Die Bibel - Wissen auf einen Blick
bleibt er in regem Kontakt. Den vielen Grüßen, die er in seinen Briefen immer wieder übermittelt, lässt sich unter anderem auch entnehmen, dass in der Urkirche Frauen noch eine sehr bedeutende Rolle spielten.
In die Bibel sind 14 Paulusbriefe aufgenommen worden. Es gibt Theologen, die die Meinung vertreten, dass die christliche Lehre eigentlich nicht von Jesus, sondern von Paulus ins Leben gerufen wurde. Denn Jesus rief seine Zuhörer vor allem zu einem gerechten Leben, zu Nächstenliebe, Umkehr und Buße auf. Paulus jedoch entwickelte in seinen Briefen eine Theologie, die sich ganz um Jesus dreht, den er selber als „Christos“ (griechisch: Der Gesalbte) bezeichnet. Für Paulus besteht dementsprechend die Nachfolge Christi nicht in erster Linie im Befolgen von Gesetzen, sondern im Glauben an Jesus und sein Erlösungswerk.
Die Briefe des Paulus
Vermutlich stammen nicht alle Briefe, die Paulus zugeschrieben werden, auch wirklich von seiner Hand. Der so genannte Hebräerbrief war schon in der frühen Kirche umstritten und stammt mit einiger Sicherheit nicht von Paulus. Als echte Paulusbriefe gelten der Brief an die Römer, die beiden an die Korinther, der an die Galater, der an die Philipper, der erste an die Thessalonicher und der an Philemon. Bei den Briefen an die Epheser, an die Kolosser, an Timotheus, an Titus und beim zweiten an die Thessalonicher haben einige Theologen Zweifel und nehmen an, dass sie eher von seinen Nachfolgern im Stil des Apostels verfasst wurden, obwohl Paulus als Absender genannt wird.
Der Gefangene
Etwa um das Jahr 57 n. Chr. kommt Paulus nach Jerusalem zurück, wo er sich mit dem Hohen Rat der Stadt überwirft und von den Römern gefangen genommen wird. Von dort bringt man ihn nach Cäsarea, wo er laut Apostelgeschichte vom Statthalter Felix zwei Jahre im Gefängnis gefangen gehalten wird. Felix’ Nachfolger Festus beschließt dann, Paulus, da er römischer Bürger ist, nach Rom zu überstellen. Dort bewohnt Paulus dann eine eigene Wohnung, die allerdings von Soldaten bewacht wird. Über seinen Tod ist nichts bekannt. Die Apostelgeschichte endet während Paulus’ zweitem Jahr in Rom. Vermutlich wurde sie erst Jahrzehnte später verfasst, entweder verstarb der Autor, bevor er sie vollenden konnte, oder das Ende ist verloren gegangen. In der kirchlichen Tradition geht man davon aus, dass Paulus etwa um 65 n. Chr. wegen seines Glaubens enthauptet wurde.
Der heilige Paulus wird in der Kunst meist mit Halbglatze dargestellt. Dieses Bild von Antoniazzo Romano (1430–1508) ist heute im der Pinakothek der Kirche San Paolo Fuori le Mura in Rom zu sehen und Teil eines Tryptichon.
(c) Interfoto München
Visionen vom Weltende
(Meister des Rohrdorfer Altars, Johannes auf Patmos, 15. Jh.)
Darstellungen des Apostels Johannes auf Patmos zeigen meist einen Greis. Der schwäbische „Meister des Rohrdorfer Altars“ jedoch malte ihn jung und bartlos wie zu Lebzeiten Jesu. Auch die Vision, auf die der pausbäckige Jüngling im roten Gewand gläubig blickt, ist keines der Schreckensbilder der Apokalypse, sondern die Gottesmutter Maria mit Kind.
Offenbarung auf Patmos
Die Offenbarung des Johannes, auch Apokalypse genannt, ist das letzte und rätselhafteste Buch des Neuen Testaments. Kirchenhistoriker gehen davon aus, dass es frühestens Ende des 1. Jahrhundert n. Chr., wahrscheinlicher aber im zweiten Jahrhundert entstanden ist. Im Vorwort erklärt der Verfasser, dass er Johannes heiße und seine Vision auf der Insel Patmos in der östlichen Ägäis empfangen habe. In der kirchlichen Tradition geht man deshalb davon aus, dass es sich um den Apostel und Evangelisten Johannes handelt. Denn er ist nach Informationen von Irenäus von Lyon, erst während der Regierungszeit des Kaisers Trajan (98–117) gestorben. Da der Verfasser der Offenbarung in seinem Vorwort sagt, er sei wegen seines Zeugnisses für Christus auf Patmos, könnte das Buch während der Christenverfolgungen unter Kaiser Domitian (81–96) entstanden sein. Johannes wendet sich in dem Text an die Mitglieder von sieben christlichen Gemeinden in Asien (Ephesus, Smyrna, Pergamon, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodicza).
Begegnung mit dem „Menschensohn“
Johannes berichtet den Christen dieser Gemeinden, dass er eines Sonntags in eine Entrückung verfallen sei. Er habe eine Stimme gehört, die gewaltig wie eine Posaune war und ihn aufforderte, niederzuschreiben, was er sehe und es an die sieben Gemeinden zu schicken. Er habe
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