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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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dreißig- bis vierzigtausend Jahre kommen und nachsehen könnten, was hier geschieht.“ Raja sagte es sehr abschließend, mit einem tiefen Aufatmen. Das war ihr Gedanke gewesen, und der Schlußstein ergab sich jetzt von selbst, sie überließ es Tondo, ihn zu setzen.
    „Dann wären sie aus einer anderen Galaxis“, sagte er.
    Eine Weile schwiegen sie beide, von dem Gedanken überwältigt.
    Dann wurde Tondo rege. „Und welchen Zweck soll diese Präsenz am Rande unserer Galaxis haben?“ fragte er. „Verstehst du – die Frage nach dem Zweck ist damit nicht gelöst, nur weggeschoben.“
    „Ja, das stimmt“, gab Raja zu.
    „Warte mal“, fuhr Tondo gleich fort, „jede Gesellschaft begreift irgendwann, daß sie in den Tiefen des Alls nicht allein sein kann. Dann stellt sie sich die Aufgabe, Kontakt zu suchen. Ihr gesamter Reproduktionsprozeß erhält dadurch eine neue Richtung. Wir stehen zum Beispiel jetzt an dieser Schwelle, unser Unternehmen dient auch diesem Zweck. Wie ist das nun mit dem Kontakt von Galaxis zu Galaxis, technisch, meine ich?“
    „Darüber wissen wir noch so gut wie nichts“, sagte Raja, „aber ich könnte mir vorstellen, daß ein extragalaktisches Raumschiff für Reisen innerhalb einer Galaxis schlecht geeignet ist. Da sind Sterne und Nebel, da sind Gravitationswirbel, den galaktischen Wasserstoff und Staub darf man auch nicht vergessen… Das ist wie mit einem interkontinentalen Pneuexpreß und einer Rollstraße.“
    „Aha, selbst wenn die Extragalaktischen hierherkommen, können sie schwerlich bis zu uns vordringen, bis zu unserer Erde, so meinst du das?“
    „Natürlich!“ rief Raja. „In ein paar tausend Jahren wären die Paksi so weit, daß sie uns entdecken…“
    „Oder wir sie, weil sie dann Funksignale oder auch schon Tachysignale aussenden. Die Paksi als Mittler zwischen den Extragalaktischen und uns. Oder auch anderen Gesellschaften unserer Galaxis, die wir noch nicht kennen.“
    „Jetzt schließt sich der Kreis“, sagte Raja, „und das eigentlich Überzeugende ist, wir kommen zum Ausgangspunkt unserer eigenen Expedition zurück: zur Erforschung des galaktischen Randgebietes für die Kontaktaufnahme.“
    „Das erklärt alles!“ sagte Tondo.
    „Na, na“, meinte Raja beschwichtigend. „Wenn wir eine Weile nachdenken, finden wir bestimmt noch manches Wenn und Aber.“
    „Aber die Kuppel!“ rief Tondo. „Die Kuppel wird uns verraten, ob wir recht haben! Wir müssen das verlorene Wort finden! Oder auch ohne dieses Wort in die Kuppel eindringen, das kann doch nicht so schwierig sein!“
    „Na, das kommt doch wohl nicht in Frage“, sagte Raja nüchtern.
    „Das meine ich auch“, hörten sie plötzlich Hellen sagen. Sie stand hinter ihnen, am Rand der Zisterne. „Ich habe euch schon eine Weile zugehört, wollte euch nicht stören. Ihr habt ja alles um euch vergessen. – Aber ich gebe zu“, fuhr sie nach einer kleinen Pause fort, „der Gedanke, den ihr da entwickelt habt, ist bestechend.“
    Hellen sagte das zwar nicht gegen ihre innere Überzeugung, denn solcher Heuchelei wäre ein Mensch gar nicht fähig gewesen, erst recht nicht einer, der kurz vor dem Eintritt in das Weisenalter stand. Aber mit ihrem Lob verfolgte sie auch eine bestimmte Absicht. Ihr war längst aufgefallen, daß von allen Angehörigen ihrer Besatzung Tondo am unruhigsten war, am wenigsten erfüllt von seinem Tun, getrieben von maßlosen Wünschen nach Ausweitung der Kontakte mit den Paksi. Diese Wünsche waren nicht an sich und überhaupt maßlos, sondern nur in Anbetracht ihrer Lage, weshalb er wohl auch nicht fähig war, die notwendige Beschränkung voll einzusehen. Hellen war weit davon entfernt, das als einen Fehler Tondos einzuschätzen, im Gegenteil, es hätte ihr leid getan und sie wohl auch ein bißchen enttäuscht, wenn er anders empfunden hätte, entsprach doch sein Verhalten seinem Charakter, Temperament, Beruf – und auch seinem Alter, natürlich. Nein, ihm rechnete sie das Ungestüm nicht als Fehler an. Wohl aber hätte sie selbst es sich als Fehler angerechnet, wenn sie nicht Wege gesucht hätte, diese Leidenschaft auf ein vertretbares und abgestimmtes Ziel im Rahmen der kleinen Gemeinschaft zu richten.
    „Wenn ich es recht verstehe“, sagte sie, „nimmt das verlorene Wort eine Schlüsselstellung ein?“
    „Ja, und um es zu finden, müssen wir viel mehr wissen. Ich komme mir manchmal vor, als ob ich im Kreise laufe; mal erscheint mir dies wichtig, mal das, und nichts führt

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