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Die Bibel - Wissen auf einen Blick

Die Bibel - Wissen auf einen Blick

Titel: Die Bibel - Wissen auf einen Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Poeppelmann
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Verrat des Vertrauten
(Giotto, Der Judaskuss, 1304–1306)
    Der Bankier und Kaufmann Enrico Scrovegni war zu Beginn des 14. Jahrhunderts einer der reichsten Männer Paduas. Das hatte er seinem Vater Reginaldo zu verdanken, der als Wucherer so berüchtigt war, dass ihn Dante in seiner „Göttlichen Komödie“ in die Hölle verbannte. Im Jahr 1300 begann sein Sohn Enrico nicht nur, einen neuen Palast für die Familie zu bauen, sondern auch eine Kapelle. Der Bau ist äußerlich sehr schlicht gehalten, jedoch ließ Scrovegni ihn von Giotto di Bondone, dem damals wohl gefragtesten Künstler Italiens, vollständig mit Fresken ausmalen. Eine große Rolle spielt dabei die Darstellung von Lastern und Tugenden, sowie Jesu Leiden und Tod. Der „Judaskuss“ gehört zu den bekanntesten Bildern dieses Zyklus.
Ein Kuss inmitten von Waffen
    Nach den Berichten der Evangelisten Matthäus, Markus und Lukas sucht Judas Iskariot, einer der zwölf Jünger Jesu, eines Tages die jüdischen Hohepriester auf und fragt sie, welchen Lohn er bekomme, wenn er ihnen Jesus ausliefere. Ob bloße Geldgier oder andere Motive dem Verrat zu Grunde liegen, bleibt unerwähnt. Lukas und Johannes berichten lediglich, der Teufel habe von Judas Besitz ergriffen. Die Priester versprechen ihm 30 Silberlinge – und der Handel wird besiegelt. Nachdem Jesus in Gethsemane seine Gebete beendet hat, stößt Judas mit einer großen Schar bewaffneter Männer zu Jesus, geht auf ihn zu, begrüßt und küsst ihn. Dies ist das vereinbarte Zeichen für die Knechte der Hohepriester, denn nun wissen sie, wen sie vor sich und festzunehmen haben. Jesus lässt sich widerstandslos ergreifen. Einer der Jünger – nur Johannes benennt Petrus – versucht noch, die Festnahme zu verhindern und schlägt bei dem Gemenge einem der Knechte ein Ohr ab. Jesus jedoch ruft ihn zur Ordnung. Im Johannesevangelium fehlt die Kussszene, dort fragt Jesus die von Judas angeführte Schar, wen sie suchten. Als sie antworten: „Jesus, den Nazarener!“, gibt Jesus selbst sich zu erkennen und fordert sie dazu auf, ihn festzunehmen.
    Die Suche nach dem Motiv
    In neuerer Zeit sieht man Judas nicht mehr so negativ wie früher. Einige Historiker interpretieren seinen Beinamen „Iskariot“ als Verballhornung der „Sikarier“, einer militanten, antirömischen Gruppierung. Sie meinen, Judas könne Jesus verraten haben, um einen Volksaufstand gegen die Römer zu provozieren. Erstaunlicherweise gab es bereits im 2. Jahrhundert eine Sekte, für die Judas sogar ein Held war. Im so genannten Judasevangelium, das aus eben dieser Zeit stammt und erst 1978 gefunden und 2006 vollständig übersetzt wurde, ist Judas der Vertraute Jesu und verrät ihn auf dessen Wunsch hin, um den Heilsplan Gottes durchzuführen. Einige Theologen aber meinen, die ganze Judasgeschichte sei so ungereimt und gespickt mit Verweisen auf die Erfüllung von Prophetenworten, dass sie kaum wahr sein könne.
Der Verräter
    Über das weitere Schicksal des Judas berichtet nur Matthäus (27,3 f.): Nach dem über Jesus verhängten Todesurteil kommt Reue über Judas und er will den Priestern den Lohn seines Verrats zurückzahlen, denn er habe einen Unschuldigen verraten, wie er sagt. Die Priester zeigen sich jedoch völlig unberührt von Judas’ später Umkehr, woraufhin dieser die 30 Silberlinge in den Tempel wirft und sich erhängt.

Als Giotto di Bondone (um 1267–1337) die Fresken für die Cappella di Scrovegni malte, hatte er es bereits zu einiger Berühmtheit gebracht. Als erster Künstler löste er sich von der steifen, goldgrundigen Malerei des Mittelalters und schuf menschlich anrührende Szenen in zarten Farben.
    (c) Interfoto München

Verleugnung vor dem Hahnenschrei
(Duccio, Jesus vor Hannas, 1308–1311)
    1308 bekam der Künstler Duccio di Buoninsegna (1255–1319) den Auftrag, einen fünf Meter hohen Altaraufsatz für den Dom von Siena zu schaffen. In dessen Zentrum sollte eine „Maestà“, eine thronende Maria als Königin der Stadt, zu sehen sein. Doch das war längst nicht alles: Insgesamt fertigte Duccio für diesen Altaraufsatz über 60 Bilder. Auf der Rückseite stellte er in 26 Szenen den Leidensweg Christi dar. Die meisten Tafeln baute er in zwei Ebenen auf, sodass er zum Beispiel das Verhör Jesu und die Verleugnung des Petrus in einem Bild zusammenfassen konnte.
Im Hof des Gerichtsgebäudes
    Alle vier Evangelisten berichten, wie Petrus im Hof des Gebäudes wartet, in dem Jesus verhört wird. Wo dieses sich

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