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Die blaue Liste

Die blaue Liste

Titel: Die blaue Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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saß vor dem PC und spielte
     Solitär.
    »Welche Telefonnummer hat Dr. Malik?«
    »1010«, sagte sie, ohne sich umzudrehen.
    Dengler griff nach dem Telefon auf ihrem Tisch und wählte.
    »He«, empörte sich nun die Frau, »Sie können doch nicht ..«
    »Doch, ich kann«, sagte Dengler.
    »Vorstandssekretariat Dr. Malik«, meldete sich eine Frauenstimme.»Mein Name ist Georg Dengler. Ich möchte Herrn Dr. Malik sprechen.«
    »Herr Dengler! Wir haben Ihren Anruf schon erwartet. Können Sie um 17:00 Uhr bei uns im obersten Stock sein?«
    »Ich werde kommen«, sagte Dengler.
    Ihm war kalt.

[ Menü ]
    48
    Es ist kurz nach elf, als Dengler im Basta ankommt. Martin Klein sitzt an dem kleinen Tisch am Fenster. Dengler lässt sich in den Stuhl ihm gegenüber fallen.
    »Lesen Sie mir mein Horoskop für den heutigen Tag vor«, sagt er zu ihm.
    »Gerne!«
    Er nimmt eine schwarze Aktentasche und wirft sie auf den Tisch, öffnet sie und zieht einen Stapel Papiere heraus, in denen
     er sofort hektisch blättert.
    »Hier! Widder! Der heutige Tag ist für Sie der vielleicht wichtigste Tag in Ihrem Leben. Seien Sie vorsichtig, klug und übereilen Sie nichts. Und was Liebesdinge betrifft, steht hier ..«
    »Das weiß ich schon«, sagte Dengler und stand auf.
    Als er in seinem Büro ankam, öffnete er den Safe. Zum ersten Mal seit langer Zeit nahm er die Smith & Wesson in die Hand und
     prüfte sie. Er nahm zwei Magazine aus dem Tresor, eines schob er in die Waffe. Dann steckte er die Waffe in den Hosenbund.
    Aus dem Anrufbeantworter tönte Marios Stimme. Er sei gut aus Italien zurückgekommen – und er bedankte sich dafür, dass Georg
     ihn begleitet hatte. Ob er am nächsten Samstag zu ihm zum Essen käme. Von Olga sagte er kein Wort. Die IPEX-Werke baten um
     einen Rückruf. Ein dritter Mann sagte mit belegter Stimme: »Ich glaube, ich benötige die Hilfe eines Privatdetektivs. Bitte
     rufen Sie mich zurück.« Dengler notierte sich eine Nummer mit Ludwigsburger Vorwahl. Ihn rief er zuerst an.
    Der Mann hieß Robert Sternberg. Er erzählte Dengler seine Geschichte, aber er hörte kaum zu. Sternberg habe in den Unterlagen
     seines Vaters einen Vertrag von 1945 gefunden. Darin übertrug sein Großvater jemandem das Eigentum an einem Hotel. Ohne ersichtliche
     Gegenleistung. Der Anwalthabe ihm empfohlen, die Hintergründe dieser Transaktion zu klären; vielleicht könne man dann die Schenkung noch anfechten.
    »Ich rufe Sie wieder an«, sagte Dengler und legte auf.
    Um ein Uhr stand er vor der Schule. Jakob kam als einer der ersten inmitten eines Pulks von Schülern aus dem Gebäude. Er blinzelte,
     als er seinen Vater erkannte, und kam mit schlurfenden Schritten auf Dengler zu. In seinem Gesicht zeichnete sich keine Regung
     ab, aber plötzlich wusste Georg, wie es in dem Kind aussah. Er erinnerte sich an seine eigene Regungslosigkeit, mit der auch
     er als Kind seine Gefühle verborgen hatte.
    Sie standen sich gegenüber.
    »Wilhelma?«, fragte Georg, und der Kleine nickte.
    Sie sahen nicht viel von den Tieren des Zoos. Die meiste Zeit saßen sie im Affenhaus, und Jakob erzählte von der Schule, dem
     Fußballspielen und seinen Freunden in der Klasse. Von seiner Mutter erzählte er nichts. Georg erzählte ihm, dass er nun in
     Stuttgart lebe, und gab ihm Adresse und Telefonnummer. Jakob nickte und steckte den Zettel sorgfältig in eine Tasche seines
     Anoraks.
    Um Viertel nach vier winkte Dengler ein Taxi herbei, bezahlte den Fahrer im Voraus, und der Junge stieg ein.
    »Du wirst jetzt sicher Ärger zu Hause bekommen.«
    Der Junge schüttelte den Kopf: »Krieg ich schon hin.« Dengler sah dem Wagen nach und machte sich dann auf den Weg in die Bank.
    * * *
    Eine Sekretärin in einem kurzen grünen Kleid brachte ihn in den obersten Stock. Dort übergab sie ihn einer Frau in einem dunkelblauen
     Kostüm, die ihn in ein Besprechungszimmer führte.Der Raum, in dem er sich nun befand, ragte aus der Bank heraus; er war über die Fritz-Elsas-Straße gebaut. Die Wände bestanden
     nur aus Glas, sodass Dengler den Verkehr auf dem Berliner Platz beobachten konnte. Die Frau führte ihn durch den Raum auf
     eine Sitzgruppe zu, in der drei Männer in blauen Anzügen saßen.
    Einer der drei, ein weißhaariger schlanker Mann, sprang auf und stellte sich als Dr. Werner Malik vor, Leiter der Stuttgarter
     Niederlassung.
    »Dies ist Dr. Gülden, mein Stellvertreter, und dies ist Heinz Merkel. Herr Merkel berät die Bank in

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