Die Bibliothek der Schatten Roman
geeignete Kandidaten zu finden. Dabei ist doch gar nicht gesagt, dass die Kinder reif genug für die Mitgliedschaft in so einer Schattenorganisation sind, nur weil sie die Fähigkeiten haben - ob nun aktiviert oder latent.«
Katherina schaute unter den Tisch und fand, wonach sie gesucht hatte. Sie bückte sich, stellte den Papierkorb auf die Tischplatte, sammelte einige Ausdrucke heraus, die denen auf dem Tisch ähnelten, und steckte sie in die Gesäßtasche ihrer Jeans.
»Die werden sie nicht vermissen«, meinte sie und stellte den Papierkorb wieder unter den Tisch.
Der Bildschirm auf dem Schreibtisch war schwarz, aber ein Tastendruck erweckte ihn zum Leben. Langsam baute sich ein Bild auf. Jon war enttäuscht, als er feststellte, dass es sich um die Aufforderung handelte, Namen und Codewort einzugeben, um den Energiesparmodus zu verlassen.
Paw trat nervös auf der Stelle.
»Gehen wir weiter?«, drängte er.
Jon nickte.
»Hier können wir ja doch nichts machen.«
Auf dem Weg zu Paw hob er die Tasche auf. An der nächsten Tür nickte er den beiden anderen zu, ehe er die Klinke bis zum Anschlag durchdrückte. Paw löschte das Licht, ehe Jon die Tür aufschob. Es war dunkel, aber Jon fühlte einen weichen Teppich unter seinen Füßen. Er musste eine Weile an seiner Taschenlampe herumfummeln, ehe er sie anbekam und einen Lichtschalter neben der Tür fand.
Jon stand mit dem Rücken zum Raum, Paw im Türrahmen mit der Brechstange in der Hand und Katherina ein paar
Schritte hinter ihnen im Computerraum. Sie starrte durch die Tür, und in ihrem Blick lag Überraschung und Entsetzen.
»Campelli«, tönte es von der anderen Seite. »Wie nett, dass Sie uns besuchen.«
Jon erkannte die Stimme sofort wieder.
Remer.
»Raus hier!«, rief Jon und lief auf die Tür zu. Aber Paw blieb stehen, grinste breit und schlug ihn ohne zu zögern mit der Brechstange nieder.
Das alles kam so überraschend für Jon, dass er keine Chance hatte, sich zu wehren. Ein stechender Schmerz zuckte durch seinen Schädel.
NEUNUNDZWANZIG
K atherina warf sich über Jons reglosen Körper. Er war nach dem Schlag zu Boden gegangen, als hätten all seine Muskeln gleichzeitig versagt und seinen Körper der Schwerkraft überlassen. Die Brechstange hatte eine kleine Wunde auf seiner Stirn hinterlassen, aus der Blut sickerte, über seine Wange rann und auf den Boden tropfte. Ein leises Stöhnen kam über Jons Lippen.
Rasend vor Wut sah Katherina zu Paw, der mit einem triumphierenden Grinsen auf den Lippen mit erhobener Waffe dastand, bereit, erneut zuzuschlagen.
»Das ist nicht nötig«, sagte Remer von der anderen Seite des Raumes.
Paws Grinsen verschwand, er ließ die Brechstange sinken.
»Ich bin mir sicher, Katherina hat auch verstanden, dass das Spiel aus ist.«
Remer kam auf sie zu, und sie sah ihn an. Er trug einen schwarzen Anzug und ein graues Hemd ohne Schlips. Seine Augen ruhten ruhig auf ihr.
»Denn Sie sind doch wohl Katherina, nicht wahr?«
Sie blieb ihm die Antwort schuldig und wandte sich wieder Jon zu. Sie streichelte ihm über die Stirn, ohne das Blut zu berühren.
»Du hast hoffentlich nicht zu fest zugeschlagen?«, fragte Remer hinter ihr. »Wir brauchen ihn noch.«
»Der kommt schon wieder zu sich«, meinte Paw. »Schlimmstenfalls hat er eine Gehirnerschütterung.«
»Und genau die können wir nicht gebrauchen«, erwiderte
Remer erzürnt. »Ich habe dir gesagt, dass wir ihn unversehrt brauchen.«
»Mir blieb keine andere Wahl«, protestierte Paw.
Remer seufzte laut.
»Kommst du mit ihr hier zurecht, während wir den Rest vorbereiten?«
Paw murmelte eine Antwort, und gleich darauf spürte Katherina eine Hand auf ihrer Schulter.
»Komm, Prinzessin. Wir haben dir ein Plätzchen reserviert.«
Er zog sie mit der linken Hand hoch, während er mit der rechten erneut die Brechstange hob. Katherina wand sich in seinem Griff, kam aber nicht frei. Zwei Männer betraten den Raum und knieten neben Jon nieder. Einer davon war Kortmanns Chauffeur, der Katherina aber nicht einmal ansah. Sie packten Jon an den Armen und zogen ihn auf den Flur. Dann wurde die Tür geschlossen.
»Wohin bringt ihr ihn?«, fragte Katherina und starrte Paw voller Hass an.
»Nicht weit weg«, antwortete Paw und lächelte.
Ohne den Blick von ihr zu nehmen, griff er in einen Schrank und holte eine Rolle Klebeband heraus. Dann drehte er sie herum und ließ die Brechstange zu Boden fallen.
Das war ihre Chance.
Sie spannte alle Muskeln ihres Körpers,
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