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Die Bibel Verstehen

Die Bibel Verstehen

Titel: Die Bibel Verstehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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ihr die Augen auf. Sie antwortet: «Rabbuni, «mein Meister» (Joh 20,16). Maria und Thomas nehmen die Bezeichnungen Jesu wieder auf, die die ersten Jünger bei ihrer Berufung genannt haben: Meister, Herr, Gottes Sohn. Doch jetzt ist Jesus «mein Meister» und «mein Herr und mein Gott». Es ist eine persönliche Beziehung gewachsen, die auch durch den Tod nicht mehr zerstört werden kann. Die Liebe, die Jesus uns erwiesen hat, ist stärker als der Tod. Daher ist die Begegnung des Auferstandenen mit Maria von Magdala eine Liebesgeschichte, die an den Text des Hohenliedes erinnert: Am Morgen, als es noch dunkel war, stand Maria von Magdala auf, um den zu suchen, «den ihre Seele liebt» (Hld 3,1).
    Wenn wir das Johannesevangelium lesen und meditieren, dann geht es weniger um die Kraft der Vorstellung, zu der uns Lukas eingeladen hat. Vielmehr eignet sich das Johannesevangelium besonders gut für die lectio divina . Wir lesen ganz langsam und lassen die Worte Jesu gleichsam in unserem Mund zergehen. Wir lassen sie in unser Herz fallen und fragen uns immer wieder: «Wenn das stimmt, wenn das die Wahrheit ist, wie fühle ich mich dann? Was bewirkt das Wort in mir? Wie verwandelt das Wort meine Sichtweise?» So will das Wort, das in Jesus Fleisch geworden ist, beim Lesen und Meditieren des Johannesevangeliums auch in uns Fleisch werden. Es will unseren Leib und unsere Seele durchdringen, dass es uns ganz und gar prägt und formt. Das Wort Jesu erschafft uns gleichsam neu. Es formt uns zu dem Menschen, den Gott bei unserer Geburt aus uns machen wollte. So spricht das Johannesevangelium unsere tiefste Sehnsucht nach Klarheit und Reinheit, nach Licht und Liebe, nach Einswerden mit Gott an. Indem wir das Johannesevangelium meditieren und seine Worte in unser Herz fallen lassen, geschieht die Neuschöpfung durch Jesus Christus, die für uns Heil und Erlösung bedeutet.
     
     

S
     
o sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat. Denn Gott hat den Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit dieWelt durch ihn gerettet wird. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat. Darin aber besteht das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist und die Menschen die Finsternis mehr liebten als das Licht; denn ihre Taten waren böse. Denn jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zum Licht, damit seine Taten offenbar werden; denn sie sind in Gott.
    JOHANNES 3,16–21

29
AUS DER APOSTELGESCHICHTE
     
    Zusammen mit der Erzählung über die Taten Jesu hat Lukas auch die Apostelgeschichte geschrieben. Er hat darin die Fortsetzung von Jesu Wirken durch die vom Heiligen Geist getriebenen Apostel dargestellt. Im Evangelium ging die Bewegung von der unbedeutenden Stadt Nazaret hin zur Hauptstadt Judas, zur heiligen Stadt Jerusalem. Jetzt geht die Bewegung von Jerusalem in die ganze Welt und zum Mittelpunkt der damaligen Welt, nach Rom, der Hauptstadt des Römischen Reiches. Lukas erzählt die Geschichte der christlichen Mission so, dass sie spannend zu lesen ist. Er malt auch hier Bilder, die den Leser beeindrucken und sich in seinem Geist festsetzen. Die Reden der Apostel, die er schildert, spiegeln seine eigene Theologie wider.
    Ausgelöst wurde die Bewegung der Mission durch das Pfingstereignis. Da wurden aus den ängstlichen Jüngern mutige Zeugen für die Botschaft Jesu Christi. Sie wurden durch den Geist, den Jesus ihnen bei seiner Himmelfahrt versprochen hatte, verwandelt. Lukas beschreibt, wie sie nun als Zeugen Jesu auch von seinem Geist erfüllt sind. Wie Jesus heilen Petrus und Johannes einen Gelähmten. Wie Jesus werden die beiden dafür vor den Hohen Rat geführt. Sie lassen sich nicht einschüchtern. Sie gehorchenGott mehr als den Menschen. Petrus bekennt vor dem Hohen Rat: «Wir können unmöglich von dem schweigen, was wir gesehen und gehört haben» (Apg 4,20). Im Schicksal des Diakons Stephanus wiederholt sich das Schicksal Jesu. Wie Jesus vergibt Stephanus sterbend seinen Mördern.
    Im Mittelpunkt der Apostelgeschichte steht das Wirken des heiligen Paulus. Dreimal erzählt Lukas jeweils leicht variierend die Bekehrung des Christenhassers Saulus zum Völkerapostel Paulus. Jesus selbst ist

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