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Die Bismarcks

Die Bismarcks

Titel: Die Bismarcks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Thies
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befallen great states only on the morrow of defeat in war.« Als es 1926 in Großbritannien zu einem Generalstreik kam, war Churchill, zu diesem Zeitpunkt Chancellor of the Exchequer, der härteste Befürworter drakonischer Gegenmaßnahmen.
    Auch in der Außenpolitik war Churchill bis weit in die 1930er-Jahre hinein Gegenstand heftiger innenpolitischer Kontroversen. Labour verübelte ihm, dass er 1917/18 für eine militärische Intervention in Russland plädiert hatte, um die Bolschewisten zu vertreiben. Später lobte Churchill die Leistungen Mussolinis im faschistischen Italien. Mahatma Gandhi machte er hingegen lächerlich wegen seines Kampfes um die indische Unabhängigkeit. Kritik zog sich Churchill daheim auch zu, als er im Spanischen Bürgerkrieg Partei ergriff und die republikanische Seite verdächtigte, dem Vordringen von Kommunismus und Anarchie auf der Iberischen Halbinsel Vorschub zu leisten. Churchill, der von seinen Gegnern lange Zeit als Reaktionär eingestuft wurde, der die politischen Überzeugungen und Lager mitunter rasch wechselte, gewann singuläre Größe erst in der Auseinandersetzung mit Hitler. Als Kriegspremier führte er von 1940 an die Große Koalition von Konservativen und Labour, die im Sommer 1945 auseinanderbrach. Churchill hatte sie bis zur Kapitulation Japans fortführen wollen. Im Wahlkampf, den er am Ende verlor, war er dann wieder der große Polarisierer, der wie in den 1910er- und 20er-Jahren die Konflikte verschärfte. So warf er u.   a. Labour vor, im Falle eines Wahlsiegs eine Art von Gestapo oder politischer Polizei einführen zu wollen.
    De Gaulle kam zwei Jahre später als Churchill im Jahre 1908 erstmals nach Deutschland, zehn Jahre nach dem Tod des Reichsgründers. Er verbrachte die Sommerferien im Schwarzwald, wo entfernte Verwandte seiner Mutter lebten. 1915 geriet er als junger Offizier in deutsche Kriegsgefangenschaft und wurde nach mehreren Ausbruchsversuchen in eine besonders streng bewachte Festung bei Ingolstadt verlegt. Als Generalstabsoffizier diente er in den Jahren 1924/25 in Mainz. Von 1927 bis 1929 war er als Bataillonskommandeur in Trier, nicht nur mit der deutschen Sprache bestens vertraut, sondern auch mit den Ideen der Zeit. Vor allem die Werke Le fil de l’épée (Des Schwertes Schneide) und Vers l’armée de métier, das 1935 unter dem Titel Die Stoßarmee auch in Deutschland erschien, zeigten eine Nähe zu nationalsozialistischem Gedankengut, eine Verdrossenheit gegenüber dem System der repräsentativen Demokratie und Sympathie für den Führerstaat mit seinen »soldatischen Tugenden«.
    De Gaulle wurde mit diesen und anderen Büchern ein bekannter Militärschriftsteller und Autor, eine Eigenschaft, die er mit Bismarck und Churchill teilt. Churchill, der in den 1950er-Jahren nochmals Premier wurde, erhielt sogar den Nobelpreis für Literatur für sein Werk Der Zweite Weltkrieg. 1940 kam es zu den ersten beiden Begegnungen zwischen de Gaulle und Churchill. Der französische General wurde mit einer Rundfunkansprache an seine Landsleute bekannt und profilierte sich ebenso wie Churchill im Kampf gegen Hitler-Deutschland. Während des Zweiten Weltkriegs verdächtigten die Amerikaner, insbesondere Präsident Roosevelt, den Franzosen diktatorischer Neigungen. Man wusste, welche politischen Vorstellungen er in den 1930er-Jahren gehabt hatte.
    Als Präsident regierte de Gaulle 1945/46 und dann noch einmal von 1958 bis 1969 Frankreich wie ein Wahlkönig. Im Nachbarland erinnern zahllose Plätze an den Führer der Nation, der einmal gesagt hat, das einzige Heilmittel für Frankreich sei die »grandeur«. An der Prachtstraße Champs-Elysées steht sein Denkmal. In Westminster, in Sichtweite des Parlaments, ist die eindrucksvolle Statue des alten Churchill zu sehen. Als sich im April 1941 der Endkampf der »Royal Navy« mit einem Schlachtschiff der deutschen Kriegsmarine im Nordatlantik dem Ende näherte, gab Churchill den Befehl aus: »Sink the Bismarck.«
    Eine Äußerung von Bismarck, der Deutschland eine Friedenszeit von 1871 bis zu seinem Abgang 20   Jahre später bescherte, in Richtung »Größe« ist nicht bekannt. Er hatte in diesem Terzett mit militärischen Konflikten, mit dem Behaupten der Nation in Kriegen vergleichsweise am wenigsten zu tun. Alle drei Politiker kamen in Notsituationen ihrer Länder an die Macht, alle drei gingen nicht freiwillig. Alle drei lebten mit der Geschichte ihrer Staaten, Bismarck bis zum Ende mehr in Preußen als in

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