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Die Bibel

Die Bibel

Titel: Die Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Nürnberger
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ist Abraham eine literarische Erfindung. Mit ihr werden wichtige theologische Erfahrungen verdichtet und Fragen beantwortet: Was zeichnet einen Menschen aus, auf den Gott alles setzt?
    Und wir erfahren: Man muss kein besonders edler Mensch sein, denn Abraham war es auch nicht. Es bedarf keines Heldenmutes, denn Abraham hatte ihn auch nicht. Als Mann von Charisma, der seine Mitmenschen begeistert, glänzt er ebenso wenig. Abraham ist ein Land suchender Randnomade aus dem zweiten Jahrtausend vor Christus. Was ihn auszeichnet, ist seine Einsicht, dass der heidnische Götterglauben hohl ist. Abraham hatte kritisch zu betrachten gelernt, wie das System funktioniert, und wohin es führt. In dieser Erkenntnis begegnet ihm der neue Gott, der in ein neues, besseres System hineinführt. Nur diesem neuen Gott will Abraham künftig folgen.
    Als 7 5-Jähriger zieht er weg aus seiner Heimat, nimmt seine Frau Sara mit, die unfruchtbar ist, und seinen Neffen Lot. Mit all ihrer Habe, ihren Herden, ihrem Gesinde, ziehen sie nach Kanaan. Dort verheißt Gott Abraham zum zweiten Mal eine große Nachkommenschaft.
    Abraham fragt nicht, wie das zugehen soll mit seiner unfruchtbaren 7 5-jährigen Sara. Er stellt überhaupt wenig Fragen, redet nichts, baut aber seinem Gott, der noch keinen Namen hat, einenAltar. Abraham ist noch kein Monotheist, also jemand, der nur an einen einzigen Gott glaubt. Den Gedanken, dass sein Gott der Einzige sei, kann er noch nicht denken, nur, dass sein Gott der einzig Richtige sei unter all den anderen Göttern.
    Das Land, in das dieser Gott ihn führte, erweist sich als Flop. Eine Hungersnot bricht aus, und von einer Schwangerschaft Saras ist nichts zu sehen. Abraham und Lot ziehen nach Ägypten, bleiben dort längere Zeit, vermehren ihren Wohlstand, also ihre Herden, und ziehen dann wieder Richtung Kanaan, wo Abraham einen Altar errichtet hatte. Dort trennt er sich von Lot, weil das Land nicht reicht für die Herden beider.
    Über viele Jahre geht das so. Abraham zieht kreuz und quer durch Kanaan, bekommt immer mal wieder von Gott ein Land und viele Nachkommen verheißen, aber darüber werden er und Sara noch älter. So viele Nachkommen wie Sterne am Himmel wurden ihnen versprochen. 24   Jahre nach Gottes erstem Versprechen dieser Art ist das Paar noch immer kinderlos. Sara lacht nur noch, wenn sie mal wieder von einer göttlichen Verheißung erfährt. Aber dann, im hundertsten Lebensjahr Abrahams, gebärt Sara tatsächlich einen Sohn, Isaak.
    Bei diesem einzigen Sohn bleibt es – eine etwas magere Ausbeute angesichts der astronomisch hohen Zahl künftiger Nachkommen. Eigentlich eine ziemlich verrückte Geschichte. Es soll noch viel verrückter kommen.

Isaak
    Eines Tages, Isaak ist zum jungen Mann gereift, verlangt Gott von Abraham das Ungeheuerliche:
Nimm doch deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast, Isaak, und geh hin in das Land Morija und bringe
ihn dort zum Brandopfer dar auf einem der Berge, den ich dir nennen werde.
    Spontan erwarten wir, dass Abraham entsetzt widerspricht. Gott hat ihn über Jahrzehnte hingehalten, von einem großen Volk schwadroniert, und dann, nachdem endlich der so sehnlichst erwartete Sohn geboren wird, soll dieser einzige Nachkomme sterben? Und wenn Abraham schon nicht an Gottes Verstand zweifeln will, könnte er ja wenigstens als Vater einschreiten.
    Aber was tut Abraham?
    Er schweigt und gehorcht, spaltet Holz fürs Brandopfer, sattelt seinen Esel, zieht mit Isaak und zwei Knechten nach Morija und behauptet, dort Gott ein Lamm opfern zu wollen. Seiner Frau Sara erzählt er kein Wort.
    Drei Tage dauert die Reise. Drei Tage hat Abraham Zeit zu sagen: Lieber Gott, ich hab’s mir überlegt, ich werde meinen Sohn nicht opfern. Seit Jahrzehnten erfülle ich treu und gehorsam deinen Willen, bin nicht schlecht gefahren damit, meine Herden sind gewachsen, über mein materielles Wohlergehen kann ich nicht klagen, aber was du jetzt von mir verlangst, geht zu weit. Wenn du mich dafür strafen willst, strafe mich, wenn du mir dafür meinen Wohlstand nehmen willst, nimm ihn, wenn du deine Verheißungen zurücknehmen willst, nimm sie zurück. Aber meinen Sohn werde ich nicht opfern.
    Aber Abraham widerspricht nicht. Zieht die Sache durch. Als er den Berg sieht, auf dem das Unfassbare geschehen soll, belügt er seine Knechte:
Bleibt ihr hier mit dem Esel, ich und der Knabe wollen dorthin gehen und anbeten, und dann wollen wir wieder zu euch kommen.
Komisch ist nur, dass er damit

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