Die Bibel - Wissen auf einen Blick
nur den Querbalken zur Hinrichtungsstätte tragen mussten. Lukas schreibt, dass Jesus auf seinem Weg nach Golgotha vor den Toren der Stadt von einer großen Menge Volkes, vor allem klagenden und weinenden Frauen begleitet worden sei.
Die Stationen des Kreuzwegs
Kreuzwegdarstellungen am Rande von Wegen, auf denen die Gläubigen zu einer Kirche oder einer Darstellung der Kreuzigung pilgern, zeigen den Weg Christi zu seiner Hinrichtung:
1. Jesus wird verurteilt
2. Er nimmt das Kreuz auf seine Schultern
3. Er fällt zum ersten Mal
4. Jesus begegnet seiner Mutter
5. Simon von Kyrene hilft ihm beim Tragen des Kreuzes
6. Veronika reicht Jesus ein Schweißtuch
7. Er fällt zum zweiten Mal
8. Der Kreuzigungszug begegnet einer Gruppe weinender Frauen
9. Jesus fällt zum dritten Mal
10. Jesus wird entkleidet
11. Er wird ans Kreuz genagelt
12. Er stirbt
13. Der Leichnam wird vom Kreuz genommen
14. Jesus wird zu Grabe gelegt
Mythos und Wahrheit
Die traditionellen Stationen des Kreuzweges gibt es in der Bibel nicht. Nirgends ist die Rede davon, dass Jesus unter seinem Kreuz gefallen sei, nirgends wird eine Begegnung mit seiner Mutter oder Veronika, auf deren Schweißtuch Jesu Bild zurückbleibt, erwähnt. Veronika ist nicht einmal eine Gestalt der kanonischen Bibel. Ihre Geschichte ist im apokryphen Nikodemusevangelium verzeichnet, das auf das 5. Jahrhundert datiert wird.
Das Passionstriptychon (Öl auf Leinwand) von Giambattista Tiepolo (1696–1770) befindet sich noch heute in der Kirche San Alvise in Venedig, für die er es 1737 bis 1740 anfertigte. Es zeigt die Grausamkeiten, die Jesus vor seinem Tod angetan wurden.
(c) akg, Berlin
Das Ende
(Peter Paul Rubens, Der Lanzenstich, etwa 1606–1610)
Der flämische Maler Peter Paul Rubens ist eher für üppige Schönheiten aus der antiken Mythologie und seine Darstellungen der Skandalgeschichten des Alten Testaments bekannt als für seine Darstellung des Leidens und Sterbens Christi, die er in dramatischen Farbkontrasten gestaltete. Bei der Kreuzigung, die er möglicherweise noch während eines Italienaufenthalts malte, ist das Nebeneinander zwischen grellem Rot, düsterem Schwarzviolett und lichtbeschienenen Körpern besonders ausgeprägt.
Die Kreuzigung
Im Markusevangelium heißt es, dass die Soldaten, nachdem sie an der Hinrichtungsstätte angekommen seien, Jesus Wein angeboten hätten, der mit Myrrhe vermischt gewesen sei – vermutlich ein leichtes Betäubungsmittel. Er habe jedoch nach dem ersten Kosten abgelehnt. Bei Matthäus ist aus der bitteren Myrrhe Galle geworden. Jesus wird schließlich „um die dritte Stunde“ (9 Uhr morgens) gekreuzigt. Über seinem Kopf bringen die römischen Soldaten eine Tafel mit der Inschrift „Jesus von Nazareth, der König der Juden“ (lateinisch: „Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum“, abgekürzt „INRI“) an. Rechts und links von ihm kreuzigen sie zwei jüdische Rebellen (in alten Bibelüber-setzungen oft auch als Verbrecher bezeichnet). Lukas schreibt, der eine habe über Jesus gespottet. Der andere jedoch sagt, sie beide würden den gerechten Lohn für ihre Taten empfangen, wohingegen Jesus unschuldig ans Kreuz gebracht worden sei. Er bittet Jesus, seiner zu gedenken, wenn er in sein Königreich komme, woraufhin dieser ihm erwidert, dass er ihm noch am selben Tage im Paradies beiwohnen werde. Zuvor hat Jesus Lukas zufolge, bereits Gott gebeten, er möge seinen Henkern ihre Schuld nicht anrechnen.
Die Zeugen
Lukas schreibt, dass alle Vertrauten Jesu und die Frauen, die ihm aus Galiläa gefolgt waren, bei der Kreuzigung zugegen sind. Matthäus und Markus dagegen nennen nur Maria Magdalena, Maria, die Mutter von Jakobus dem Jüngeren, sowie Salome, die Mutter von Jakobus und Johannes. Die meisten Künstler jedoch halten sich wie Rubens an das Johannesevangelium, dem zufolge auch Jesu Mutter Maria und „der Jünger, den er liebte“ – gemeinhin mit dem Apostel Johannes identifiziert – unter dem Kreuz trauerten. Jesus vertraut seine Mutter dem Jünger an, und dieser nimmt sie von jenem Tag an in sein Haus auf.
Der Tod
Nachdem die Soldaten ihr Werk verrichtet haben, lagern sie unter dem Kreuz und bewachen die Sterbenden. Die Evangelisten schreiben, dass die Vorübergehenden Jesus spöttisch zurufen, er solle doch vom Kreuz steigen, wenn er wirklich Gottes Sohn sei. Zur sechsten Stunde breitet sich dann eine große Finsternis über das Land aus, die bis zur neunten Stunde andauert. Dann aber ruft Jesus aus:
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