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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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sich weit genug aus dem Tal entfernt hatten, sagte Kisa, sorgfältig darauf achtend, daß seine gestikulierenden Hände durch den Rumpf gegen Einsicht gedeckt waren: „Weißt du, wozu der Iskatoksi die Saphire braucht?“
    „Nein.“
    „Er verkauft sie den Göttern, und mit dem Erlös rüstet er sein Heer aus. Für einen großen Krieg.“
    „Wieder gegen die Räuber?“
    Kisa schwieg. Er schwieg so lange, daß Raja immer stärker das Gefühl bekam, sie würde jetzt etwas Neues erfahren, etwas, was man ihr und den Gefährten bisher vorenthalten hatte. „Gegen die“ – er gebrauchte ein Wort, das Raja nicht kannte – „im Norden“, sagte er endlich.
    Nach vielen und umständlichen Fragen sowie mehreren Mißverständnissen gewann Raja schließlich eine Vorstellung davon, was dieses nie gehörte Paksiwort bedeutete. Man übersetzte es wohl am besten mit „Kolonie“.
    Die Paksi bewohnten bekanntlich die Wüste mit ihren Bergen; ein riesiges Territorium, bezogen auf den ganzen Planeten jedoch nur einen kleinen Fleck. Hier fanden sie alle Stoffe und Mineralien, die sie zu ihrer Reproduktion brauchten, in leicht zugänglichen Lagerstätten. Vor einigen hundert Jahren aber begannen sich manche dieser Lagerstätten zu erschöpfen. Entsprechende Vorkommen wurden auch jenseits des nördlichen Gebirges entdeckt, nur war dieses Gebiet mit seiner üppigen Vegetation und vielem Wasser für die Paksi schwer zugänglich. Also wurden Verbannte dorthin geschickt, Mißliebige aller Art, um die benötigten Rohstoffe zu fördern, Schwefel vor allem, der für die vorwiegend chemische Produktion der Paksi unerläßlich war.
    Die ständische Arbeitsteilung, die jedem vorschrieb, was er wann und wie zu tun hatte, funktionierte aber in diesem Gebiet nicht, noch weniger als im übrigen Reich des Iskatoksi. Der kleinste Regen brachte das strenge Reglement durcheinander. Häufig mußte jeder alles tun und auch tun können. Aber gerade das förderte die Entwicklung der Paksi. Ihr erstes Lebensbedürfnis, die Bewegung, hatte sich schon längst aus dem ursprünglich roboterhaften Bewegungsdrang weiterentwickelt zu einem Bedürfnis nach qualitativ höherer Bewegung in komplizierten und abwechslungsreichen Vorgängen mit einem möglichst hohen Anteil geistiger Regsamkeit. Es war zu einem Bedürfnis nach Arbeit geworden, nach Produktion, zu einem gesellschaftlichen Bedürfnis, das im Kampf mit der feindlichen Natur besser zu befriedigen war. Hinzu kam, daß die beiden anderen Grundbedürfnisse – Stromzufuhr und Schutz vor Feuchtigkeit – kompliziertere Vorkehrungen erforderten, also ebenfalls interessante Arbeit darstellten.
    Das alles beschleunigte die Entwicklung der Produktivkräfte in diesem Gebiet, und die Münzen wurden zum einzigen Mittel, die Tätigkeit gegeneinander auszutauschen. Und so entstanden dort, wenn Raja richtig verstanden hatte, frühbürgerliche Verhältnisse. Plötzlich wurde das ursprünglich ärmste Gebiet zum reichsten, und folglich saugte der Feudalstaat des Iskatoksi dieses Gebiet und seine Bewohner noch mehr aus als die anderen, bis vor einigen Jahrzehnten die Mächtigen in dieser Kolonie eigene Truppen ausrüsteten, die königlichen Steuereinnehmer nach Hause schickten und für sich die Autonomie in Anspruch nahmen.
    Daraufhin bildete der Iskatoksi aus den Weißkitteln, die ursprünglich als eine Art Polizei fungierten, militärische Einheiten und versuchte die Kolonie niederzuwerfen. Die ersten Feldzüge scheiterten kläglich, der Iskatoksi und sein Hof begriffen anfangs überhaupt nicht, daß sie es da nicht mit Rebellen zu tun hatten, sondern mit etwas grundlegend Neuem. Diese untauglichen Versuche brachten vielmehr das Reich selbst an den Rand des Ruins, und so folgte eine relativ friedliche Periode, während der der Iskatoksi seine Macht stabilisierte, bis zu einem gewissen Grade wenigstens, denn die Räuber im Süden zu beseitigen war ihm ebenfalls nicht gelungen. Diese Zeitspanne war auch ökonomisch notwendig gewesen, denn der Iskatoksi brauchte den Schwefel und die anderen Produkte der Kolonie ebenso, wie die Kolonie junge Paksi und Einzelteile aus dem Königreich brauchte. Nun aber hatte die offiziell in einen Sieg umgemünzte, tatsächlich jedoch jedermann bewußte Niederlage gegen die Räuber bei Hofe die Meinung gefestigt, man müsse die Kolonisten im Norden niederwerfen, dann würde sich das Räuberunwesen im Süden von selbst geben. Und deshalb, so Kisa, hole der Iskatoksi jetzt zum

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