Die Bibel Verstehen

1,46–55). Samuel wird schon als Kind in den Tempel gebracht. Dort erfährt er in der Nacht seine Berufung durch Gott. Er wird zum Propheten für das Volk. Doch das Volk möchte einen König wie die anderen Völker. Ein Prophet ist ihm zu wenig. Widerwillig gibt Samuel nach. Er bekommt von Gott den Auftrag, Saul zum König zu salben. Als Saul von Samuel gesalbt wird, verwandelt Gott Sauls Herz und dieser gerät in prophetische Verzückung. Das Volk wählt nun Saul zum König. Samuel weistdas Volk darauf hin, dass es durch sein Verlangen nach einem König abgewichen ist vom Vertrauen auf Gott. Und er ermahnt die Israeliten, Gottes Gebote zu halten. Dann wird Gott sie mit ihrem König schützen. Saul kämpft gegen die Feinde und hat Erfolg. Doch schon bald wird er ungehorsam gegenüber Gottes Weisung und wird von Gott als König verworfen. Gott verlangt Gehorsam und Hinhören auf seine Weisung. «Gehorsam ist mehr wert als Opfer, Hinhören ist besser als das Fett von Widdern» (1 Sam 15,22).
    Die Bücher Josua, Richter, Rut und 1 Samuel enthalten wunderbare archaische Geschichten, die das Leben schildern, wie es ist, ohne es zu beschönigen. In diesen Geschichten können wir uns wiederfinden. Sie zeigen uns, in welche Bereiche uns unser Weg führt. Man könnte sagen: Nach dem Auszug aus Abhängigkeiten, der uns in den ersten fünf Büchern Mose geschildert wird, geht es um Situationen unseres Lebens, die uns immer wieder begegnen. Es kommt darauf an, dass wir voll Vertrauen diese Situationen bewältigen. In allem, was uns widerfährt – so sagen uns diese alten Schriften – steht Gott uns bei. Wenn wir auf seine Stimme hören und uns seiner Gnade öffnen, dann werden wir das Leben bestehen.

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DAVID UND SALOMO
     
    Samuel bekommt von Gott den Befehl, David zum König zu salben. David ist der jüngste Sohn Isais. Gott erwählt den jüngsten und unscheinbaren Sohn, der gerade die Schafe hütet, und nicht die, die Isai dem Propheten präsentiert. «Der Mensch sieht auf das Äußere, J
HWH
aber sieht das Herz» (1 Sam 16,7). David dient dem amtierenden König Saul. Er spielt vor ihm die Harfe, um ihn von seinen Depressionen zu heilen.
    Der junge David besiegt – nur mit einer Schleuder bewaffnet – den Philister-Riesen Goliat. Statt dankbar zu sein für diese Tat Davids, wird Saul eifersüchtig auf ihn und sucht ihn zu töten. David schließt Freundschaft mit Sauls Sohn Jonatan. Es wird eine wunderbare Freundschaft, die in der Klage Davids um diesen toten Freund einen ergreifenden Ausdruck findet: «Mir ist es weh um dich, mein Bruder Jonatan, du warst mir über alles lieb! Ja, wunderbarer war deine Liebe für mich als die Liebe der Frauen» (2 Sam 1,26). David wird von Saul verfolgt. Doch er erweist seine Größe darin, dass er bei eigentlich günstiger Gelegenheit Sauls Leben schont. Als Saul im Kampf gegen die Philister fällt, trauert David um ihn, der ihm so feindlich nachgestellt hat. So wird David, der kriegerische Held, zum Urbild der Feindesliebe.
    Die Geschichte Sauls und Davids zeigt, dass Gott nicht die vollkommenen Menschen aussucht, sondern Menschen, die begrenzt sind, die aber an ihrer Begrenzung entweder wachsen wie David oder daran scheitern wie Saul.
    David wird zum König gesalbt. Unter ihm wird das Reich ausgebaut. Und alle leben im Wohlstand und Frieden. Doch auch David sündigt. Er begeht Ehebruch an Batseba und schickt ihren Mann Urija in den Tod. Der Prophet Natan stellt David zur Rede und verkündet ihm als Strafe für seine Sünde den Tod seines Sohnes. David bereut seine Schuld. Gott sieht auf seine Reue und schenkt ihm einen neuen Sohn: Salomo. Von ihm heißt es: «Der Herr liebte Salomo» (2 Sam 12,24).
    Selbst der größte König ist nicht ohne Schuld. Die Geschichte Israels ist eine ständige Geschichte von Aufstieg und Fall, Gehorsam und Sünde, Reue und Neubeginn. Gott lässt auch den Sünder nicht fallen, sondern erhebt ihn und nimmt ihn in seinen Dienst. David wird zum Sänger der Psalmen. Er erfährt den Aufruhr seines Sohnes Abschalom. Doch in allem hält er fest an seinem Gott. Der erfolgreiche König ist demütig geworden und gerade so wird er zum Segen für sein Volk.
    David setzt Salomo zum König ein. Er ermahnt ihn, Gottes Weisungen zu befolgen. Gott erscheint dem Salomo im Traum und fordert ihn auf, eine Bitte auszusprechen. Salomo bittet nicht um Macht und Reichtum, sondern um ein hörendes Herz(1 Kön 3,9). Gott schenkt ihm Weisheit, aber dazu noch all das, worum Salomo