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Die Bibliothek der Schatten Roman

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Titel: Die Bibliothek der Schatten Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikkel Birkegaard
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zuzuhalten, während sie mit dem Feuerlöscher in der Hand durch die qualmende Türöffnung trat.
    Die Flammen hatten sich bereits in die Holzfassade unterhalb
der Fenster gefressen, und Katherina sprühte den Inhalt des Feuerlöschers auf die brennenden Flächen. Wegen der Hitze konnte sie nicht allzu dicht an die Brandherde herantreten. Sie musste den Löschvorgang mehrmals unterbrechen und sich zurückziehen, ehe sie den Brand erneut bekämpfte. Ihre Arme zitterten vor Anstrengung, und ihre Finger schmerzten, weil sie den Düsengriff immer wieder krampfhaft nach unten drücken musste. Der Rauch trieb ihr die Tränen in die Augen, so dass sie nur verschwommen sehen konnte. Trotzdem kämpfte sie sich immer wieder zu den Brandherden vor, so dass bald die rechte Seite der Fassade gelöscht war.
    Die linke Ladenseite war nicht so stark betroffen, doch es gelang ihr nicht, alle brennenden Flächen zu löschen, bevor der Feuerlöscher leer war. Verzweifelt pumpte sie noch ein paarmal, dann sah sie ein, dass nichts mehr kam. Sie warf den Behälter auf den Bürgersteig, wo er mit einem dumpfen Laut aufschlug.
    Verzweifelt riss sie sich die Jacke vom Leib und begann damit auf die Flammen einzuschlagen, doch nach jedem Schlag loderten sie heller auf als zuvor, als wollte das Feuer sie verhöhnen. Sie peitschte die Fassade mit ihrer Jacke, doch für jede Flamme, die sie löschte, entstanden zwei neue.
    Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter.
    »Zur Seite«, befahl eine Stimme, und eine Hand zog sie von den Flammen weg. Eine Gestalt trat vor sie, und dann hörte sie zu ihrer Erleichterung die Geräusche eines neuen Feuerlöschers.
    Katherina ließ die Jacke zu Boden fallen und rieb sich die Augen. Hinter ihr waren Leute zusammengelaufen und betrachteten die Szenerie wie ein Sonnwendfeuer. Der Mann vor ihr schnaubte, während er mit den letzten Flammen rang, doch langsam gab sich das Feuer geschlagen, so dass die Holzfassade bald darauf nur noch verkohlt vor sich hin qualmte. Durch den Rauch erkannte sie im Ladeninneren Jons Silhouette, der laut
fluchend mit seiner Jacke auf den Boden einschlug. Sie stürmte zurück in den Laden, als er gerade die letzte Flamme austrat. Das weiße Hemd war ihm aus dem Hosenbund gerutscht und hatte große dunkle Flecken von Ruß und Schweiß.
    »Alles okay bei dir?«, fragte er, ohne den Blick vom Teppichboden zu nehmen, noch immer auf der Suche nach weiteren Glutherden.
    »Ja, alles in Ordnung«, antwortete sie und sah sich nach Iversen um.
    Sie fand ihn hinter dem Ladentresen in Embryohaltung auf dem Boden. Er zitterte vor Kälte. Sein Rücken war mit großen Brandflecken übersät, und an mehreren Stellen waren Blutflecken auf seinem dicken Pullover zu erkennen. Katherina kniete sich neben ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er zuckte bei der Berührung zusammen und jammerte laut.
    »Ich bin’s, Katherina«, beruhigte sie ihn.
    Iversen drehte ihr das Gesicht zu. Kleine Glassplitter hatten sich in die eine Gesichtshälfte gebohrt. Sie war blutverschmiert. Zum Glück war seine Brille heil geblieben und hatte seine Augen geschützt, die sie jetzt flehend ansahen.
    »Ich brauche wohl einen Arzt«, stöhnte er, versuchte dabei aber zu lächeln.
    Wie auf ein Stichwort waren mit einem Mal die Sirenen zu hören.
    »Der Krankenwagen ist auf dem Weg«, stellte Jon fest, der plötzlich neben ihnen stand. »Ich führe sie her«, fügte er hinzu und verließ das Geschäft.
    Iversen schloss die Augen.
    »Die Bücher«, sagte er. »Sind sie …?«
    »Sie haben nichts abbekommen«, versicherte Katherina. »Die im Schaufenster sind verbrannt, aber der Rest ist unversehrt.«
    Der alte Mann lächelte, obgleich es ihm Schmerzen zu bereiten schien.

    »Du musst ihn zu Kortmann bringen«, flüsterte er.
    »Ich?« Sie sah ihn forschend an. Vielleicht hatte er sich den Kopf angeschlagen? »Bist du sicher, dass er mich reinlässt?«
    »Das wird er wohl müssen«, meinte Iversen und öffnete kurz die Augen. »Nimm Paw mit, ihn kann er nicht abweisen.«
    »Sollten wir nicht lieber warten, bis du wieder fit bist?«, fragte Katherina.
    »Nein«, erwiderte Iversen entschlossen. »Es kann nicht schnell genug gehen. Sieh dir nur dieses Chaos an.«
    »Wie du willst«, antwortete Katherina mit einem Seufzer.
    Jon kam mit den Sanitätern, von denen einer die Hand auf Katherinas Schulter legte und die junge Frau von Iversen wegzog. Nachdem sie ihn oberflächlich untersucht hatten, hoben sie ihn

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