Die bitter sueße Fortsetzung
dumm und mickrig fühle. Aber das bin ich nicht! Ich habe eine Menge erreicht, worauf ich stolz sein kann. Ganz allein habe ich meinen Sohn großgezogen. Mein Kind ist mir nicht fremd! Ich habe langjährige Freunde, die mir immer zur Seite stehen. Und du? Was hast du? Deine Geschäftspartner, Kunden und Mitarbeiter könnten zwar ein ganzes Fußballstation füllen, aber ist ein echter Freund darunter?«
»Du hast keinen Grund, dich klein, dumm und mickrig fühlen. Du sollst nur dein Verhalten überprüfen!« Ich hebe beide Arme in die Luft und zeige an, dass ich mich ergebe. Er will mich einfach nicht verstehen.
»Umgebe dich weiterhin mit Menschen aus deinen sogenannten »besseren« Kreisen. Gründe noch ein weiteres Unternehmen und arbeite an sieben Tagen die Woche. Aber beschwere dich nicht wieder darüber, dass dein Leben an dir vorbeirauscht.« Ich stehe auf und mache mich auf den Weg ins Obergeschoss.
»Was hast du jetzt vor?«
»Ich gehe jetzt schlafen. Wenn das Transportunternehmen morgen früh die Lieferung verladen hat, werde ich meinen Koffer packen. Ich verreise für einige Tage. Nach meiner Rückkehr möchte ich dich hier nicht mehr sehen.«
»Du fährst tatsächlich mit ihm in den Urlaub!«
»Ich bin Single, Martin und ich kann tun und lassen, was ich will.«
Als mich der LKW Fahrer gegen halb acht aus dem Bett klingelt, ist er schon fort. Wenig später nehme ich den Speditionsübergabeschein entgegen und will gerade zurück ins Haus gehen, als ich Anjas Wagen vorfahren sehe.
»Hat alles geklappt?«, will sie wissen und ich wundere mich, dass sie sich für die Beantwortung dieser Frage selbst auf den Weg gemacht hat.
»Es ist aus«, sage ich zu ihr und endlich kann ich meinen Tränen freien Lauf lassen.
»Du bist einfach überarbeitet. Dir fehlt nur Schlaf. Das ist alles. Ruhe dich endlich mal ein paar Tage aus und dann siehst du wieder alles im klaren Licht.«
»Genau das habe ich vor. Aber nicht hier. Ich werde Maurizio für ein paar Tage nach Italien begleiten. Sonne tanken und Abstand gewinnen. Kannst du dich solange um Kurt kümmern?«
»Tu das nicht, Lotte. Das entspricht nun gar nicht deiner Art.«
»Doch, Anja. Genau das entspricht meiner unverfrorenen Art. Hast du es noch nicht gemerkt? Ich bin eine Frau ohne Anstand. Ohne Bildung und ich verdiene mein bisschen Geld mit einem lausigen Job! Originalton Martin Seibert!«
»Das hat er nicht so gemeint. Er war nur eifersüchtig! Mehr nicht!«
»Eifersüchtig auf einen einfachen Tomatenverkäufer? Da kennst du Mr. Motivation aber schlecht!«
»Ihr habt euch so gern!«
»Ja, das stimmt. Aber das allein reicht wohl nicht.«
Alla Calabrese
Während der Fahrt zum Flughafen rede ich mir immer wieder ein, dass ich mich richtig entschieden habe. Allerdings als ich den Flug der Alitalia auf der Anzeigetafel sehe, kommen mir erste Zweifel.
»Keine Angst, Carlotta. Wenn dir während des Fluges mulmig wird, dann halte ich einfach deine Hand.« Ich nicke nur und bin dankbar, dass Maurizio meine andauernde Verschwiegenheit für Flugangst hält.
»Lass uns oben noch etwas trinken gehen. Zeit genug haben wir ja noch«, schlage ich vor. Auf der Rolltreppe fragt er, ob der Knilch weiß, dass wir zusammen auf dem Weg nach Italien sind.
»Ja, er weiß es.«
»Schon sehr merkwürdig eure Beziehung. Ich würde dir nicht erlauben, mit einem anderen Mann zu verreisen.«
»Ich begleite den Sohn einer netten Freundin, der mich um meinen Rat gebeten hat. Mehr nicht!«
»Und diese Geschichte hat er dir abgenommen? Der Knilch ist ja noch blöder, als ich dachte.«
»Das ist die Geschichte! Wenn du allerdings glaubst, dass ich dich aus einem anderen Grund begleite, dann bist du deutlich blöder, als ich dachte. Noch ist es Zeit, Maurizio. Bevor wir zum Check in gehen, sollten wir über deine wahren Absichten sprechen. Dann ist die Enttäuschung bei der Landung nicht so groß.« Er druckst herum. Vermutlich habe ich mitten ins Schwarze getroffen. Er gesteht, dass er sich erhoffte, mir näher kommen zu können.
»Carlotta, ich....«
»Sag jetzt bloß nicht das Amore Wort. Dann bekomme ich auf der Stelle einen Schreikrampf!«
»Warum?«
»Weil es nicht zutrifft! Auf keinen von uns beiden.«
»Wenn du mich nicht magst, warum hast du dann der Reise zugestimmt?« Treffer! Mit dieser Frage fordert er mich
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