Die Bibel Verstehen
einmal hat er keine Lust mehr zu leben. Er möchte am liebsten sterben. Als Begründung für seine Todessehnsucht gibt er an: «Ich bin nicht besser als meine Väter» (1 Kön 19,4). Er ist seinem Schatten begegnet. Jetzt möchte er nicht mehr weiterleben. Er legt sich hin, um zu sterben. Doch ein Engel des Herrn weckt ihn zweimal auf und verweist ihn jeweils auf Brot und Wasser. Es ist tröstlich, dass der Engel zweimal kommt, dass er Geduld und Humor hat mit dem lebensmüden Elija. Aber dann fordert er ihn auf, durch die Wüste zum Gottesberg Horeb zu wandern. Dort nimmt ihn Gott in die Schule. Er zeigt ihm, dass sein Gottesbild einseitig war. Gott ist nicht der, der sich nur im Feuer und im Erdbeben und im Sturm zeigt, sondern im leisen Säuseln des Windes. Elija wird eingeladen, sein einseitiges Gottesbild zu revidieren und in der Stille nach dem Gott Ausschau zu halten, den man nicht lauthals verkünden, sondern für den man sich nur im Schweigen öffnen kann.
Elija hat einen Nachfolger: Elischa. Auf ihn wirft er seinen Mantel, teilt ihm den Geist mit, den er selbst von Gott empfangen hat. Nun wirkt Elischa in der Kraft des Geistes ähnlich wie Elija Wunder an Wunder. Wie Elija lässt er den Ölkrug der Witwe nicht versiegen und weckt ihren toten Sohnwieder auf. Er macht die ungenießbare Speise genießbar, vermehrt das Brot und heilt den Ausländer Naaman.
Es sind Wunder, die sich in Jesus wiederholen und erfüllen werden. Jesus verweist bei seiner Antrittsrede in der Synagoge von Kafarnaum auf die Heilung des aussätzigen Syrers. – Es ist immer ein Gnadengeschenk, wenn Gott einen Menschen heilt, wenn das Giftige in uns entschärft wird und wir fähig werden, das Aussätzige in uns anzunehmen und uns damit auszusöhnen.
Trotz der großen Propheten Elija und Elischa wurde das Nordreich von den Assyrern erobert und die Bevölkerung wurde nach Assur verschleppt.
Ab dem achtzehnten. Kapitel berichtet uns das zweite Buch der Könige über das Schicksal des Südreiches. Da gibt es immer wieder Könige, die wie David das tun, was dem Herrn gefällt – so ein König ist Hiskija. Obwohl er wie David einzig J
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dient, muss er mit ansehen, wie das Heer der Assyrer Jerusalem belagert und der Stadt die Zerstörung androht. Doch der Prophet Jesaja ermutigt ihn, seine ganze Hoffnung auf Gott zu setzen. Nach außen hin ist Juda dem assyrischen Heer unterlegen. Es hätte keine Chance, die Assyrer zu besiegen. Doch der Engel des Herrn tritt für Juda ein und rettet es aus der Hand der Assyrer. Gott befreit den König auch von schwerer Krankheit. Dennoch muss ihm der Prophet Jesaja, der ihm bisher nur Heil verkündet hat, mitteilen, dass man einst alle Schätze Jerusalemsnach Babel bringen wird. Doch zuvor führt der fromme König Joschija eine Reform durch. Er beseitigt alle Missstände in Juda und erneuert den Bund zwischen Gott und seinem Volk. Er verspricht, alle Gebote Gottes zu halten. Ausgerechnet dieser fromme König fällt in der Schlacht gegen den Pharao von Ägypten. Das war wohl ein Schock für alle Frommen in Juda. Unter dem Nachfolger des vorbildlichen Königs Joschija fällt Nebukadnezzar, der König von Babel, in das Land Juda ein und erobert es einige Jahre später, als Jojachin König von Juda war.
Die Babylonier verschleppen die Judäer und rauben alle Schätze aus dem Tempel, um sie nach Babel zu bringen, wie der Prophet Jesaja es vorhergesagt hat. Für den Autor ist der Fall Jerusalems die Folge der Sünden, die der König Manasse in Jerusalem verübt hatte. Gott hat dem Volk und seinen Königen immer wieder seinen Abfall verziehen. Doch bei Manasse war das Maß voll: «… wegen des Blutes der Unschuldigen, das er vergossen und mit dem er Jerusalem angefüllt hatte; das wollte der Herr nicht mehr vergeben» (2 Kön 24,4).
So ist das Schicksal Judas eine Mahnung an die Leser, Gott zu vertrauen und nicht den Mächtigen der Welt. Wer sich allein der Macht der Welt verschreibt, wird durch sie umkommen.
Die beiden größten Propheten des Alten Bundes konnten nicht verhindern, dass die Geschichte des Volkes eine negative Wendung nahm, dass das Volkin die Gefangenschaft musste. Doch Gott hat das Unheil in neues Heil verwandelt. So ist unser Leben ein dauerndes Hin und Her von Heil und Unheil, von Heilung und Erkrankung, von Wundern, die wir dankbar bestaunen, und von Katastrophen, die wir nicht verstehen. In allem aber – so sagen uns diese Geschichten – ist Gott bei uns, manchmal verborgen und
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