Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bibliothek der Schatten Roman

Die Bibliothek der Schatten Roman

Titel: Die Bibliothek der Schatten Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikkel Birkegaard
Vom Netzwerk:
sah, daher konnte sie die Behauptung des Mannes nicht bestätigen. Stattdessen legte sie die Arme auf den Tisch und sackte zusammen.
    »Okay, Ole«, meinte die Frau. »Aber zu trinken kriegst du nichts mehr.«
    Eine Tür wurde geöffnet, und Katherina zuckte zusammen.
    »Raus!«, rief die Frau hinter ihr. »Wir haben geschlossen!«
    Eine keuchende Männerstimme begann zu protestieren, wurde aber sofort abgewürgt.
    »Wir haben geschlossen, habe ich gesagt, kommen Sie nach zwölf wieder!«
    Die Tür wurde mit einem lauten Knall zugeworfen und mit Nachdruck abgeschlossen.
    Katherina konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten und begann derart heftig zu schluchzen, dass ihr ganzer Körper zitterte. Sie hatte nicht im Traum gedacht, dass es so gefährlich werden könnte. Dass sie Jon hatte verlassen müssen, um ihre eigene Haut zu retten, erschien ihr so unwirklich und unvorstellbar, wenn sie daran dachte, wie unbesiegbar sie sich in seiner Nähe gefühlt hatte.
    Katherina spürte Oles Hand auf der Schulter. Er tätschelte sie freundlich, aber das machte alles nur noch schlimmer.
    »Na, eine Tasse Kaffee kann wohl nicht schaden«, sagte die Frau hinter ihnen, und das Geräusch der klappernden Tassen und der gurgelnden Kaffeemaschine legte sich wie ein schützender Arm um sie.
    Ihr Weinen ging allmählich in Schniefen über. Sie hob den Kopf von der Tischplatte und sah sich verlegen um.
    Sie saßen in einer verrauchten Bar mit schweren Holztischen und einfachen Stühlen mit roten Lederpolstern. Hinter dem massiven Tresen, der sich an der einen Wand entlangzog,
stand die Frau, die der Mann Gerly genannt hatte. Eine kleine, kräftige Frau mit rotem Gesicht und einem Paar Augen, das selbst den betrunkensten Gästen Einhalt gebieten konnte. Sie kam mit zwei Tassen schwarzem Kaffee an den Tisch und stellte sie vor ihnen ab.
    Neben Katherina saß ihr Retter, ein magerer, hohlwangiger Mann mit verknittertem Anzug und einem ehemals sicher weißen Hemd, das inzwischen einen ziemlichen Grauschleier hatte.
    Sie stellte fest, dass sie diesen Mann tatsächlich kannte.
    Ihr Retter, Ole, war ein Empfänger. Es war der Mann, den Jon am Abend von Lucas Beerdigung in der Kneipe am Friedhof getroffen hatte. Sie sah ihn nicht allzu oft. Er zog es vor, seine Probleme an Orten wie diesem zu bearbeiten, trotzdem war sie sich sicher, dass er es war.
    Er musste ihrem Blick entnommen haben, dass sie ihn ebenfalls erkannt hatte, denn er zwinkerte ihr verschwörerisch zu und entblößte in einem breiten Grinsen eine Reihe gelber Zähne.
    »Der Kaffee ist wirklich nicht schlecht, Gerly«, sagte Ole laut und trank einen kräftigen Schluck.
    »Nee, du solltest öfter mal einen trinken. Dann wär’s bestimmt netter, dich hier zu haben.« Gerly richtete ihre Aufmerksamkeit auf Katherina. »Geht es dir jetzt besser, Schätzchen?«
    Katherina nickte, nahm die Tasse zwischen beide Hände und trank vorsichtig mit geschlossenen Augen. Die Wärme beruhigte sie.
    »Männer sind doch Schweine«, fuhr Gerly fort. »Alles nur Vergewaltiger. Wenn es nach mir ginge, müsste man die alle kastrieren!«
    »Dann wärst du gar nicht geboren«, grunzte Ole und lachte laut.
    »Halt dich mal zurück, du Schlaumeier. Du solltest das
Mädchen lieber zur Polizeiwache begleiten, statt hier Witze zu machen.«
    Katherina schüttelte den Kopf.
    »Das ist nicht notwendig«, sagte sie schnell. »Ich komme schon zurecht.«
    Gerly musterte sie gründlich.
    »Bist du sicher? Diese Wichser darf man nicht einfach so davonkommen lassen.«
    »Ich bin in Ordnung«, behauptete Katherina und schniefte laut. »Es ist nichts passiert.«
    Gerly brummte etwas Unverständliches und ging wieder hinter den Tresen, wo sie aufzuräumen begann.
    »Ich bringe dich gerne hin«, sagte Ole, aber sein Blick verriet, dass er nicht wirklich Lust hatte.
    »Ich kann nicht zur Polizei«, flüsterte Katherina. »Aber ich muss so schnell wie möglich Kontakt mit Clara aufnehmen.«
    Ole nickte entschlossen und richtete sich auf.
    »Ich besorg uns ein Taxi.«
    Er stand auf und stapfte zum Tresen, wo er eine Diskussion mit Gerly begann.
    Katherina wusste nicht, was sie tun sollte. Vielleicht war die Polizei jetzt wirklich die einzige Lösung, andererseits konnte sie nicht riskieren, sie in alles einzuweihen, solange Jon in Remers Gewalt war und ihre Hilfe brauchte. Clara würde wissen, wie sie ihn befreien konnten.
    Die Diskussion an der Bar endete damit, dass Gerly die Waffen streckte und ein Taxi rief. Ole kam zu

Weitere Kostenlose Bücher