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Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
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und Babybrei um den Mund herum verschmiert hatte. Das Haar der Frau kräuselte sich in alle Himmelsrichtungen, und es war wunderschön, als ob es mit hundert Bürstenstrichen gepflegt worden wäre. Sie hielt einen winzigen Löffel in der Hand. Licht glänzte auf ihrem Gesicht. Das kleine Mädchen hatte ein Lätzchen mit einem Teddybären darauf umgebunden. Eine Haarsträhne war mit einer Schleife zusammengebunden. Es hatte der Frau eine Hand entgegengestreckt.
    Ich und meine Mutter.
    Wie ihr Gesicht meinem zugewandt war, wie sich unsere Nasen fast berührten, wie breit und wundervoll ihr Lächeln war, als ob Wunderkerzen Funken sprühen würden. Sie hatte mich mit einem winzigen Löffel gefüttert. Sie hatte ihre Nase an meine gerieben und ihr Leuchten über mein Gesicht gegossen.
    Durch das offene Fenster kam der Geruch von Jasmin, der wahre Geruch von South Carolina. Ich ging hinüber und lehnte meine Ellbogen auf den Fenstersims und atmete so tief ein, wie ich konnte. Hinter mir hörte ich, wie Augusta sich auf dem Feldbett bewegte, die Beine quietschten, dann war Stille.
    Ich sah auf das Bild, dann schloss ich die Augen. Ich dachte, May musste es jetzt wohl in den Himmel geschafft haben und meiner Mutter das mit dem Zeichen erklärt haben, auf das ich so wartete. Dasjenige, das mir bedeuten würde, dass ich geliebt wurde.

Eine Kolonie ohne Königin ist eine traurige und bedauernswerte Gemeinschaft; der Stock wird von Jammer und Wehklage erfüllt... Ohne einen Eingriff von außen ist die Kolonie dem Untergang preisgegeben. Aber wenn man ihr eine neue Königin zuführt, dann hat das die fantastischsten Veränderungen zur Folge.
    KAPITEL 14
    Nachdem Augusta und ich die Hutschachtel durchgesehen hatten, zog ich mich für eine ganze Weile zurück. Augusta und Zach wandten sich wieder den Bienen und dem Honig zu, aber ich verbrachte die meiste Zeit unten am Fluss, ganz alleine. Ich wollte ungestört sein und meine Ruhe haben.
    Der Monat August hatte sich in einen Backofen verwandelt, in dem die Tage herumlagen und vor sich hin brutzelten. Ich pflückte mir Blätter von den Ohrbäumen und fächelte mir damit Luft ins Gesicht, saß am Ufer, die nackten Füße im prickelnd kühlen Wasser, spürte, wie ein Lufthauch von der Wasseroberfläche aufstieg und über mich hinwegwehte, und trotzdem dünstete alles an mir in der Hitze vor sich hin, alles, außer meinem Herzen. Es saß wie ein Gebilde aus Eis tief in meiner Brust. Nichts konnte es erreichen.
    Die meisten Menschen würden ja auch eher sterben als zu vergeben. So schwierig ist das. Wenn Gott ihnen klipp und klar sagen würde: »Also, ihr habt die Wahl - entweder vergeben oder sterben«, dann würden sich die meisten Leute doch lieber gleich ihren Sarg aussuchen.
    Ich wickelte die Sachen meiner Mutter wieder in das Papier, das schon fast auseinander fiel, legte sie zurück in die Hutschachtel und setzte den Deckel darauf. Ich kroch auf den Boden und schob die Schachtel unter mein Bett, wo ich einen kleinen Haufen Mäuseknochen fand. Ich sammelte sie auf und wusch sie im Waschbecken ab. Ich trug sie jeden Tag mit mir herum und hatte keine Ahnung, warum eigentlich.
    Wenn ich morgens wach wurde, galt mein erster Gedanke der Hutschachtel. Es war fast so, als ob sich meine Mutter selbst unter dem Bett verkrochen hätte. Eines Nachts wurde ich wach und musste die Schachtel in die andere Ecke des Zimmers stellen. Dann musste ich meine Kissenhülle abziehen, die Schachtel da hineinstopfen und das Ganze mit einem von meinen Haarbändern zuknoten. Alles nur, damit ich schlafen konnte.
    Ich ging hinüber zum rosa Haus, um das Badezimmer zu benutzen, und dachte: Meine Mutter hat auf dieser Toilette gesessen, und dann hasste ich mich für solche Gedanken. Wen interessierte schon, wo sie gepinkelt hatte? Sie hatte sich ja auch keine großen Gedanken um meine Badezimmergewohnheiten gemacht, als sie mich bei Mrs. Watson und T. Ray zurückgelassen hatte.
    Ich versuchte, mich selber aufzumuntern. Ich sagte mir Sachen wie: Denk nicht an sie. Es ist vorbei. Aber in der nächsten Minute, das schwöre ich bei Gott, sah ich sie vor mir, wie sie durch das rosa Haus ging, oder wie sie draußen bei der Klagemauer war und ihre Sorgen zwischen die Steine steckte. Ich wette zwanzig Dollar, dass T. Rays Name da draußen in den Ritzen und Rillen steckt. Vielleicht war ja auch der Name Lily irgendwo dabei. Ich wünschte, sie hätte genug Verstand, oder aber Liebe besessen, um zu begreifen, dass

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