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Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
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führ dich ein bisschen herum.«
    Wir gingen zurück in den großen Raum mit all den Maschinen. Sie führte mich zu einer Säule aus weißen Kisten, die übereinander gestapelt waren. »Das hier sind Zargen«, sagte sie, stellte eine davon vor mich und nahm den Deckel ab.
    Von außen wirkte sie wie eine gewöhnliche alte Schublade aus einer Kommode, aber im Innern waren lauter Rahmen mit Honigwaben, die in einer ordentlichen Reihe hingen. Jeder Rahmen war voller Honig und mit Wachs versiegelt.
    Sie zeigte in eine andere Richtung. »Das dort drüben ist der Entdeckler, damit lösen wir das Wachs von den Waben. Dann geht es in die Wachsschmelze hier drüben.«
    Ich folgte ihr über kleine Bruchstückchen von Honigwaben, die hier überall dort herumlagen, wo andere Leute Wollmäuse hatten. Sie hielt an einem großen Metallgefäß in der Mitte des Raums.
    »Dies ist die Schleuder«, sagte sie und tätschelte die Außenhaut der Maschine, als ob sie ein braver Hund wäre. »Geh rauf und sieh hinein.«
    Ich stieg eine zweistufige Leiter empor und blickte über den Rand, während Augusta einen Schalter anknipste. Am Boden fing ein alter Motor an zu stottern und zu ruckeln. Die Schleuder setzte sich langsam in Bewegung und wurde dann allmählich schneller, so wie die Zuckerwattemaschine auf dem Jahrmarkt, bis sie himmlische Gerüche von sich gab.
    »Sie trennt den Honig«, sagte sie. »Holt das schlechte Zeug heraus, das gute bleibt drin. Ich hab immer gedacht, wie schön es wäre, so eine Schleuder für Menschen zu haben. Wirf sie einfach dort hinein, und die Schleuder tut das Ihrige.«
    Sie starrte mich mit ihren Ingwerbonbon-Augen an. Litt ich schon an Verfolgungswahn, oder war ich gemeint, als sie Menschen gesagt hatte?
    Sie stellte den Motor ab, und das Gesumme hörte nach einer Reihe tickender Geräusche wieder auf. Sie beugte sich über eine braune Röhre, die aus der Schleuder kam, und sagte: »Von hier geht es in das Klärbecken, dann in die Wärmepfanne und schließlich in ein Setzgefäß. Das ist die Abfüllkanne, hier befüllen wir die Eimer. Du wirst den Dreh schon rauskriegen.«
    Das bezweifelte ich. Ich hatte noch nie im Leben etwas so Kompliziertes gesehen.
    »Na, ich kann mir denken, dass du dich wohl auch noch ein bisschen ausruhen willst. Abendessen ist um sechs. Magst du Süßkartoffel-Plätzchen? Das ist Mays Spezialität.«
    Nachdem sie fort war, legte ich mich auf das Feldbett, während der Regen auf das Blechdach trommelte. Mir kam es vor, als wäre ich schon seit Wochen unterwegs, als hätte ich eine gefährliche Safari durch den Dschungel unternommen, immer auf der Hut vor Tigern und Löwen, auf der Suche nach einer versunkenen, sagenhaften Stadt im Dschungel des Kongo - das war in der letzten Matinee vorgekommen, als ich noch in Sylvan gewesen war. Ich fühlte mich zwar wohl, aber trotzdem war mir alles auch so fremd, als wäre ich tatsächlich im Kongo. In einem Haus mit lauter farbigen Frauen zu wohnen, von ihren Tellern zu essen, auf ihren Laken zu liegen - nicht, dass ich was dagegen gehabt hätte, es war mir nur so völlig neu, und meine Haut war mir noch nie so weiß erschienen.
    T. Ray hielt schwarze Frauen für dumm. Und, wenn ich ganz ehrlich bin, muss ich gestehen, dass auch ich damals dachte, sie könnten zwar durchaus klug sein, aber eben nicht so klug wie ich, eine Weiße. Doch als ich nun auf dem Feldbett im Honighaus lag, dachte ich, Augusta ist so intelligent, so kultiviert.
    Als Rosaleen aus ihrem Schlummer erwachte, und noch bevor sie dazu kam, ihren Kopf auch nur vom Kissen zu heben, fragte ich: »Gefällt es dir hier?«
    »Ich denke schon«, sagte sie und mühte sich, ihren Körper in eine Sitzhaltung zu bringen. »Bisher jedenfalls.«
    »Nun, mir gefällt es hier auch«, sagte ich. »Und daher möchte ich nicht, dass du irgendetwas sagst, was das hier verpfuscht, klar?«
    Sie verschränkte die Arme vor ihrem Bauch und runzelte die Stirn. »So wie was denn?«
    »Sag bloß nichts von dem Bild der schwarzen Maria, das ich in meiner Tasche hab, verstanden? Und erwähn auch bloß nicht meine Mutter.«
    Sie griff nach ihrem Haar und flocht einige ihrer losen Zöpfe wieder zusammen. »Und warum willste das so unbedingt für dich behalten?«
    Ich hatte keine Zeit, ihr alle meine Gründe zu erklären. Ich wollte sagen: Weil ich eine Zeit lang mal einfach nur normal sein will - nicht die Ausreißerin, die ihre Mutter sucht, sondern ein ganz normales Mädchen, das seine Sommerferien in

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