Die Bibel Verstehen
dem Saulus in einer Lichterfahrung begegnet. Das hat den Saulus und sein ganzes Lebenskonzept umgeworfen und ihn zum glühendsten Anhänger Jesu verwandelt. Auch Petrus wird verwandelt. Er, der strenge Jude, wird durch einen Traum dazu gebracht, den heidnischen Hauptmann Kornelius und sein ganzes Haus zu taufen. Der Beginn der Heidenmission wird also durch einen Traum initiiert. Und dass Paulus bei seiner Missionsreise nach Europa übersetzt, wird ihm auch im Traum geheißen. In Traumgesichten spricht der Heilige Geist zu den Jüngern und weist sie den Weg, den Gott ihnen zugedacht hat.
In Europa begegnet Paulus zunächst dem Mittelpunkt der griechischen Kultur, dem Areopag, dem Zentrum der Philosophie in Athen. Dort hält er vor den dort versammelten Philosophen seine berühmte Rede, in der er Zitate griechischer Dichter und Philosophen bringt. Lukas will mit dieser Rede zeigen, dass die christliche Botschaft die Erfüllung der griechischen Weisheit ist, dass die Sehnsucht der griechischen Philosophie in der Botschaft von Tod und Auferstehung Jesu erfüllt wird.
Lukas hat sicher das Verdienst, die christliche Botschaft aus der Enge jüdischen Denkens herausgeführt und für die Gebildeten seiner Zeit hoffähig gemacht zu haben. Dabei zeigt er die römischen Beamten und Statthalter in einem positiven Licht. Sie schützen den Paulus in seiner Gefangenschaft vor dem Wüten sadduzäischer Kreise, die ihn töten möchten. Sie hören den Reden des Paulus gerne zu. Und sie geleiten ihn nach Rom. Dort darf Paulus zuerst den dortigen Juden und dann allen Interessierten die Botschaft Jesu verkünden.
Wenn wir die Apostelgeschichte lesen, dann sollen wir nicht nur die Ausbreitung des Glaubens an Jesus Christus in der damaligen Welt bewundern. Wir sollen vielmehr Hoffnung schöpfen, dass Gottes Geist auch in unserer Zeit wirkt, dass er uns, die wir uns oft genug als glaubensschwache Christen fühlen, verwandelt, damit wir wie Petrus und Paulus zu glaubwürdigen Zeugen der Botschaft Jesu in unserer Welt werden. Die Apostelgeschichte will uns mit Hoffnung erfüllen, dass auch heute sich das Reich Gottes ausbreitet und die Welt immer mehr durchdringt, dass die Botschaft bis in den Mittelpunkt der Welt vordringt und dort, wo die einflussreichen Menschen herrschen – wie damals in Rom – eine Verwandlung bewirkt.
D
a trat Paulus in die Mitte des Areopags und sagte: Ihr Männer von Athen, nach allem, was ich sehe, seid ihr besonders fromme Leute; denn als ich umherging und eure Heiligtümer betrachtete, fand ich auch einen Altar mit der Aufschrift: Einem unbekannten Gott. Was ihr da verehrt, ohne es zu kennen, das verkünde ich euch. Gott, der die Welt und alles in ihr geschaffen hat, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die von Menschenhand erbaut sind; auch lässt er sich nicht von Menschenhand bedienen, als ob er etwas brauche, da er doch selbst allen Leben, Atem und alles gibt. Er hat aus einem einzigen Menschen das ganze Menschengeschlecht her vorgehen lassen, damit es die ganze Erde bewohne. Er hat für sie bestimmte Zeiten und die Grenzen ihrer Wohnsitze festgesetzt. Sie sollten Gott suchen, ob sie ihn fühlen und finden könnten; er ist ja keinem von uns fern. Denn in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir. So haben ja auch einige von euren Dichtern gesagt: Wir sind von seinem Geschlecht.
APOSTELGESCHICHTE 17,22–30
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PAULUS SCHREIBT NACH ROM
Von Korinth aus, dem Zentrum der Griechenlandmission, schreibt Paulus vermutlich im Jahre 57 den Brief an die Gemeinde in Rom. Er hat schon lange den Wunsch, nach Rom zu reisen und von dort auch die Mission bis nach Spanien voranzutreiben. Paulus stellt sich als Apostel vor. Und dann entfaltet er das Evangelium Jesu Christi.
Die Lektüre des Römerbriefes wurde für Martin Luther zum Schlüsselerlebnis. Da hat er neu verstanden, was die Botschaft Jesu ist: dass wir bedingungslos von Gott geliebt sind, dass wir als Sünder allein aus dem Glauben gerechtfertigt sind. Wir müssen unseren Wert nicht mit Leistung beweisen.
Die zentrale Botschaft des Apostels Paulus ist: Christus ist für dich gestorben, weil er dich liebt. Du musst dich selbst nicht richtig machen. Du bist durch die Liebe Jesu Christi schon verwandelt. Die Liebe Christi gilt dir, schon bevor du dich verändert hast. Das ist für Paulus, der ja in seiner Jugend selbst ein genauer Beobachter der jüdischen Gesetze war, die befreiende Erfahrung, die er mit Jesus
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