Die bitter sueße Fortsetzung
»Hast du schon mit dem Arzt sprechen können?«
»Ich werde heute noch auf Station verlegt. Bitte Lotte, sage der Schwester auch noch einmal, dass ich unbedingt ein Einzelzimmer möchte.« Sunny fragt, ob schon abzuschätzen ist, wie lange er im Krankenhaus bleiben muss.
»Schon eine Weile. Aber Pfingsten bin ich wieder fit und dann geht es ab nach Sylt, versprochen.« Er erzählt noch kurz vom Unfallhergang, wie er abrupt die Kontrolle über den Wagen verloren hat. Nein, zu schnell war er nicht. Der plötzliche Regen war schuld. Na klar! Wie auch immer. Ich merke, dass ihn das Sprechen sehr anstrengt und gebe Sunny ein Zeichen, dass wir uns um sein Einzelzimmer kümmern wollen.
»Ich komme später noch einmal wieder«, verspreche ich und presse meine Lippen lange auf seine Stirn. Genau in diesem Moment merke ich, wie eine große Last von mir abfällt. Beim Abschied versetzt Martin mich mit seiner Bitte in Erstaunen. Ich soll ihm doch sein Notebook und das Iphone aus dem Wagen besorgen.
Für die Ausführung dieser Aufgabe geht der halbe Tag drauf. Erst mehrere Nachfragen bei der Polizei waren nötig, um den Standort des Wagens zu ermitteln. Als ich auf den Hof des Abschleppdienstes Färber fahre und den schwarzen Haufen Blech sehe, fährt mir ein Schmerz quer durch den Körper. Wie es möglich war, äußerlich unbeschadet aus diesem Wrack zu entkommen, ist mir schleierhaft. Mit einer Brechstange öffnet Herr Färber die Beifahrertür und dann die Stelle des Wagens, die vor dem Unfall der Kofferraum war. Das Iphone hat den Crash überstanden. Allerdings das Notebook hat die Form eines Würfels angenommen. Ich nehme es trotzdem mit. Nach einer kurzen Runde mit Kurt fahre ich zurück ins Krankenhaus.
Martin ist auf Station B2 in Zimmer 403 umgezogen. Er trägt kein grünes Kittelhemd mehr, sondern einen blauweißen Schlafanzug von Gerald. Seine Augen wirken schon wacher und seine Frechheit ist auch wieder zurückgekehrt, denn er erklärt mir, dass eine bildschöne, junge Krankenschwester ihm beim Umkleiden geholfen hat.
»Sie sei dir gegönnt, mein Schatz. Alles was zu deiner schnellen Genesung beiträgt, ist erlaubt.« Als sein Blick auf den Computer fällt, verzieht er das Gesicht.
»Das ist nicht gut. Da waren wichtige Daten drauf.« Er bittet mich, am nächsten Tag in die Firma zu fahren und den Computerschrott an seinen Systemadministrator Phillip Meininger zu übergeben.
»Aber das Iphone funktioniert, oder?«
»Ja. Schau mal. Ich habe ein Foto von deinem Wagen gemacht. Weißt du eigentlich, wie viel Glück du hattest?« Er nickt und ich bekomme noch einen Kuss, bevor ich mich auf den Nachhauseweg mache.
Unterwegs telefoniere ich mit Maria. Ich gebe ihr eine Kurzfassung von den letzten beiden Tagen und bitte sie, allein zu entscheiden, welche Sorten wir in dieser Woche herstellen wollen. Sie wird die Zutaten mitbringen und ohne mich anfangen. Wenn sie um acht Uhr eintrifft, werde ich mich auf den Weg zu Phillip Meininger machen.
Ich habe gerade den Empfangsraum der Solution Partner betreten und nehme Kurs auf den Tresen, als ich Corinnas aufgeregte Stimme höre.
»Raus hier. Auf der Stelle verlassen Sie meine Firma«, brüllt sie vor den Ohren zahlreicher Mitarbeiter. Ich werfe Frau CFO einen bösen Blick zu und sage zu der Empfangsdame, sie möchte Herrn Meininger bitten, rasch ins Foyer zu kommen.
»Ich zähle bis drei. Sind Sie bis dahin nicht freiwillig verschwunden, rufe ich die Polizei.« Sie will die Polizei rufen ? Ha! Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, ihr das Notizbuch zu geben, aber das habe ich natürlich nicht dabei.
»110«, sage ich zu ihr und schüttel den Kopf über ihr peinliches Benehmen. »Haben Sie Herrn Meininger erreicht? Ich möchte mich ungern länger als nötig dieser Hysterikerin aussetzen«, sage ich in Richtung Tresen. Als Corinna sich anstellt, mich anzufassen, platzt mir der Kragen.
»Wagen Sie es nicht! Bei der Wut, die ich gerade auf Sie habe, kann ich für nichts garantieren.« Endlich betritt Meininger das Foyer und wird Zeuge dieser lautstarken Auseinandersetzung.
»Hallo Lotte. Ich habe schon mit Martin gesprochen und weiß Bescheid«, sagt er und nimmt mir den Karton aus der Hand.
»Ich erteile Ihnen Hausverbot!«, schreit Corinna aufgebracht.
»Und diese Irre ist bei euch für die Finanzen zuständig?«, frage ich beim Rausgehen und kann immer noch nicht fassen, wie sie sich
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