Die Bibel - Wissen auf einen Blick
an, ihr eine hebräische Amme zu besorgen. Das Mädchen kehrt mit seiner leiblichen Mutter zurück, die den Jungen mitnehmen darf, um ihn zu stillen – sogar gegen Lohn. Als er aber heranwächst, muss sie ihn an den Hof bringen, wo ihn die Tochter des Pharao als Sohn annimmt und Moses nennt.
Siebenmal hat Sandro Botticelli (um 1445–1510) Moses auf seinem Fresko dargestellt. Die Geschichte beginnt rechts vorne, verläuft dann über die beiden Szenen rechts hinten zum Brunnen vorne und dann wieder über die Szenen links hinten nach vorne zum Auszug aus Ägypten.
(c) Interfoto München
Die Offenbarung auf dem Berg Horeb
(Nicolas Froment, Moses und der brennende Dornbusch, 1476)
Nicolas Froment gehörte zu den wichtigsten Künstlern der Provence im ausgehenden Mittelalter. Im Auftrag des provenzalischen Grafen René dem Guten malte er für die Kathedrale St. Sauveur in Aix-en-Provence sein bedeutendstes Werk: Ein Triptychon, das die Begegnung von Moses und Gott im brennenden Dornbusch darstellt – ein außergewöhnliches Motiv.
Ein Engel in Flammen
Als Moses, der Ziehsohn der Pharaonentochter, herangewachsen ist, so berichtet die Bibel (Ex 2,11 ff.), habe er eines Tages gesehen, wie ein Ägypter einen hebräischen Knecht erschlagen wollte. Moses greift ein, tötet den Ägypter und flieht anschließend nach Midian, einer Region, die die Forschung auf dem Sinai oder am Ostufer des Golfs von Akaba vermutet. Dort hilft er den Töchtern des Priesters Jethro gegen Hirten, die sie von ihrem Brunnen verdrängen wollen, heiratet eine von ihnen und hütet das Vieh seines Schwiegervaters. Eines Tages sieht er auf dem heiligen Berg Horeb einen brennenden Dornbusch und in der lodernden Flamme einen Engel Gottes. Außerdem bemerkt er, dass der Dornbusch nicht verbrennt. Als Moses näher kommt, ruft ihn Gott aus dem Busch heraus an und befiehlt ihm, seine Schuhe auszuziehen, da er heiligen Boden betrete. Moses gehorcht und verhüllt zudem noch sein Gesicht, da er sich fürchtet, in das Antlitz Gottes zu schauen.
Der Auftrag
Die Offenbarung, die Gott Moses im Dornbusch zuteil werden lässt, gehört zu den zentralen Grundlagen des jüdischen Glaubens. Gott gibt sich als Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs zu erkennen und erklärt, er habe das Elend seines Volkes gesehen. Deshalb werde er es aus Ägypten herausführen und ihm ein Land zu eigen geben, in dem Milch und Honig fließen. Sein Name bei den Hebräern, so verkündet er, solle künftig Jahwe („Ich bin“) sein. Er gibt Moses den Auftrag, zum Pharao zu gehen und von diesem zu fordern, dass er die Israeliten ziehen lasse. Moses jedoch zögert. Daraufhin verleiht ihm Gott die Kraft, verschiedene Wunder zu wirken, wie einen Stock in eine Schlange zu verwandeln, Aussatz zu heilen oder Wasser in Blut zu verwandeln. Moses jedoch bittet immer noch, einen anderen zu senden, da er selber nicht redegewandt sei. Am Ende wird Gott zornig und weist Moses an, seinen Bruder Aaron für sich reden zu lassen. Daraufhin fügt sich Moses endlich, verabschiedet sich von seinem Schwiegervater und kehrt mit Frau und Sohn nach Ägypten zurück.
Das Triptychon
In der gotischen Kunst wurden Altarbilder häufig in Form eines Triptychon (griechisch: „dreiteilig“) gestaltet. Ein Mittelbild wurde von zwei beidseitig bemalten Flügeln umrahmt, die mit Scharnieren befestigt waren, sodass man das Bild schließen konnte. Viele Triptychen wurden überhaupt nur zu hohen Festen geöffnet. Auf den Flügeln wurden oft Heilige und die Stifter (Letztere meist kleiner) dargestellt. So ist auch das Gemälde des brennenden Dornbuschs von einer Darstellung des betenden Grafen René auf der linken Seite, und seiner zweiten Frau, Jeanne de Laval, auf der rechten, eingerahmt. Hinter beiden stehen jeweils drei Heilige.
René der Gute, aus dem französischen Adelsgeschlecht Anjou, für den Nicolas Froment (um 1430–1485 ) das Moses-Triptychon malte, war zugleich König von Neapel und Herzog von Lothringen. Nach dem Tod seiner ersten Frau zog er sich in die Provence zurück und widmete sich der Förderung der altprovenzalischen Dichtung und Kunst.
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Ein Pharao wird in die Knie gezwungen
(Unbekannter Künstler, Die siebte Plage, 19. Jh.)
Nach der Begegnung mit Gott (siehe S. 52) gehen Moses und Aaron zum Pharao und verlangen von ihm im Namen Gottes, sein Volk zu einem Opferfest in die Wüste ziehen zu lassen (Ex 5,1 ff.). Dass sie beabsichtigen, die Israeliten ins Gelobte Land zu führen,
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