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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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wenn wir sie ständig unter einer solchen Wolke marschieren lassen?“ fragte Ming. „Die Energie, die sie mit ihren Folien der Sonnenstrahlung entnehmen, reicht dann vielleicht nicht mehr aus?“
    Nichts einfacher als das: Sie zogen mit einem Gravitationsfeld weit vor der Kolonne Sand in die Luft, die schwereren Körnchen fielen schnell wieder herunter, aber der feine Staub hielt sich lange.
    Sie taten das einen halben Tag lang, zu ihrer Überraschung jedoch verringerte sich das Marschtempo des Heeres überhaupt nicht. Weil sie sich das nicht erklären konnten, zogen sie die Gefährten im Raumschiff zu Rate. Die waren zwar alle mit dem Abbau der Anlagen beschäftigt, in denen sie den Normalraumtreibstoff produziert hatten, aber jeder kam doch von Zeit zu Zeit mal in die Zentrale und erkundigte sich nach dem Stand der Dinge.
    Raja war es, die die vermutlich richtige, aber leider nicht überprüfbare Erklärung fand. „Sie werden für die Operationen im Wald einen ausreichenden Vorrat von Akkus mitgenommen haben!“ sagte sie.
    Die Bilanz dieses Tages sah gar nicht gut aus. Etwa um eine Stunde hatten sie schließlich den Marsch verzögert, das reichte aber bei weitem nicht, selbst wenn ihnen das morgen wieder gelingen würde.
    Noch vor dem Morgengrauen brachen Ming und Juri wieder auf. Am Abend zuvor hatten sie beraten, was zu tun sei, Vorschläge wurden diskutiert und größtenteils wieder verworfen – entweder waren sie zu gefährlich für das Heer, oder sie verletzten die Bedingungen, die sie sich selbst gestellt hatten, daß nämlich alles aussehen müsse wie ein Naturereignis. Schließlich blieb nur noch zweierlei: Man wollte zunächst versuchen, ob es möglich sei, Regen zu machen, sobald das Heer sich dem Gebiet der alten, schon immer bestehenden Salzseen näherte, an denen die Marschroute entlangführte. Und wenn gar keine andere Möglichkeit mehr bestand, mußte man eben doch die Vorsätze aufgeben und das Heer mittels Gravitationsfeldern hindern, die gefährliche Zone zu betreten.
    Nun war Regenmachen zwar eine uralte Kunst, aber unter den weitgehend unbekannten klimatischen Verhältnissen am Nordrand der Wüste war es nicht so einfach. Immerhin hatten Ming und Juri bis zum Mittag alle in Frage kommenden Faktoren weitgehend erforscht und sahen dem sich nähernden Heer zuversichtlich entgegen.
    Als es noch etwa zehn Kilometer vom Rand der alten Salzseen entfernt war, stiegen Ming und Juri mit dem Schweber bis an den Rand der Troposphäre auf, erzeugten Ionenwolken, elektrische Wirbelfelder und noch manches andere, und tatsächlich begann sich schon bald unter ihnen eine Dunstschicht zu bilden.
    Als die ersten Blitze zuckten, gingen sie nach unten. Unterhalb der Wolken regnete es. Ming und Juri sahen sich zufrieden an. Aber der Boden war immer noch durch Dunstschleier ihren Blicken entzogen. Mit dem Infrarotwandler suchten und fanden sie schließlich das Heer des Iskatoksi: Es marschierte weiter.
    Juri setzte den Schweber auf den Boden auf, selbstverständlich außer Sichtweite des Heeres. Sie stiegen aus und erlebten eine böse Überraschung: Der Regen reichte nicht bis auf den Boden. In der trockenen, glühheißen Wüstenluft verdampfte er, bevor er den Boden erreichte, und bildete in etwa zehn Meter Höhe eine undurchdringliche Dunstschicht. Aber auch darunter war es etwas diesig.
    Sie stiegen wieder auf und schalteten den Infrarotwandler ein, damit sie wenigstens nicht das Heer aus dem Auge verloren. „Wir sehen sie, sie uns nicht – darauf ist momentan unsere ganze Überlegenheit zusammengeschrumpft“, sagte Juri ärgerlich.
    „Wonach mögen die sich orientieren?“ fragte Ming nachdenklich.
    „Im Augenblick sicher gar nicht“, meinte Juri, „sie marschieren einfach weiter, bis sie auf die Salzseen stoßen.“
    „Und sonst?“
    „Sonst? Nach irgendwelchen Geländemerkmalen, nach der Sonne, was weiß ich. Moment mal, du meinst…“
    „Genau das! Wir spielen für sie Sonne und leiten sie langsam im Kreis nach Süden!“
    Auch dieser Versuch, mit einem Scheinwerfer die Dunstschicht zu durchdringen und „Sonne zu spielen“, war zunächst nicht mehr als eine vage Hoffnung. Es konnte ja sein, daß die wirkliche Sonne früher als erwartet wieder zum Vorschein kam, ebenso war es möglich, daß das Heer auf irgendwelche bekannten Landschaftsmerkmale stieß, obwohl zunächst noch flache Wüste vor ihnen lag.
    Vor allem aber war nicht bekannt, wie groß der Kreis gehalten werden mußte, damit die

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