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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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entscheidenden Schlag aus.
    Manches an Kisas Ausführungen war Raja noch unklar, vor allem aber eins: wie Kisa selbst zu den Vorkommnissen stand. Daß er Kontakte zu den Räubern hatte und dem Iskatoksi feind war, wußte sie. Sie fragte ihn danach.
    Die Antwort war verschwommen, und die Verschwommenheit ließ sich auch nicht beseitigen, als Raja präzisierende Zusatzfragen stellte. Kontakte zu den Führern der Kolonisten habe er, aber wie man dort die Probleme löse, das sei vielleicht praktikabel für diesen schwierigen Landstrich, kaum aber für das ganze Land. Andererseits hätten viele Einsichtige begriffen, daß die Niederwerfung der Kolonie auch das Königreich ruinieren würde, stärker noch als bei den ersten Feldzügen. Aber sie könnten sich im Augenblick nicht durchsetzen, den Ablauf nur verzögern, und deshalb also die Bitte – und damit waren sie beim Angelpunkt und eigentlichen Zweck der Unterhaltung –, Raja solle die Steine noch nicht übergeben.
    Im Raumschiff, mit dem Raja sofort über den Omikron Verbindung aufnahm, löste die Neuigkeit über die Kolonie im Norden und alles, was sie darüber erfahren hatte, solches Interesse aus, daß die praktische Frage, was mit den Steinen geschehen solle, etwas in den Hintergrund geriet. Hellen bevollmächtigte Raja, irgendeinen Weg zu suchen, der die Übergabe hinauszögerte, ohne daß dadurch die Beziehungen zum Iskatoksi völlig abgebrochen werden mußten.
    Da hatten sie ja etwas Schlimmes angerichtet! Es war klar, daß die Kolonie im Norden, obwohl sie sie nicht kannten, im Bewußtsein der Menschen sofort ihren Platz als historisch fortgeschrittenere Formation fand, die zu unterstützen eigentlich Pflicht gewesen wäre. Statt dessen hatten sich die Ereignisse so entwickelt, daß der scheinbar harmlose Austausch von synthetischen Edelsteinen gegen Bauxit nun die Kolonisten bedrohte. Raja sah deutlich, wie recht eigentlich beide hatten. Hellen ebenso wie Tondo – Hellen mit ihrer Befürchtung, zu tief in die Geschäfte der Paksi verstrickt zu werden, und Tondo mit seiner Kritik an den ungenügenden Kontakten.
    Aber sie, Raja, mußte jetzt eine praktische Lösung finden. Kisas Wunsch war ebenso eindeutig wie berechtigt, aber wohl nicht ganz erfüllbar. Das Raumschiff brauchte den Normalraumtreibstoff, die Anlage mußte laufen, und sie gegen einen massiven Angriff der Weißkittel zu schützen würde nicht so ganz einfach sein. Die Schutzhülle, mit der das Raumschiff sich umgeben konnte, ließ sich nicht ohne weiteres so weit ausdehnen. Also mußte der Iskatoksi hingehalten werden. Der wiederum mußte die Götter vertrösten… Moment mal, was für eine seltsame Rolle spielten denn in diesem Fall die Götter, die sich doch angeblich nicht in die Geschäfte des Iskatoksi einmischten?
    Raja beschloß, mit dem Götterboten zu sprechen. Aufsuchen mußte sie ihn sowieso, hatte sie doch die Antworten auf die Götterfragen und auch die Fragen an die Götter mitgebracht. Diese Fragen zielten vor allem darauf, die ökonomische Rolle der Götter zu erklären. Tondo hatte jedoch schon bei der Abfassung Zweifel geäußert, ob sie darauf aussagekräftige Antworten erhalten würden; schließlich waren alle Ausbeuterklassen in der menschlichen Geschichte immer bestrebt, die Ökonomie möglichst zu verschleiern. Nun, vielleicht erkannten sie wenigstens an der Fragestellung, daß die Menschen durchaus in der Lage waren, wenn auch nicht alle Einzelheiten, so doch das Prinzip zu durchschauen.
    Raja bat Kisa, den Götterboten zu einem Spaziergang einzuladen.
    Am Nachmittag trafen sie sich, der Götterbote überflog die Schriftstücke, die Raja ihm überreichte, und steckte sie dann mit der Bemerkung ein, daß die Beantwortung der Fragen sicherlich eine längere Zeit in Anspruch nehmen würde.
    Raja kam der Gedanke, daß dieser Götterbote bei aller Machtfülle, die ihm wohl zur Verfügung stand, doch nicht über die Antworten entscheiden konnte. Sie war selbst überrascht über diesen Gedanken und wunderte sich, daß sie schon anfing, die Schliche zu durchschauen, mit denen hier wirkliche Verhältnisse halb verdeckt, halb offenbart wurden. Solche Geheimniskrämerei war ein für Menschen ganz unverständliches und kaum nachvollziehbares Verhalten, obwohl es in der vergleichbaren Geschichtsepoche der Menschheit wohl auch nicht anders zugegangen war. Außerdem durfte man jetzt wohl annehmen, daß Götter wie Götterboten allesamt Paksi waren, eine bestimmte Klasse, für die es in

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