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Die Bischöfin von Rom

Die Bischöfin von Rom

Titel: Die Bischöfin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckel
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Gruppe getaufter Frauen und Männer in Britannien. Über die näheren Umstände weiß ich nichts, doch auf der Insel Avalon, die inmitten eines Binnensees weit von hier im Südosten liegt, werden die Erinnerungen gehütet. Denn dort gewährten Druidinnen den Fremden Zuflucht, so daß die erste christliche Gemeinde dieses Landes entstehen konnte, und deswegen ist das Gedenken an Avalon uns heilig …«
    Der Name des Eilands, den Jacwb nun schon zum zweiten Mal aussprach, berührte Branwyn auf seltsame Weise. Es war fast so, als würden die drei melodischen Silben eine verborgene Saite tief in ihrem Innersten zum Schwingen bringen. Auch früher hatte sie das bereits erlebt, wenn die greise Penarddun gelegentlich dunkel von der Ynys Avallach, dem Eiland der Apfelgärten, geraunt hatte. Ein Zauber schien mit dem Namen verbunden; etwas Magisches, das ihr Herz wärmte, obwohl die junge Frau kaum mehr als der Priester über die geheimnisvolle Insel wußte.
    »Avalon war der Anfang, und aus dieser Pflanzstätte sprossen weitere Ableger des christlichen Glaubens«, fuhr Jacwb fort. »Bald blühten an zahlreichen Orten des britannischen Südens die Siedlungen derer, welche Jesus nachfolgen wollten. Unter dem Zeichen des friedfertigen Fisches, das zu jener Zeit eben am Nachthimmel aufgezogen war und das Sternbild des Widders abgelöst hatte, wurde die Lehre des Galiläers von den Eltern an ihre Kinder weitergegeben. Aber die Christen Britanniens lehnten auch das hohe Wissen der Druiden um göttliche und irdische Dinge nicht ab. Gerne lauschten die Getauften der Weisheit, wie sie in den Heiligen Hainen verkündet wurde; andererseits waren die Anhänger der alten Götter oft zu Gast unter den Dächern jener, welche in den Evangelien lasen.«
    »Ganz so, wie wir es auch hier in unserem Dorf halten«, warf Dafydd, den Arm um Branwyns Schultern legend, ein.
    »Und im kommenden Frühjahr werdet ihr beide dieses Miteinander in gegenseitiger Achtung durch eure Heirat besiegeln«, äußerte Dylann zufrieden.
    Mirjam zwinkerte dem verliebten Paar zu, gleich darauf sprach der Priester weiter: »Es entstand und entsteht bis heute viel Gutes aus solcher Toleranz, die sowohl im Geiste Jesu als auch Ceridwens ist. Leider ist jedoch auch das Böse oft sehr mächtig in der Welt und trachtet danach, das, was Menschen guten Willens geschaffen haben, zu zerstören …«
    »Du meinst die Römer, nicht wahr?« unterbrach Mirjam, die jetzt plötzlich sehr ernst wirkte.
    »Sie brachten Haß und Zwietracht nach Britannien!« bestätigte Jacwb. »Etwa dreihundert Jahre sind vergangen, seit unsere Insel zur römischen Provinz wurde. Zunächst errichtete das Imperium nur einzelne Militärlager an der südöstlichen Küste, aber bald drangen die Legionäre weiter ins Landesinnere vor. Wenige Generationen später hatten sie zahlreiche keltische Stämme unterjocht, und denen, die ihre Freiheit bewahren wollten, blieb nichts anderes übrig, als nach Westen zu fliehen: Anhänger der alten Götter und Christen ohne Unterschied. Das geschah vor ungefähr zweihundert Jahren, und eine Gruppe von Getauften kam damals auch nach Gwynedd. Schließlich fanden diese Leute Zuflucht auf der Ynys Vytrin, wo es bereits eine von heidnischen Familien bewohnte Ansiedlung sowie ein von drei Druidinnen gehütetes Heiligtum gab. Von da an lebten unsere Vorfahren, egal ob sie zur Quelle Ceridwens pilgerten oder die Evangelien zur Richtschnur ihres Handelns machten, einträchtig zusammen, und so ist es bis heute geblieben.«
    Nachdem der Priester geendet hatte, herrschte für eine Weile Stille in dem heimeligen Raum. Noch immer brannten auf dem Hausaltar die Kerzen und beleuchteten im Verein mit dem Herdfeuer das Mosaik an der Wand darüber: den fast mystisch schimmernden Ichthys mit seinen zahllosen, in den verschiedensten Tönen changierenden Farben, die zusammen das zutiefst eindrucksvolle Ganze bildeten.
    Stärker denn je empfand Branwyn die Faszination, die von dem Bildnis ausging. Sie fühlte sich beinahe entrückt; dann plötzlich glaubte sie einen Ausspruch zu vernehmen, den sie einst, kurz vor deren Tod, aus dem Mund Penardduns gehört hatte: »Dank der Vielfalt unserer keltischen Götter können wir das Antlitz des Göttlichen insgesamt erkennen. Jede Gottheit ist in ihrer Eigenart Teil des allumfassenden, ewigen und unsterblichen Geistes, der Erde und Weltall beseelt. Für uns Menschen gibt es deshalb nicht nur einen Weg hin zum Göttlichen, sondern es öffnet sich uns

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