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Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
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Tiburon, South Carolina, verbringt. Ich will Augusta für mich gewinnen, damit sie mich nicht zurückschickt, wenn sie herausfindet, was ich wirklich getan habe.
    Ich ging zu Rosaleen und half ihr mit den Zöpfen. Mir fiel auf, dass meine Hände ein wenig zitterten. »Versprich mir nur, dass du nichts sagst.«
    »Es is’ dein Geheimnis«, sagte sie. »Mach damit, waste willst.«
     
    Am nächsten Morgen wurde ich früh wach und ging nach draußen. Es hatte aufgehört zu regnen, und die Sonne glühte hinter einer Wolkenbank.
    Kiefernwälder erstreckten sich hinter dem Honighaus in alle Richtungen. Ich konnte in der Ferne etwa vierzehn Bienenkörbe ausmachen, die dicht unter den Bäumen standen und deren eckige Deckel wie weiße Postkarten schimmerten.
    Am Tag vorher hatte Augusta während des Abendessens gesagt, dass ihr achtundzwanzig Morgen Land gehörten, die sie von ihrem Großvater geerbt hatte. In einer kleinen Stadt wie dieser hier könnte ein Mädchen wie ich doch wohl auf achtundzwanzig Morgen Land untertauchen! Es könnte doch eine Falltür öffnen und sich einfach so in Luft auflösen.
    Licht drang durch einen Spalt in einer rotgeränderten Wolke, und ich ging über einen Pfad, der von dem Honighaus zum Wald führte, darauf zu. Ich kam an einem Kinderkarren vorbei, der voller Gartengerät war. Er stand neben einem Beet, in dem Tomaten wuchsen, die mit Nylonschnur an hölzernen Stangen angebunden waren. Dazwischen standen orange Zinnien und violette Gladiolen, die sich bis auf den Boden neigten.
    Die Schwestern liebten ganz offensichtlich Vögel. Es gab ein Vogelbad aus Beton und jede Menge Futterplätze. Ausgehöhlte Flaschenkürbisse und große Tannenzapfen lagen im ganzen Garten herum, und in jeden hatten sie ein Stück Erdnussbutter hineingetan.
    An der Stelle, wo die Wiese in den Wald überging, stieß ich auf eine steinerne Wand, die grob zementiert und noch nicht einmal kniehoch war, dafür aber etwa vierzig Meter lang. Sie folgte der Grundstücksgrenze und hörte ganz plötzlich auf. Sie schien überhaupt keinen Zweck zu haben. Dann bemerkte ich kleine Stückchen gefalteten Papiers, die in den Fugen zwischen den Steinen steckten. Ich ging die Wand der Länge nach ab, und es war überall das gleiche Bild, ich sah Hunderte dieser Papierschnipsel.
    Ich zog eins heraus und faltete es auseinander, aber die Schrift war vom Regen so verwaschen, dass ich nichts lesen konnte. Ich nahm ein anderes. Birmingham, 15. Sept. Vier kleine Engel tot.
    Ich faltete es wieder zusammen und legte es zurück. Ich hatte das Gefühl, etwas Verbotenes getan zu haben.
    Ich stieg über die Mauer, ging in den Wald und suchte mir einen Weg zwischen kleinen Farnkräutern mit ihren blaugrünen Büscheln und gab Acht, nicht die kunstvollen Muster zu zerstören, an denen die Spinnen den ganzen Morgen gewebt hatten. Es war, als hätten Rosaleen und ich tatsächlich die versunkene Stadt entdeckt.
    Als ich weiterging, hörte ich Wasser rauschen. Unmöglich, diesen Klang zu hören und nicht nach seiner Quelle zu suchen! Ich ging tiefer in den Wald. Das Unterholz wurde dichter, und dornige Büsche zerkratzten mir die Beine, aber ich fand, was ich suchte - einen Fluss, nicht wesentlich größer als der Wasserlauf, in dem Rosaleen und ich gebadet hatten. Ich sah zu, wie sich das Wasser durch sein Bett schlängelte und wie Wellen hin und wieder die Wasseroberfläche durchbrachen.
    Ich zog mir die Schuhe aus und stieg hinein. Der Grund war glitschig, und Matsch quoll zwischen meinen Zehen hervor. Eine Schildkröte plumpste von einem Stein direkt vor mir ins Wasser und erschreckte mich so sehr, dass ich laut aufschrie und »Jesus« fluchte. Gott weiß, was hier draußen sonst noch kreuchte und fleuchte - Schlangen, Frösche, Fische, ein Heer stechender Insekten, aber es kümmerte mich überhaupt nicht.
    Als ich mir die Schuhe wieder anzog und zum Haus zurückging, strömte das Licht geradezu vom Himmel, und ich wünschte mir, es könnte immer so bleiben - kein T. Ray, kein Mr. Gaston, niemand, der Rosaleen besinnungslos schlagen würde. Nur die vom Regen erfrischten Wälder und das erwachende Licht.

Wenn man winzig genug wäre, einer Biene in ihren Stock zu folgen, dann müsste man sich zuallererst einmal an vollständige Dunkelheit gewöhnen...
    KAPITEL 5
    Die erste Woche bei Augusta war tröstende Linderung. Manchmal wird einem im Leben so eine Aus-Zeit gewährt, eine kleine Pause; der Gong ertönt, und man kann kurz aus dem Ring, weg von

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