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Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
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würde.
     
    Gegen zehn Uhr dann am gleichen Morgen, während June weitere Lieder für May spielte und Rosaleen rastlos in der Küche herumstöberte, saß ich mit meinem Notizbuch auf den Stufen der hinteren Veranda und versuchte, alles aufzuschreiben, aber eigentlich hielt ich Ausschau nach Augusta. Sie war zur Klagemauer gegangen. Ich stellte mir vor, wie sie versuchte, dort nun ihren eigenen Schmerz zwischen den Steinen loszuwerden.
    Als ich sie zurückkommen sah, hörte ich auf zu schreiben und kritzelte nur noch herum. Sie blieb auf halber Strecke im Garten stehen und starrte auf die Auffahrt und schützte ihre Augen gegen die Sonne. »Oh sieh doch, wer da kommt!«, rief sie mir zu und lief los.
    Ich hatte Augusta noch niemals rennen sehen, ich konnte kaum glauben, wie schnell sie das Gras mit großen Sätzen überquerte, wie weit sich ihre langen Beine unter ihrem Rock strecken konnten. »Zach ist zurück!«, rief sie mir zu, und ich ließ mein Notizbuch fallen und flog die Treppen hinunter.
    Ich hörte, wie Rosaleen aus der Küche June zurief, dass Zach da war, hörte, wie Junes Musik mitten im Ton abbrach. Als ich die Auffahrt erreichte, stieg er gerade aus Claytons Auto. Augusta umschlang ihn mit beiden Armen. Clayton sah auf den Boden und lächelte.
    Als Augusta Zach losließ, sah ich erst, wie dünn er geworden war. Er stand da und sah mich an. Ich konnte den Ausdruck in seinem Gesicht nicht lesen. Ich ging auf ihn zu, wünschte, ich wüsste, was ich sagen sollte. Ein Windstoß blies eine Strähne in mein Gesicht, und er streckte die Hand aus und strich sie zur Seite. Dann zog er mich ganz fest an seine Brust und hielt mich einige Momente lang im Arm.
    »Geht es dir gut?«, fragte June, die herbeieilte und sein Kinn in ihrer Hand knuddelte. »Wir sind fast verrückt geworden vor Sorge.«
    » Jetzt geht es mir gut«, sagte Zach. Aber irgendetwas, ich konnte nicht genau sagen was, war aus seinem Gesicht verschwunden.
    Clayton sagte: »Das Mädchen, das die Kinokarten verkauft - nun, anscheinend hat sie alles beobachtet. Sie hat ja lange genug gebraucht, aber schließlich hat sie der Polizei dann doch gesagt, wer von den Dreien die Flasche geworfen hat. Also sind die Anschuldigungen gegen Zach fallen gelassen worden.«
    »Oh, Gott sei Dank «, sagte Augusta, und wir alle atmeten im gleichen Moment aus.
    »Wir sind gekommen, um euch unser Beileid wegen May auszusprechen«, sagte Clayton. Er umarmte Augusta, dann June. Als er sich zu mir wandte, legte er mir die Hände auf die Schultern, es war keine Umarmung, aber es kam dem nahe. »Lily, wie schön, dich wiederzusehen«, sagte er und blickte dann zu Rosaleen hinüber, die ein wenig abseits hinter dem Auto stand. »Und auch Sie, Rosaleen.«
    Augusta nahm Rosaleens Hand und zog sie zu uns herüber, und dann hielt sie Rosaleens Hand einfach weiter fest, so wie sie es manchmal mit May getan hatte, und da wurde mir klar, dass sie Rosaleen liebte. Dass sie Rosaleen am liebsten in July umgenannt und aus ihr eine Schwester des Sommers gemacht hätte.
    »Ich konnte es einfach nicht glauben, als mir Mr. Forrest das von May erzählt hat«, sagte Zach.
    Als wir zurück zum Haus gingen, damit Clayton und Zach an den Sarg treten konnten, dachte ich nur: Ich wünschte, ich hätte mir die Haare toupiert. Ich wünschte, ich hätte mir eine von diesen modischen Bienenkorbfrisuren gemacht.
    Wir versammelten uns um May. Clayton senkte den Kopf, aber Zach sah direkt in ihr Gesicht.
    Wir standen dort eine lange Zeit. Rosaleen summte ein wenig vor sich hin, ich glaube, aus Verlegenheit, aber schließlich hörte sie auf.
    Ich sah hinüber zu Zach, über seine Wangen liefen Tränen.
    »Es tut mir so Leid«, sagte er. »Es ist alles meine Schuld. Wenn ich gesagt hätte, wer die Flasche geworfen hat, wäre ich nicht verhaftet worden, und all das wäre niemals passiert.«
    Ich hatte gehofft, er hätte vielleicht niemals herausgefunden, dass es seine Verhaftung gewesen war, die May zum Fluss getrieben hatte. Aber das war wohl zu viel verlangt.
    »Wer hat es dir erzählt?«, sagte ich.
    Er machte eine Handbewegung, als ob das nicht wichtig wäre. »Meine Mutter hat es von Otis gehört. Sie wollte es mir eigentlich nicht sagen, aber sie wusste, dass ich es sowieso früher oder später erfahren würde.« Er wischte sich das Gesicht ab. »Ich wünschte nur...«
    Augusta streckte die Hand aus und berührte Zachs Arm. Sie sagte: »Nun, man kann auch sagen, wenn ich May von Anfang an erzählt

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