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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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der irdischen Geschichte nichts Vergleichbares gab – die Übersetzung mit Priesterschaft würde den Sachverhalt wohl auch nicht treffen.
    Es schien so, als ob der Götterbote selbst nicht unbedingt damit rechnete, daß die Fragen überhaupt beantwortet würden. Trotzdem mußten die Götter aus irgendeinem Grund an den Menschen interessiert sein, denn wenn es ihnen nur darum gegangen wäre, sich um eine Antwort zu drücken, hätte der Götterbote ja nicht zu diesem Spaziergang zu kommen brauchen. Eigentlich deutete aber sein Kommen sogar eine gewisse Bereitschaft an, auch vertrauliche Dinge zu besprechen.
    Raja beschloß auszuloten, wieweit diese Bereitschaft ging. „Wozu brauchen die Götter die blauen Steine?“ fragte sie.
    Der Götterbote schwieg. Raja sah jedoch an seinen Händen, daß er mehrfach zu einer Antwort ansetzte. Schließlich sagte er, und Raja war sofort überzeugt, daß es die Wahrheit war: „Um die Seelen der Paksi herzustellen.“
    Wieder empfand Raja deutlich, daß all die übersetzten Begriffe in diesem Bereich – Seelen, Götter und so weiter – ganz unzutreffend waren. Aber es war wohl zu spät, das zu ändern, man mußte sie immer mit den nötigen gedanklichen Einschränkungen gebrauchen.
    „Wenn die Götter um dieser Steine willen in Kauf nehmen, daß der Iskatoksi seine Macht vergrößert und die Kolonisten unterwirft, muß ich daraus den Schluß ziehen, daß die Götter Schwierigkeiten haben, die Seelen der Paksi herzustellen?“ fragte Raja jetzt.
    Der Götterbote machte eine bejahende Geste.
    „Oder möchten die Götter selbst die Kolonie vernichtet sehen?“
    Diesmal folgte eine verneinende Geste, und nun wußte Raja nicht recht weiter. Obwohl sie vieles in der Gestik der Paksi schon zu deuten wußte und noch mehr intuitiv erfaßte, fiel es ihr doch immer noch schwer, zu erkennen, was in einem Pak vorging. Immerhin bemerkte sie, daß der Götterbote seine Schritte beschleunigte, und sie schloß daraus, daß auch seine Gedanken sich stürmischer bewegten. Sie wartete also, bis er von selbst anfing zu sprechen.
    „Niemand ist ganz und gar Herr seiner Entschlüsse“, sagte er. „Der Iskatoksi ist in einer Zwangslage – wenn er die Kolonie nicht erobert, zerfällt sein Reich. Das scheinen Sie ja zu wissen. Die Kolonie ist ebenfalls in einer Zwangslage – wenn sie unterworfen wird, können die Paksi dort nicht existieren, und das ist weit schlimmer, denn was sie herstellen, wird unbedingt gebraucht. Aber auch die Götter, die beide erhalten möchten, sind in einer Zwangslage, sie brauchen die Steine, sonst wird die Zahl der Paksi abnehmen, zuerst langsam, später immer schneller, und diese Zwangslage ist die schlimmste.“
    Er schwieg einen Augenblick, und dann fuhr er fort: „Ich gehe jetzt weit über das hinaus, was die Götter mir erlaubt haben zu sagen, aber ich sehe, daß die Fremden auch so alles Wichtige erfahren, und wo sie es nicht direkt erfahren, dringen sie mit der Kraft ihrer Gedanken ein. Und ich sehe, daß die Fremden an Wissen und Kraft den alten Göttern ähnlich sind. Ja, es ist sehr schwierig geworden, die Seelen der Paksi herzustellen. Einiges, was wir dazu brauchen, ist uns von den alten Göttern überkommen, aber die Zeit, der Herrscher über alles, auch über die alten Götter, beginnt es zu zerstören. Anderes lag früher an der Oberfläche der Iska, leicht zu greifen, wenn man wußte, was es war; heute ist es nur noch selten zu finden, zum Beispiel solche Steine. Für dies und das haben unsere Gelehrten schon eine Lösung gefunden, und vielleicht finden sie auch noch weitere Lösungen, aber wann? In hundert Jahren? In tausend Jahren? Einige von den Göttern hoffen, die Fremden könnten uns helfen.“
    Raja nickte zum Zeichen der Zustimmung, aber dann fiel ihr ein, daß der Götterbote das unter dem Helm nicht richtig sehen und vielleicht auch nicht deuten könnte, und sie sagte: „Ja – ich bin sicher, wir können Ihnen helfen. Aber dazu müßten wir sehen, wie die Seelen hergestellt werden und was dazu gebraucht wird.“
    Der Götterbote machte eine abwehrende Geste, äußerte sich aber nicht dazu. Er lenkte vielmehr die Schritte in das Tal zurück, wobei er über die verschiedensten Dinge plauderte, auch auf Schönheiten des Geländes aufmerksam machte, oder richtiger: auf das, was die Paksi offenbar als schön empfanden.
    Vor dem Eingang in das Tal blieb Raja stehen, und wohl oder übel mußte auch der Götterbote anhalten. Ihr war ein Gedanke

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