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Die Bibliothek der Schatten Roman

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Titel: Die Bibliothek der Schatten Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikkel Birkegaard
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los, während Katherina stehen blieb, sich an die Wand stützte und nach vorn beugte, um wieder Luft zu bekommen. Das Blut rauschte in ihren Ohren, sie rang nach Atem, und ihre Finger begannen zu zittern. Sie richtete sich langsam wieder auf und sah sich um. Neugierig lugten ein paar Patienten aus ihren Zimmern. Ein Arzt rannte an ihr vorbei, das Stethoskop an seinem Hals schwang von rechts nach links.
    Katherina stützte sich auf den Handlauf an der Wand, als sie zurückging. Als sie in Iversens Zimmer zurückkam, hatten die Schwestern und Ärzte den alten Mann an einen Kardiografen angeschlossen. Der Ton seines Herzrhythmus schnitt wie ein Messer durch die Luft. Der Arzt beugte sich über den Patienten, während die Schwester an den Knöpfen des Geräts herumdrehte. Jon stand etwas abseits und verfolgte das Treiben mit besorgter Miene. In den Händen hielt er das Buch, das auf Iversens Schoß gelegen hatte.
    Langsam begann sich Iversens Herzfrequenz zu verlangsamen.
Der Arzt richtete sich auf, so dass Katherina Iversen sehen konnte. Sein Gesicht war blass, die Augen geschlossen. Seine rechte Hand klammerte sich noch immer um das Gitter, doch dann lockerte sich der Griff seiner Finger, und seine Hand fiel auf die Bettdecke.
    »Es ist überstanden«, stellte der Arzt erleichtert fest.
    Katherina stellte sich neben Jon, die Hände auf die Wangen gepresst. Jon legte seinen Arm um ihre Schulter und drückte sie an sich. Das war ein gutes Gefühl, und sie schmiegte sich kurz an ihn.
    »Ich habe ihm eine Beruhigungsspritze gegeben«, erklärte der Arzt und sah flüchtig zu ihnen hinüber, um sich dann wieder seinem Patienten zuzuwenden. »Er wird die nächsten fünf Stunden schlafen, scheint jetzt aber stabil zu sein.«
    »Was ist passiert?«, wollte Jon wissen.
    »Höchstwahrscheinlich eine Angstattacke«, sagte der Arzt und klang, als glaubte er wirklich daran. »Das kommt bei Personen mit traumatischen Erlebnissen manchmal vor. Sie erleben das Geschehene noch einmal, wodurch dann solche Anfälle ausgelöst werden. Bei Menschen in seinem Alter kann das sehr gefährlich sein.« Der Arzt nickte ihnen zu. »Zum Glück waren Sie hier und haben es entdeckt, sonst hätte das gut in einem Herzanfall enden können.«
    »Gibt es auch noch andere mögliche Ursachen für einen solchen Anfall?«
    Der Arzt schüttelte den Kopf.
    »Das ist sehr unwahrscheinlich. Rein physisch hat der Patient den Brand gut überstanden, er hat keine äußerlichen Verletzungen oder Anzeichen einer Gehirnerschütterung, weshalb ich andere Ursachen ausschließe.«
    Jon und Katherina sahen sich an. Er verzog seinen Mund zu einem schiefen Lächeln.
    »Können wir bei ihm bleiben?«, fragte Katherina.
    Die Schwester zuckte mit den Schultern.

    »Wenn Sie wollen. Er wird die nächsten fünf Stunden aber kaum aufwachen.«
    »Trotzdem. Wir würden gerne hierbleiben.«
     
    Katherina blieb am Krankenbett, während Jon ihnen etwas zu essen holte. Sie lauschte Iversens Atem, der jetzt ruhig und gleichmäßig ging. Sein Gesicht strahlte Ruhe und Frieden aus, ganz anders als die wilde Grimasse, die sie vorhin so erschreckt hatte. Im Gegensatz zu Katherina schien er sich in diesem Moment sichtlich wohl zu fühlen. Katherina mochte keine Krankenhäuser, und am wenigsten solche, in denen man mit Angriffen von Empfängern rechnen musste. Sie hatte keine andere Erklärung: Es musste ein Empfänger involviert sein, und Jons Blick verriet ihr, dass auch er zu diesem Schluss gekommen war.
    Das war mit Sicherheit keine schöne Art zu sterben.
    Iversens Gesicht, seine von Schmerz und Angst verzerrte Fratze, tauchte immer wieder vor ihrem inneren Auge auf, und sie bereute bereits, Jon fortgeschickt zu haben und ganz allein mit Iversen zu sein.
    Wieder krochen Schuldgefühle in ihr hoch. Sie hatte geglaubt, das alles hinter sich zu haben, doch Lucas Tod und jetzt die Vorfälle mit Iversen hatten erneut unangenehme Erinnerungen geweckt. So viele Jahre waren seither vergangen, Jahre, in denen sie nicht einmal mehr daran gedacht hatte, doch jetzt schien es, als hätte sie den Rost einfach mit frischer Farbe überstrichen, unter der früher oder später alles wieder zum Vorschein kommen musste. Sie ertappte sich dabei, wie sie sich die Narbe am Kinn massierte.
    Die Tür ging auf, und Jon kam leise mit einer Plastiktüte in der Hand ins Zimmer.
    »Wie geht es ihm?«, flüsterte er.
    »Unverändert«, antwortete Katherina mit normaler Stimme. »Er ist weit weg.«

    Jon stellte die

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