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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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warteten. Dann lehnte er sich zurück und sagte: „Tja…“
    Sie sahen an Juris Gesicht, wie es in seinem Kopf arbeitete. Keiner störte ihn durch eine vorzeitige Frage.
    „Tja“, wiederholte er schließlich, „auffallend ist, daß unsere Abflugtrasse von der Erde bis zum Startfenster in den Transitraum genau übereinstimmt mit der Reiseroute, der die ‚Cotopaxi‘ folgte, und ungefähr in der Höhe unseres Startfensters brach die Verbindung ab.“ Er schwieg wieder, und wieder warteten alle.
    „Rein theoretisch“, er balancierte diese beiden Wörter zwischen den Zähnen wie einen zu heißen Speisebrocken, „rein theoretisch würde die Möglichkeit bestehen, daß die ‚Cotopaxi‘ zufällig in den antimetrischen Kreisel geraten ist, der sich bildet, wenn sich das Startfenster in den Transitraum öffnet… Und dann müßten sie zwangsläufig hier in der Nähe herausgekommen sein…“
    „Ohne zu wissen, wie ihnen geschah!“ platzte Tondo heraus.
    Juri nickte. „Ja, und vor allem, ohne zu wissen, wie sie je wieder zurückkommen sollten.“
    Alle schwiegen – aber es war ein anderes Schweigen jetzt, eine von niemandem veranlaßte und darum um so tiefere Schweigeminute.
    „Und das Salzwasser?“ fragte schließlich Ming.
    „Steigt“, sagte Juri. Und nach einer Weile setzte er hinzu: „Etwas langsamer als berechnet. Übermorgen nacht wird es an die Oberfläche kommen.“
    „Gut“, sagte Ming.
    Und dann fiel ihm plötzlich ein, daß das gar nicht gut war. Denn Raja hatte ihm, bevor sie schlafen ging, die letzten Neuigkeiten mitgeteilt – den genauen Marschplan des Iskatoksi. Sie hatte ihn über Funk von Kisa erhalten, der bei den Rebellen im Südgebirge war und noch das kleine Funkgerät besaß, und der hatte ihn durch einen Läufer vom Götterboten bekommen. Der Marschplan besagte, daß das Heer am übernächsten Abend genau auf diesem Streifen sein Lager aufschlagen würde, um am folgenden Morgen die Kolonie zu besetzen. Zehntausende Paksi würden im Salzsumpf versinken – nein.
    „Ypsilon“, sagte Ming. „Letzte Information von Raja wiederholen.“
    Alle hörten aufmerksam zu und verstanden sofort. Der Strudel! dachte Hellen schmerzlich. „Wie können wir sie aufhalten?“ fragte sie.
     
    Luft ist schwieriger zu bewegen als andere Stoffe, wenigstens mit Gravitationskräften. Man kann eigentlich nur eins machen: auf einer gewissen Fläche die Gravitation aufheben, dann wird Luft gewichtlos und steigt folglich hoch, der Zentrifugalkraft gehorchend, die durch die planetarische Rotation erzeugt wird. Und das hat dann etwa die gleiche Wirkung wie ein Flächenbrand: Rings um das Gravitationsloch entstehen Stürme, auf das Zentrum gerichtet, doch nur, wenn das Loch auf ebenem Gelände liegt.
    Ming und Juri hatten sich jedoch eine Stelle ausgesucht, wo der Heerwurm des Iskatoksi durch ein Bergmassiv kriechen mußte.
    Als das gesamte Heer in dem langen, fast geraden Tal marschierte, durch das sein Weg führte, erzeugten die beiden vom Schweber aus solch einen Aufwind, und bald pfiff ein starker Sturm durch das Tal, den Soldaten ins Gesicht. Er nahm so viel Sand mit, daß das Heer bald ihren Blicken entzogen war.
    In diesem Fall versagten alle Hilfsmittel: Elektromagnetische Strahlung durchdrang den Sandsturm nicht, das Graviecholot wurde durch die Sandkörner und derer Reibung aneinander zu sehr gestört. Ming und Juri erhielten wohl ein verschwommenes Bild der Talsohle, aber keine Konturen der Paksi.
    Nach einer Stunde wurde Ming unruhig. „Wir wollen sie aufhalten, damit sie nicht in den Salzseen versacken“, sagte er, „und statt dessen begraben wir sie jetzt vielleicht im Sand?“
    Es blieb ihnen nichts übrig, als den Versuch einzustellen. Der Sand legte sich auch in der folgenden bangen halben Stunde nicht. Erst als jenseits des Massivs die Spitze des Heerzuges aus der Wolke herausmarschiert kam, konnten sie aufatmen.
    „Wieviel Zeit haben wir ihnen abgenommen?“
    Juri verglich mit der Marschtabelle, die sie aufgestellt hatten. „Eine Dreiviertelstunde“, antwortete er! „Das heißt, wir müßten heute oder morgen noch fünf bis sechs solcher Stellen finden“, sagte Ming und schüttelte den Kopf. „So geht es nicht.“
    „Fliegen wir mal den Rest der Marschroute ab“, schlug Juri vor.
    Tatsächlich, solche Gelegenheiten wie in diesem Felsmassiv gab es nicht mehr. In freier Wüste, wo der Wind von allen Seiten zuströmen konnte, würde die Windgeschwindigkeit zu klein sein.
    „Und

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