Die Bibel - Wissen auf einen Blick
„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“. Einer der Soldaten steckt einen Schwamm mit Essig an ein Rohr und gibt ihm zu trinken. Danach ruft Jesus noch einmal laut aus: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist“, und stirbt. Die Evangelisten berichten, nun sei der Vorhang im Tempel gerissen, die Erde habe gebebt und Gräber hätten sich aufgetan. Auch die Leichname vieler späterer Heiliger seien auferweckt worden. Der Hauptmann und die Soldaten, die Jesus bewachen, aber bekennen angesichts dieser Ereignisse: „Wahrlich, dieser war Gottes Sohn“.
„Der Lanzenstich“ (Öl auf Leinwand) von Peter Paul Rubens (1577–1640) befindet sich im Museo del Prado in Madrid. In ähnlich bewegtem Stil malte Rubens zwei Triptychen rund um die Kreuzigung für die Kathedrale von Antwerpen.
(c) twinbooks, München
Die Bergung des Leichnams
(Rogier van der Weyden, Die Kreuzabnahme Christi, um 1435)
„Die Kreuzabnahme Christi“ gehört zu den berühmtesten Werken von Rogier van der Weyden (1399–1464), einem der bedeutendsten flämischen Maler des Spätmittelalters. Es wurde im Auftrag der Gilde der Bogenschützen für deren Kapelle in Löwen angefertigt. Van der Weyden verwendet in diesem Werk die typischen mittelalterlichen Elemente wie den goldenen Hintergrund oder die symbolischen Knochen (für Golgatha), der Fokus liegt aber ganz auf den nahezu lebensgroßen Menschen, die für die damalige Zeit außergewöhnlich lebendig gemalt sind. Auf diese Weise führte er einen neuen, bisher nicht gekannten Naturalismus in die religiöse Malerei ein.
Der Lanzenstich
Die Kreuzabnahme Jesu findet noch am Abend seines Todestages statt. Laut den Evangelien wird er am Tag vor dem Sabbat des Pessachfestes gekreuzigt. Johannes berichtet, dass die Juden Pilatus darum bitten, den Gekreuzigten die Beinknochen zu zerschlagen, um so einen schnelleren Tod herbeizuführen. Nach dem jüdischen Gesetz müssen die Leichen noch am Tag ihres Todes abgenommen werden, da in der Tora im Buch Deuteronomium (23,23) steht, dass jemand, der für ein todeswürdiges Verbrechen an einen Pfahl gehängt wurde, noch in der gleichen Nacht begraben werden müsse. Dem jüdischen Glauben nach ist ein Aufgehängter von Gott verflucht. Pilatus kommt der Bitte der Juden nach: Seine Soldaten stellen jedoch fest, dass Jesus – im Gegensatz zu den beiden Rebellen, die mit ihm gekreuzigt wurden – schon gestorben ist. Um seinen Tod sicherzustellen, sticht einer der Soldaten Jesus mit seiner Lanze in dessen Seite.
Joseph und der Gral
Im apokryphen Nikodemusevangelium wird berichtet, dass Joseph von Arimathäa nach der Auferstehung Jesu des Leichenraubs beschuldigt und zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt wird. Dort erscheint ihm Jesus und vertraut ihm den Kelch des Abendmahls an. Nach seiner Entlassung bringt Joseph den Kelch nach Westeuropa. Über den genauen Verbleib des Kelches gibt es verschiedene Überlieferungen. Einer Version nach bringt Joseph das kostbare Gefäß in die Abtei von Glastonbury in England. Diese Legende bildet die Grundlage für die Geschichte der Gralssuche des Parzival, die im 12. Jahrhundert mit der Sage um König Artus verknüpft wird. Anderen Mythen zufolge soll Joseph den Gral bis nach Frankreich gebracht haben.
Joseph und Nikodemus
Laut den Evangelisten geht Joseph von Arimathäa, ein reicher und angesehener Jude, nach der Kreuzigung mit der Bitte zu Pilatus, den Leichnam Jesu vom Kreuz nehmen zu dürfen. Er wird als Mitglied des Hohen Rates in Jerusalem, des obersten jüdischen Gerichts, und als geheimer Jünger Jesu beschrieben. Auf van der Weydens Bild stellt der bärtige Mann, der den Leichnam Jesu im Arm hält, Joseph dar. Der Mann im schwarz-goldenen Gewand, der Jesus Beine hält, ist der reiche Pharisäer Nikodemus. Er soll nachts zu Jesus gegangen sein, um diesem zu offenbaren, dass er an dessen göttliche Sendung glaube. Später berichtet Johannes (7,45 f.), Nikodemus habe Jesus vor dem Hohen Rat in Schutz genommen. Er ist auch bei der Kreuzabnahme zugegen und bringt die beachtliche Menge von 100 Pfund Myrrhe und Aloe mit, um den Leichnam Jesu zu salben.
Rogier van der Weyden schuf mit seiner Kreuzabnahme Christi (Öl auf Holz) ein monumentales Werk von über 2,5 Metern Breite. Es kam während der spanischen Herrschaft über die Niederlande im 16. Jahrhundert nach Spanien und befindet sich heute im Museo del Prado in Madrid.
(c) Interfoto München
Der Abschied
(Raffael, Grablegung Christi, 1507)
Die
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