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Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
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arbeiten sie unheimlich schwer. Sie schuften bis zur völligen Erschöpfung, wirklich bis zum Umfallen. Manchmal hätte ich gerne zu ihnen gesagt: Entspannt euch mal ein bisschen, macht mal eine Pause, das habt ihr euch nun wirklich verdient.
    Als Augusta in die Kiste griff und die Etiketten herausholte, konnte ich die Absenderadresse lesen: Kloster zur Heiligen Jungfrau, Andenkenladen, Postfach 45, St. Paul, Minnesota. Danach holte sie einen dicken Umschlag aus der Schublade ihres Schreibtischs und zog Dutzende kleinerer Etiketten mit einer Aufschrift in Druckbuchstaben heraus: HONIG DER SCHWARZEN MADONNA, TIBURON, SOUTH CAROLINA.
    Meine Aufgabe war es, die Rückseiten der Etiketten mit einem nassen Schwamm zu befeuchten und sie dann Augusta zu reichen, die sie auf die Gläser klebte, aber ich hielt einen Moment inne, um das Bild der schwarzen Madonna anzusehen, das ich schon so viele Male betrachtet hatte, dort, auf dem kleinen Holzbild meiner Mutter. Ich bewunderte den vornehmen goldenen Schal, den sie um den Kopf gelegt hatte und der mit roten Sternen geschmückt war. Ihre Augen waren geheimnisvoll und sanft und ihre Haut braun und schimmernd, dunkler als Toastbrot, und sie sah aus, als wäre sie mit glänzendem Wachs bestrichen. Mein Herz fing immer an zu klopfen, wenn ich mir vorstellte, dass meine Mutter auf genau das gleiche Bild gesehen hatte.
    Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was aus mir geworden wäre, hätte ich nicht das Bild der Schwarzen Madonna damals im Frogmore Stew Kaufmannsladen gesehen. Wahrscheinlich würde ich heute noch in allen möglichen Flussbetten in ganz South Carolina übernachten. Würde mit den Kühen zusammen aus Tümpeln trinken. Würde hinter Dornbüschen pinkeln und mich nach Toilettenpapier sehnen.
    »Ich hoffe, du bekommst das jetzt nicht in den falschen Hals«, sagte ich. »Aber ehe ich dieses Bild gesehen habe, hätte ich mir nie die Jungfrau Maria als Farbige vorstellen können.«
    »Eine dunkle Maria ist aber gar nicht so außergewöhnlich, wie du meinst«, sagte Augusta. »In Europa gibt es Hunderte von ihnen, in Spanien oder auch Frankreich. Die Maria, die wir auf unseren Honig kleben, ist schon sehr, sehr alt. Sie ist die Schwarze Madonna von Bresnichar in Böhmen.«
    »Woher weißt du das alles?«, fragte ich.
    Sie ließ die Hände sinken und lächelte. »Nun, es hat, glaube ich, mit den Heiligenbildern meiner Mutter angefangen. Sie hat sie gesammelt, so wie das damals alle guten Katholiken taten - weißt du, diese kleinen Kärtchen mit Gebetstexten, wo vorne die Bilder von Heiligen drauf waren. Sie hat sie sogar mit Anderen getauscht, so wie kleine Jungs ihre Sammelbilder von Baseballspielern tauschen.« Augusta musste darüber laut lachen. »Sie hatte bestimmt ein Dutzend Bilder von Schwarzen Madonnen. Ich liebte es, mit ihren Karten zu spielen, besonders mit denen von den Schwarzen Madonnen. Und als ich dann in die Schule kam, habe ich alle Bücher, die ich über sie finden konnte, verschlungen. So habe ich das mit der Schwarzen Madonna von Bresnichar in Böhmen herausgefunden.«
    Ich versuchte, Bresnichar zu sagen, aber ich konnte es nicht richtig aussprechen. »Na, ihren Namen kann ich zwar nicht sagen, aber ihr Bild liebe ich.« Ich feuchtete die Rückseite des Etiketts an und sah zu, wie Augusta es auf das Glas klebte, dann das zweite direkt darunter, als hätte sie das schon zehntausend Mal gemacht.
    »Und was liebst du sonst noch, Lily?«
    Das hatte mich nun noch nie jemand gefragt. Was ich sonst noch liebte? Ohne groß zu überlegen, hätte ich am liebsten gesagt, ich liebe das Bild meiner Mutter, wie sie da an dem Auto lehnt und auf dem ihr Haar genau wie meines aussieht, und dazu ihre Handschuhe und ihr Bild der schwarzen Maria mit dem unaussprechlichen Namen, aber das verkniff ich mir.
    Ich sagte: »Nun, ich liebe natürlich Rosaleen, und ich liebe es, Geschichten und Gedichte zu schreiben - gib mir etwas zu schreiben, und ich bin glücklich.« Aber darüber hinaus - da musste ich wirklich schwer nachdenken.
    Ich sagte: »Das klingt vielleicht albern, aber ich liebe es, nach der Schule eine Cola mit gesalzenen Erdnüssen darin zu trinken. Und wenn die Flasche leer ist, dann drehe ich sie um, ich will doch wissen, wo sie herkommt.« Einmal hatte ich eine Flasche aus Massachusetts erwischt, die hatte ich zur Erinnerung daran behalten, wie weit manche Dinge im Leben herumkommen konnten.
    »Und ich liebe die Farbe Blau - ein Himmelblau, so wie in Mays Hut, den

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