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Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
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hatte ich immer geglaubt, T. Ray würde mich doch sicher ein ganz klein wenig lieb haben. Ich habe nie sein Gesicht vergessen, als er mich damals in der Kirche anlächelte, weil ich beim Singen das Liederbuch verkehrt herum hielt.
    Auch jetzt sah ich in sein Gesicht. Es war voller Verachtung und Wut.
    »Solange du in meinem Haus lebst, wird getan, was ich sage«, brüllte er.
    Dann suche ich mir eben ein anderes Haus, dachte ich.
    »Haben wir uns verstanden?«, fragte er.
    »Ja, Sir, ich habe verstanden«, sagte ich.
    Später am Nachmittag des gleichen Tages fing ich noch zwei Bienen ein. Ich lag auf dem Bauch auf meinem Bett und beobachtete, wie sie im Glas Runde um Runde flogen, unentwegt, als ob sie den Ausgang nicht finden würden.
    Rosaleen steckte den Kopf zur Tür herein.
    »Biste in Ordnung?«
    »Alles bestens.«
    »Ich geh jetzt. Sag deinem Vater, ich geh morgen in die Stadt und komm nich’ zu euch.«
    »Du gehst in die Stadt? Nimm mich mit«, sagte ich.
    »Warum willste denn mit?«
    »Rosaleen, bitte.«
    »Du musst den ganzen Weg laufen.«
    »Das macht mir nichts aus.«
    »Es wird nichts auf sein, nur die Feuerwerksbuden und der Gemüseladen.«
    »Ist mir egal. Ich will nur an meinem Geburtstag aus dem Haus.«
    Rosaleen sah mich lange an, ihr gewaltiger Körper sackte langsam in sich zusammen. »Na schön, aber du fragst deinen Vater. Ich werd morgen ganz früh hier sein.«
    Sie war schon zur Tür hinaus. Ich rief ihr nach: »Wieso gehst du in die Stadt?«
    Sie blieb einen Moment lang unbeweglich stehen, mir den Rücken zugewandt. Als sie sich umdrehte, wirkte ihr Gesicht verändert, irgendwie weicher, sie war auf einmal eine ganz andere Rosaleen. Sie griff in ihre Tasche und wühlte darin herum. Schließlich zog sie ein gefaltetes Stück Papier, das aus einem Notizbuch stammte, heraus und setzte sich neben mich aufs Bett. Ich rieb mir die Knie, während sie das Blatt auf ihrem Schoß glättete.
    »Rosaleen Daise«, ihr Name, stand dort mindestens fünfundzwanzig Mal geschrieben, in großen, sorgfältigen Buchstaben, es sah aus wie die allererste Seite des Schreibhefts, das man seiner Lehrerin zeigen muss, wenn man gerade in die Schule gekommen ist. »Das ist mein Übungsblatt«, sagte sie. »Am vierten Juli wird eine Wahlversammlung in der Kirche für die Farbigen abgehalten. Ich trag mich ins Wählerverzeichnis ein.«
    In meinem Magen regte sich ein ungutes Gefühl. Am Abend vorher hatte es im Fernsehen geheißen, im Staat Mississippi wäre ein Mann getötet worden, weil er sich ins Wählerverzeichnis eintragen wollte, und ich selbst hatte zufällig gehört, wie Mr. Bussey, einer unserer Diakone, zu T. Ray gesagt hatte: »Mach dir da mal keine Sorgen, Mann, die lassen die ihre Namen doch schön und brav hinschreiben und werden ihnen die Registrierung verweigern, wenn die auch nur’n I-Tüpfelchen vergessen.«
    Ich sah mir genau an, wie Rosaleen ihr R geschrieben hatte. »Weiß T. Ray, was du vorhast?«
    »T. Ray?«, sagte sie, »T. Ray weiß gar nix.«
     
    Bei Sonnenuntergang kam er angeschlurft, verschwitzt von der Arbeit. Ich wartete auf ihn an der Küchentür, die Arme vor der Brust verschränkt. »Ich dachte, ich geh morgen mit Rosaleen in die Stadt. Ich muss ein paar Hygieneartikel kaufen.«
    Das akzeptierte er kommentarlos. T. Ray hasste die weibliche Pubertät mehr als alles andere.
    In dieser Nacht sah ich in das Glas auf meinem Nachttisch. Die armen Geschöpfe saßen auf dem Boden. Sie rührten sich kaum noch, sie sehnten sich danach zu fliehen. Ich erinnerte mich daran, wie sie aus den Ritzen in meinen Wänden gekrochen und aus reiner Lust in meinem Zimmer umhergeflogen waren. Und ich dachte daran, dass meine Mutter Köder aus Kräckern und Marshmellows ausgelegt hatte, um die Schaben aus dem Haus hinauszulocken, anstatt sie zu zertreten. Ich nahm an, sie wäre wohl auch kaum damit einverstanden gewesen, Bienen in einem Glas gefangen zu halten. Ich schraubte den Deckel ab und legte ihn beiseite.
    »Ihr seid frei«, sagte ich.
    Aber die Bienen blieben am Boden hocken wie Flugzeuge auf einer Rollbahn, die nicht wissen, dass sie Starterlaubnis haben. Sie krabbelten auf ihren langen Beinen entlang der endlos runden Wand des Glases, zu dem ihre Welt zusammengeschrumpft war. Ich klopfte ans Glas, legte es sogar auf die Seite, aber diese verrückten Bienen blieben drin.
     
    Am nächsten Morgen, als Rosaleen kam, waren die Bienen immer noch da. Rosaleen brachte einen Biskuitkuchen mit vierzehn

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