootes gesetzt hatte.
Wir fanden ein geräumiges, römisches Frachtschiff mit erhöhtem Achterdeck, das sämtliche Häfen auf dem Seeweg nach Tarsus anlaufen wollte, einschließlich Seleuzia. Der Kapitän war ein drahtiger, raubvogelgesichtiger Phönizier namens Titus Inventius, der behauptete, seit seinem vierten Lebensjahr zur See zu fahren und schon zweimal zum Rand der Welt gesegelt zu sein, bis ihm das Herz in die Hose gerutscht sei, wenn ich mir auch nie erklären konnte, was das eine mit dem anderen zu tun haben sollte.
»Was könnt ihr? Aus welcher Branche seid ihr?«, fragte Titus unter seinem großen Strohhut hervor, während er die Sklaven dabei beaufsichtigte, wie sie Krüge mit Wein und Öl im Schiffsinneren verluden. Seine Augen waren schwarze Perlen, weit hinten in faltigen Höhlen, wie sie sich vom lebenslangen Blinzeln in die Sonne bilden.
»Also, ich bin Steinmetz, und er ist Gottes Sohn.« Ich grinste. Ich dachte, uns blieben so mehr Möglichkeiten, als wenn ich sagte, wir seien beide Steinmetz.
Titus schob seinen Strohhut in den Nacken und musterte Josua von oben bis unten. »Gottes Sohn, hm? Kann man davon leben?«
Josua warf mir einen bösen Blick zu. »Ich kenne mich mit Stein- und Holzarbeiten aus, und wir beide können schwere Lasten tragen.«
»An Bord gibt es für einen Steinmetz kaum zu tun. Seid ihr zwei schon mal zur See gefahren?«
»Ja«, sagte ich.
»Nein«, sagte Josua.
»Er war an dem Tag krank«, sagte ich. »Ich war schon auf See.«
Titus lachte. »Gut, ihr geht und helft, diese Krüge da an Bord zu schaffen. Ich bringe eine Ladung Schweine bis nach Sidon, und ihr zwei könnt dafür sorgen, dass sie in der Hitze ruhig bleiben, damit sie überleben. So könnt ihr mir vielleicht von Nutzen sein. Aber es kostet euch außerdem etwas.«
»Wie viel?«, fragte Josua.
»Wie viel habt ihr?«
»Fünf Schekel«, sagte ich.
»Zwanzig Schekel«, sagte Josua.
Ich stieß dem Messias meinen Ellbogen so fest in die Rippen, dass er sich krümmte. »Zehn Schekel«, sagte ich. »Ich meinte je fünf, als ich fünf sagte.« Mir war, als handelte ich mit mir selbst und das nicht einmal gut.
»Dann zehn Schekel plus aller Arbeit, die ich für euch finden kann. Aber wenn ihr auf mein Schiff kotzt, geht ihr über die Reling, ist das klar? Zehn Schekel oder nicht.«
»Absolut«, sagte ich und zerrte Josua den Anleger hinunter, wo die Sklaven Krüge verluden.
Als uns Kapitän Titus nicht mehr hören konnte, sagte Josua:
»Du musst ihm sagen, dass wir Juden sind. Wir können keine Schweine hüten.«
Ich packte einen der riesigen Weinkrüge bei den Ohren und schleppte ihn zum Schiff. »Ist schon okay, es sind römische Schweine. Denen ist es egal.«
»Ach so, na gut«, sagte Josua, schnappte sich selbst einen Krug und hievte ihn auf seinen Rücken. Dann dämmerte es ihm, und er setzte den Krug wieder ab. »He, warte mal, das ist überhaupt nicht gut.«
Am nächsten Morgen segelten wir mit der Flut. Josua, ich, eine dreißigköpfige Mannschaft, Titus und fünfzig angeblich römische Schweine.
Bis wir abgelegt hatten - auch Josh und ich mussten rudern - und der Hafen weit hinter uns lag, bis die Riemen eingeholt waren und sich das große, quadratische Segel wie der Wanst eines gefräßigen Flaschengeistes über dem Deck aufblähte, bis Josua und ich das Heck des Schiffes erklommen, wo Titus auf dem Deck stand und eines der beiden langen Ruder hielt und ich das Land weit hinter uns liegen sah und keine Stadt mehr, sondern nur noch einen Fleck am Horizont ausmachte, bis dahin hatte ich keine Ahnung, dass in mir eine abgrundtiefe Furcht vor dem Segeln verankert war.
»Wir sind viel zu weit vom Land weg«, sagte ich. »Viel zu weit. Ihr müsst wirklich näher ans Land fahren, Titus.« Ich deutete zum Ufer, für den Fall, dass Titus unsicher sein mochte, wohin er steuern sollte.
Ist doch zu verstehen, oder nicht? Ich meine, ich bin in einer trockenen Gegend aufgewachsen, in der selbst die Flüsse kaum mehr als feuchte Gräben sind. Mein Volk kommt aus der Wüste. Nur einmal mussten wir ein Meer überqueren, und das taten wir zu Fuß. Das Segeln schien mir, na ja ... unnatürlich.
»Hätte der
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