Die Bibel - Wissen auf einen Blick
sich nach der Stimme umgesehen und sieben Leuchter erblickt und inmitten der Leuchter einen, „der einem Menschensohn glich“. Damit spielt Johannes auf Jesus an. Der „Menschensohn“ trägt ein langes Gewand mit goldenem Gürtel. Kopf und Haare sind leuchtend hell, die Augen wie Feuerflammen, die Füße wie glühendes Erz und die Stimme wie das Rauschen von Wasser. In der Rechten hält er sieben Sterne und aus seinem Mund ragt ein zweischneidiges Schwert hervor. Er erklärt Johannes, er sei der Erste und der Letzte und der Lebendige. Er sei tot gewesen, nun lebe er in Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes in seiner Gewalt. Dann beginnt er, Johannes Botschaften an „die Engel“ der sieben Gemeinden zu diktieren. Als er fertig ist, wird Johannes in den Himmel entrückt und sieht „einen, der auf einem Thron sitzt“. Damit beginnt die eigentliche Vision. Sie dreht sich um die Ereignisse, die dem Ende der Welt vorausgehen sollen.
Umstrittenes Buch
Einige Kirchenväter erkannten die Offenbarung des Johannes nicht an. Andere wurden von den rätselhaften Prophezeiungen regelrecht in den Bann geschlagen. Immer wieder haben einzelne Personen und Gruppen im Verlauf der Geschichte versucht, zeitgenössische Ereignisse mit den Offenbarungen in Einklang zu bringen und daraus abzulesen, wie nahe das Weltende sei und welche Schrecken als Nächstes zu erwarten seien. Eine besondere Rolle spielte dabei meist der Antichrist, der in der Offenbarung allerdings überhaupt nicht auftaucht, sondern aus den Briefen des Johannes stammt. Er ist der große Gegenspieler Christi, der kurz vor dem Weltende erscheinen soll.
Das Gemälde „Johannes auf Patmos“ ist ebenso wie die Reste des Rohrdorfer Marienaltars in der Staatsgalerie Stuttgart zu sehen.
(c) Interfoto München
Vier Reiter bringen Verderben
(Albrecht Dürer, Die apokalyptischen Reiter, 1498)
Das nahende Ende des 15. Jahrhunderts erfüllte seinerzeit viele Menschen mit Angst und Besorgnis. Das deutsche Reich war politisch instabil. Die Kirche verlor durch den Prunk und die Verschwendungssucht ihrer Würdenträger an Autorität. Auch die Willkür der Fürsten nahm bedenklich zu und führte immer wieder zu Aufständen der Bauern, die blutig niedergeschlagen wurden. Die runde Jahreszahl der Jahrhundertwende von 1500 wurde zu einem bedrohlichen Weltuntergangsszenario hochstilisiert. In dieser Situation schuf Albrecht Dürer eine Serie von Holzschnitten, die bekannteste Darstellung daraus ist die der vier apokalyptischen Reiter.
Der Schrecken steigert sich
Die Schrecken der Apokalypse beginnen, nachdem Johannes im Himmel den erblickt, der auf dem Thron sitzt und „wie Jaspis und Sardisstein anzusehen ist“. In seiner Rechten hält die göttliche Gestalt eine mit sieben Siegeln verschlossene Buchrolle. Niemand wagt, sie zu öffnen, bis ein Lamm erscheint, das sieben Hörner und sieben Augen hat und aussieht, als sei es geschlachtet worden. Nachdem die gesamte Schöpfung das Lamm gepriesen hat, beginnt dieses die Siegel zu öffnen. Zunächst erscheint ein weißer Reiter mit einem Bogen und einem Kranz. Er zieht aus, Siege zu erringen. Im Mittelalter wurde dieser erste Reiter meist positiv gesehen. Beim Bruch des zweiten Siegels erscheint dann ein Reiter auf einem feuerroten Pferd mit einem großen Schwert. Ihm „wurde gewährt, den Frieden hinwegzunehmen von der Erde“. Die Öffnung des dritten Siegels schließlich ruft einen Reiter auf einem schwarzen Pferd hervor, der eine Waage in der Hand hält und teure Preise für Weizen und Gerste ausruft. Als vierter Reiter erscheint der Tod auf einem fahlen Pferd, die ganze Unterwelt im Gefolge. Ihm, sagt die Offenbarung, sei die Macht gegeben, ein Viertel der Erdbevölkerung durch Schwert, Hunger, Pest und wilde Tiere zu töten.
Dürers Bücher
Albrecht Dürer war nicht nur ein großer Künstler, sondern auch ein geschäftstüchtiger Mann. Als erster deutscher Verleger hat er sich ein kaiserliches Privileg gesichert, das den unerlaubten Nachdruck seiner Werke unter Strafe stellte. So ausgerüstet, ließ er seine Holzschnittserien ab dem Jahr 1511 als Bücher drucken. Neben der bebilderten Apokalypse gab er „Die Große Passion“, „Die Kleine Passion“ und das „Marienleben“ heraus, das von allen seinen Büchern das populärste war. Die Bücher wurden unter anderem von Dürers Frau auf Messen in ganz Deutschland verkauft. Dieser Weg der Verbreitung trug mit dazu bei, ihn auch international bekannt zu
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