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Die Bibliothek der Schatten Roman

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Titel: Die Bibliothek der Schatten Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikkel Birkegaard
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Sie haben Pläne, sich als Buchhändler selbstständig zu machen?«
    Jon lächelte.
    »Nein, die habe ich nicht«, antwortete er. »Aber wie gesagt, ich habe noch keine endgültige Entscheidung getroffen.«
    »Ich will Ihnen mal einen guten Rat geben, Jon«, mahnte Remer. »Halten Sie sich an das, was Sie können. Ich verstehe mich auf Geschäfte. Und Sie verstehen sich darauf, Leuten wie mir aus der Klemme zu helfen. Ein Buchhändler ist vermutlich an keinem von uns verlorengegangen.« Er lachte. »Machen Sie den Laden zu Geld, indem Sie ihn verkaufen, und lassen Sie meinen Freund das Libri di Luca ins 21. Jahrhundert führen. Das hätte Ihren Vater sicher gefreut, meinen Sie nicht?«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher«, antwortete Jon und konnte sich bei der Vorstellung ein Lächeln nicht verkneifen. Auch wenn er nicht wusste, ob Lucas Verhältnis zu Computern
und dem Internet sich in den vergangenen Jahren geändert hatte, fand er den Gedanken recht unwahrscheinlich. Alleine die Vorstellung von einem PC im Libri di Luca war absurd. Da konnte man genauso gut ein Flugzeug ins Mittelalter schicken.
    »Aber er war ja wohl auch ein Kaufmann?«, insistierte Remer. »Bestimmt hätte ihm die Vorstellung gefallen, eine ganze Reihe von Antiquariaten in einem Zentrallager zusammenzufassen, so dass die Kunden direkt von zu Hause aus auf eine enorme Anzahl wertvoller Titel Zugriff haben und bestellen können, so dass sie nicht mehr vergeblich in die einzelnen Antiquariate laufen müssen.«
    »Ich dachte immer, der besondere Charme eines Antiquariates sei das Herumstöbern und Sich-überraschen-Lassen. Man kann dort doch viel Zeit verbringen«, schob Jon ein.
    »Ja, doch, Gott bewahre«, sagte Remer. »Dazu muss auch Raum sein. Der Laden soll ja nicht geschlossen werden. Sehen Sie es als eine Art Erweiterung.«
    Jon hob abwehrend die Hände.
    »Ich verspreche, darüber nachzudenken, wenn es aktuell wird. Aber jetzt warte ich erst einmal ab.«
    Remer nickte.
    »Völlig in Ordnung, aber rufen Sie mich an, sobald Sie einen Entschluss gefasst haben.« Er fischte eine Visitenkarte aus der Innentasche seines Jacketts und warf sie auf den Tisch.
    »Das werde ich«, versicherte Jon. »Wollen wir jetzt anfangen?«
    Remer warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
    »Bedaure, aber ich muss jetzt los, Jon. Hat mich sehr gefreut, Sie kennenzulernen.« Er reichte ihm über den Tisch die Hand, woraufhin Jon sich völlig überrumpelt erhob und danach griff.
    »Ich finde selbst hinaus«, sagte Remer, bereits auf dem Weg aus dem Sitzungsraum.

    Jon ließ sich gegen die Rückenlehne fallen und starrte verdutzt auf die Tür. Er fühlte sich wie nach einem Kurzauftritt des Tornados aus der Ajax-Reklame. Wie das Putzmittel war Remer nach Erfüllung seiner Aufgabe verschwunden wie ein Wirbelwind. Die Frage war nur, welche Aufgabe er erfüllt hatte. Wollte er nur mal »den Lakaien« sehen und hatte sich von dem potenziellen Geschäft mit dem Antiquariat mitreißen lassen, oder war Letzteres der eigentliche Grund seines Besuchs gewesen? Jon nahm die Visitenkarte, die Remer zurückgelassen hatte, und sah sie genauer an. Außer »Remer« und einer Reihe Telefonnummern stand dort nichts. Kein Logo, kein Firmenname, nicht mal ein Vorname.
    Er stand auf und packte seine Sachen zusammen.
    »Wie ist es gelaufen?«, erkundigte sich Jenny, die plötzlich im Türrahmen stand.
    Jon zuckte mit den Schultern.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er ehrlich. »Aber mein Schlips ist wenigstens noch dran.«
    Jenny lachte und drehte sich wieder um.
    »Jenny«, rief Jon ihr nach. Die Sekretärin drehte sich zu ihm um. »Haben Sie Remer vorher schon mal gesehen?«
    Sie dachte einen Augenblick nach, ehe sie den Kopf schüttelte.
    »Nein, die Treffen haben sonst immer irgendwo in der Stadt stattgefunden.«
    »Okay, danke«, sagte Jon und begann, den Servierwagen mit den Aktenordnern aus dem Sitzungszimmer zurück in die Remer-Zelle zu schieben.
    Er selbst hatte ihn auch noch nie gesehen. Nachdem er sich in die Remer-Zelle eingeschlossen hatte, ging er schnurstracks zu dem Archivschrank, in dem die Zeitungsausschnitte und Medienbeiträge aufbewahrt wurden. Er überflog die Mappen und hatte bald gefunden, was er suchte. Die wenigsten Artikel waren bebildert, aber es gab ein Foto von Remer im
Profil, wie er gerade die Treppe zum Gerichtsgebäude hochging.
    Kein Zweifel, er war es. Die markante Frisur und der energische Gesichtsausdruck waren unverkennbar.
    Dann war der Tornado

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