Die Bibel - Wissen auf einen Blick
der Apokalypse beschäftigt zu haben. Ende des 11. Jahrhunderts ließen sie ihre Kirche mit einem Freskenzyklus ausmalen, der mehrere Szenen aus der Apokalypse mit einem büßenden Papst und Heerscharen von Engeln kombinierte. Dabei durfte natürlich auch der Kampf zwischen dem Erzengel Michael und dem Teufel nicht fehlen.
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Die große Abrechnung
(Stefan Lochner, Das Jüngste Gericht, um 1435)
Der Kölner Maler Stefan Lochner wird als letzter Vertreter der Gotik bezeichnet. Während in Italien schon die Renaissance herrschte, malte Lochner traditionelle Werke von heiterer Erhabenheit. Sein Jüngstes Gericht behandelt hingegen eine ganz anders geartete Thematik.
Die Toten werden lebendig
Die Auferstehung der Toten beginnt in der Apokalypse (Offb 20,4 f.) während des Tausendjährigen Reiches, in der der besiegte Satan in den Abgrund eingesperrt ist. Zunächst werden nur die Märtyrer, die für Jesus gestorben sind, wieder lebendig und treten mit ihm eine vorläufige Herrschaft an. Nachdem am Ende des Tausendjährigen Reiches Satan endgültig besiegt ist, treten alle Verstorbenen aus ihren Gräbern. „Das Meer gab die Toten heraus, die in ihm waren, und der Tod und die Unterwelt gaben die Toten, die in ihnen waren, zurück“, schildert Johannes seine Vision.
Er schreibt, er habe gesehen, wie ein mächtiger, leuchtender Thron aufgerichtet worden sei und Bücher geöffnet wurden. Um den Thron hätten alle Toten, Groß und Klein, gestanden. Sie würden nun nach ihren Werken gerichtet, die in den Büchern verzeichnet seien. Die aber, die man nicht eingeschrieben fände in das Buch des Lebens, würden in einen Feuersee geworfen. Mehr Details zum Jüngsten Gericht gibt es in der Apokalypse nicht.
Die Rede Jesu
Die Offenbarung des Johannes ist allerdings nicht die einzige Quelle zum Jüngsten Gericht. Auch Jesus kündigt in einer Rede im Matthäusevangelium dieses Gericht an (25,31 f.). Kurz vor seinem Tod sagt er, dass am Ende der Tage der Menschensohn mit all seiner Herrlichkeit kommen werde und alle Völker um seinen Thron versammle. Dann würden die Schafe von den Böcken geschieden. Den guten Schafen zu seiner Rechten aber werde er sagen: „Nehmt das Reich meines Vaters in Besitz“. Denn sie hätten ihm zu essen gegeben, als er hungrig gewesen sei, zu trinken, als er dürstete, Herberge, als er fremd und Kleidung, als er nackt war. Sogar im Gefängnis hätten sie ihn besucht. Jesus erzählt weiter, die Gerechten werden auf diese Eröffnung hin protestieren und erklären, nie hätten sie Derartiges getan. Der König aber wird ihnen sagen: „Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“.
Der Himmel auf Erden
Auf Lochners Gemälde werden die Bösen rechts in einen Abgrund gezerrt, die Guten aber links durch ein Tor geleitet – in das Neue Jerusalem. Mit dieser Vision endet die Apokalypse. Der erste Himmel und die erste Erde werden vergehen und ein neuer Himmel und eine neue Erde entstehen. Die Herrlichkeit wird jedoch nicht irgendwo über den Wolken sein, sondern es wird „Gottes Zelt unter den Menschen“ errichtet. Inmitten dieses „Himmelreichs auf Erden“ aber entsteht eine glänzende Stadt, das neue Jerusalem, in dem Gott selber residiert.
Danach werde der Menschensohn die zu seiner Linken verfluchen und sie in das ewige Feuer schicken, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet sei. Ihnen wird er vorwerfen, ihm nicht geholfen zu haben. Auch sie, prophezeit Jesus, werden protestieren und auch ihnen wird der Menschensohn vorhalten, dass sie ihm verweigert hätten, was sie dem Geringsten seiner Brüder nicht getan haben. Die Verfluchten aber, sagt Jesus, werden in die ewige Pein eingehen, die Gerechten in das ewige Leben.
Wie viele andere Werke von Stefan Lochner (um 1410–1451) befindet sich auch sein „Jüngstes Gericht“ (Öl auf Eichenholz) im Kölner Wallraf-Richartz-Museum. Es entstammt dem Weltgerichtsaltar aus der Laurentiuskirche in Köln.
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Qualen in alle Ewigkeit
(Michelangelo, Das Jüngste Gericht, 1533–1541)
21 Jahre nachdem Michelangelo das Deckenfresko in der Sixtinischen Kapelle beendet hatte, kam ein neuer Auftrag aus Rom, diesmal von Papst Clemens VII. Michelangelo sollte auch noch die Stirnwand der Kapelle bemalen – mit einer Darstellung des Jüngsten Gerichts. Als der Künstler sein Werk nach acht Jahren vollendet hatte, sahen sich die vatikanischen Würdenträger fast 400 unbekleideten, sich windenden
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