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Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
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Himmel, der so endlos war und der trotzdem genau über die Erde passte, wie ein Deckel auf einen Bienenstock. Ich wünschte mir so, wir könnten May in einem Bienenkorb-Grab beerdigen. Dass ich mich selbst in eines legen und wiedergeboren werden könnte.
     
    Dann kamen die Töchter Mariens, und sie waren beladen mit Bergen von Essen. Als ich sie das letzte Mal gesehen hatte, hatten Queenie und ihre Tochter Violet die kleinsten Hüte von allen angehabt, aber diesmal trugen sie überhaupt keine. Ich glaube, Queenie mochte nicht gerne das Weiß ihrer Haare bedecken, auf das sie so stolz war, und Violet, die mindestens vierzig sein musste, konnte sich nicht dazu durchringen, einen Hut zu tragen, wenn ihre Mutter keinen trug. Sie schien ihrer Mutter sowieso in allem zu folgen.
    Lunelle, Mabelee, Cressie und Sugar-Girl trugen schwarze Hüte, die aber nicht so eindrucksvoll waren wie ihre anderen Hüte, außer Lunelles - der hatte einen roten Schleier und eine rote Feder. Sie nahmen ihre Hüte ab und legten sie der Reihe nach auf das Klavier, sobald sie ins Zimmer kamen, so dass ich versucht war zu sagen: Wozu dann überhaupt die Hüte?
    Dann machten sie sich daran, Schinken zu schneiden, gegrilltes Huhn auf Platten zu verteilen, Paprika über scharf gewürzte Eier zu streuen. Es gab grüne Bohnen, Rüben, Makkaroni und Käse, Karamellkuchen. Wir aßen in der Küche, stehend und von Papiertellern, und sagten, wie gerne May das alles gemocht hatte.
    Als wir so satt waren, dass wir eigentlich ein kleines Nickerchen gebraucht hätten, gingen wir in den Salon und setzten uns zu May. Die Töchter reichten eine hölzerne Schüssel mit etwas darin herum, das sie Manna nannten. Es war eine Mischung aus gesalzenen Sonnenblumen-, Sesam-, Kürbis- und Granatapfelkernen, besprenkelt mit Honig und goldbraun geröstet. Sie aßen es mit den Fingern und sagten, sie würden nicht einmal im Traum daran denken, bei einer Toten zu wachen und dabei keine Kerne zu essen.
    Mabelee sagte: »Sie sieht wirklich gut aus - findet ihr nicht auch?«
    Queenie grunzte. »Wenn sie so gut aussieht, vielleicht sollten wir sie dann im Schaufenster des Beerdigungsinstituts ausstellen?«
    »Oh, Queenie!, rief Mabelee.
    Cressie merkte, dass Rosaleen und ich keine Ahnung hatten, um was es ging, und sagte: »Das Beerdigungsinstitut hat eine Art Autoschalter. Da war nämlich früher mal eine Bank drin.«
    »Und heute stellen sie die offenen Särge in das Fenster, an das wir früher mit dem Auto gefahren sind und wo wir unsere Schecks eingereicht haben«, sagte Queenie. »Die Leute können jetzt da vorbeifahren und den Toten ihren Respekt bezeugen, ohne aussteigen zu müssen. Sie geben einem sogar das Kondolenzbuch zum Unterschreiben durch die Klappe raus.«
    »Das is’ nich’ euer Ernst«, sagte Rosaleen.
    »Oh doch«, sagte Queenie. »Allerdings.«
    Vielleicht hatten sie ja sogar die Wahrheit gesagt, aber ernst sahen sie wirklich nicht aus. Sie fielen vor Lachen fast von ihren Stühlen, und mitten unter ihnen war May, in ihrem Sarg, tot.
    Lunelle sagte: »Ich bin einmal da vorbeigefahren, um die tote Mrs. Lamar zu sehen, schließlich hab ich ja manchmal für sie gearbeitet. Und die Frau, die im Fenster neben ihr am Sarg saß, war die Bankangestellte von früher, und als ich dann wegfuhr, sagt die doch wirklich zu mir: ›Ich wünsche ihnen noch einen angenehmen Tag.‹«
    Ich wandte mich zu Augusta, die sich die Lachtränen aus den Augen wischte. Ich sagte: »Du wirst ihnen aber doch nicht erlauben, May in das Fenster der Bank zu stellen, oder?«
    »Ach Herzchen, mach dir da mal gar keine Sorgen«, sagte Sugar-Girl. »Der Autoschalter ist am Beerdigungsinstitut für die Weißen. Niemand sonst hätte doch wohl genug Geld, um so was Lächerliches auf die Beine zu stellen.«
    Sie brachen alle in hysterisches Gelächter aus, und ich konnte nicht anders, auch ich musste lachen, zum Teil aus Erleichterung, dass die Leute nun doch keine Spritztour vorbei an May machen konnten, und zum Teil, weil mich der Anblick all der lachenden Töchter Mariens selber zum Lachen brachte.
    Aber jetzt muss ich ein kleines Geheimnis verraten, denn es war etwas geschehen, das niemand von ihnen bemerkt hatte, nicht einmal Augusta, und das war es, was mich am allerfröhlichsten stimmte: Sugar-Girl hatte zu mir gesprochen, als ob ich tatsächlich eine von ihnen wäre. Und nicht eine einzige Person im Zimmer sagte: Sugar-Girl, also wirklich, du kannst doch nicht so über Weiße reden, wo

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