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Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
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mir bedeuteten, dass ich es schon wieder getan hatte, dass ich schon wieder für sie gesprochen hatte, als wäre sie selber gar nicht da.
    »Nun, ihr könnt erst einmal hier bleiben, bis ihr wisst, was ihr tun werdet. Wir können euch ja wohl nicht auf der Straße schlafen lassen«, sagte Augusta.
    June holte so tief Luft, als wollte sie den ganzen Raum in sich aufsaugen. »Aber, Augusta...«
    »Sie bleiben hier!«, wiederholte sie in einer Art und Weise, die sehr deutlich machte, wer hier die ältere Schwester war und das Sagen hatte. »Das geht schon in Ordnung. Wir haben ja die Feldbetten im Honighaus.«
    June drehte sich pikiert auf dem Absatz um, ihr roter Rock fegte um die Tür.
    »Danke«, sagte ich zu Augusta.
    »Ist schon gut. Komm, setz dich, ich hol ein paar Gläser Orangeade.«
    Wir wurden in die Rohr-Schaukelstühle gesetzt, während May Wache stand und ihr verrücktes Grinsen grinste. Mir fiel auf, dass sie gewaltige Armmuskeln hatte.
    »Wieso heißt ihr alle nach dem Kalender?«, fragte Rosaleen sie.
    »Unsere Mutter liebte Frühling und Sommer«, sagte May. »Wir hatten auch eine April, aber... sie starb, als sie noch jung war.« Mays Grinsen verschwand, und mit einem Mal fing sie an, »O Susanna« zu summen, als ob ihr Leben davon abhinge.
    Rosaleen und ich starrten sie an. Dann ging ihr Summen in bitteres Geheul über. Sie weinte, als ob April gerade erst in dieser Sekunde gestorben wäre.
    Endlich kam Augusta mit einem Tablett und vier Gläsern zurück, die sie mit Orangenstückchen an den Rändern garniert hatte. »Oh Mary, Liebes, geh hinaus zu deiner Wand und wein dich da aus«, sagte sie, zeigte zur Tür und gab ihr einen leichten Stups.
    Augusta benahm sich, als sei ein solches Verhalten in einer jeden Familie und einem jeden Heim in South Carolina an der Tagesordnung. »So, hier ist eure Orangeade...«
    Ich nippte daran. Rosaleen allerdings kippte ihre derart schnell hinunter und musste danach so laut aufstoßen, dass die Jungs in meiner alten Schule vor Neid geplatzt wären. Es war ungeheuerlich.
    Augusta tat so, als ob sie nichts gehört hätte, während ich auf den samtenen Hocker starrte und mir wünschte, Rosaleen wäre ein wenig kultivierter.
    »So, ihr seid also Lily und Rosaleen«, sagte Augusta. »Habt ihr auch Nachnamen?«
    »Rosaleen... Smith und Lily... Williams«, log ich und fuhr fort: »Wissen Sie, meine Mutter starb, als ich noch klein war, und dann ist mein Vater letzten Monat bei einem Traktorunfall gestorben. Ich hab sonst keine näheren Verwandten in der Gegend, und daher soll ich jetzt in ein Heim gesteckt werden.«
    Augusta schüttelte den Kopf. Rosaleen auch, aber natürlich aus einem anderen Grund.
    »Rosaleen war unser Hausmädchen«, schwindelte ich weiter. »Sie hat keine Familie außer mir, und so haben wir uns entschlossen, nach Virginia zu gehen, um meine Tante zu suchen. Wir haben kein Geld, aber wenn Sie irgendeine Arbeit für uns hätten, solange wir hier sind? Vielleicht könnten wir ja etwas verdienen, ehe wir weiter ziehen. Wir haben es nicht besonders eilig, nach Virginia zu kommen.«
    Rosaleen glotzte mich an. Eine Minute lang geschah überhaupt nichts, nur das Eis in unseren Gläsern zersprang mit einem leisen Klingeln. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie glühend heiß es in diesem Zimmer war und wie viel Schweiß aus meinen Poren kam. Ich konnte ihn sogar selbst riechen. Ich sah zu der schwarzen Maria drüben in der Ecke und wieder zurück zu Augusta.
    Sie stellte ihr Glas ab. Ich hatte noch niemals Augen in einer solchen Farbe gesehen, wie goldfarbener Ingwer.
    »Ich stamme selbst aus Virginia«, sagte sie, und aus irgendeinem Grund erweckten diese Worte das Kribbeln wieder zum Leben, das in meine Glieder gefahren war, als ich den Raum zum ersten Mal betreten hatte. »Na schön, Rosaleen kann May im Haus zur Hand gehen, und du kannst mir und Zach mit den Bienen helfen. Ich habe eigentlich mit Zach schon eine Aushilfe, ich kann dir also nichts bezahlen, aber du bekommst Kost und Logis, bis wir deine Tante anrufen können und sehen, ob sie uns nicht Geld für den Bus schicken kann.«
    »Ich weiß noch nicht einmal genau, wie sie heißt«, sagte ich. »Mein Vater nannte sie nur Tante Bernie, aber ich hab sie selber nie kennen gelernt.«
    »Soso, und willst du nun an jede Tür in ganz Virginia klopfen, Kind?«
    »Nein, Madam, nur in Richmond.«
    »Ich verstehe«, sagte Augusta.
     
    An diesem Nachmittag staute sich die Hitze im Himmel, bis sie endlich einem

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