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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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haben, aber Sie werden daran noch einige Abstriche vornehmen müssen, besonders, was Ihre Gegnerschaft gegenüber den Göttern betrifft. Andernfalls werden Sie die Unterstützung von…“ – er nannte eine Reihe von Namen, die Raja nichts sagten – „sehr schnell verlieren, und mit den Rebellen allein können Sie nichts durchsetzen. Falls Sie es noch nicht begriffen haben, so müssen Sie es jetzt begreifen: Entweder Sie siegen mit den Göttern, oder Sie gehen allein unter. Der Untergang nützt niemandem, aber als unser Partner können Sie sehr viel von Ihrem Programm durchsetzen, auch was die Wiedereingliederung der Rebellen betrifft.“
    Zweierlei war Raja sofort klar: Hier wurde harte Machtpolitik betrieben, der ökonomisch Stärkere setzte rücksichtslos seine Interessen durch – und Kisa war aufs höchste überrascht von der Sachkenntnis des Götterboten. Aber dieser Überraschungseffekt gehörte wohl mit zur Machtpolitik der Götter, wenn auch nur als taktisches Moment. Der Zeitpunkt war jedenfalls geschickt gewählt – wie geschickt, das zeigte sich erst im folgenden Teil des Gesprächs.
    „Dazu brauche ich wohl etwas mehr Zeit!“ erklärte Kisa, als er sich gefaßt hatte.
    „Es ist jetzt die letzte Gelegenheit“, antwortete der Götterbote. „Morgen wird der Iskatoksi Sie auffordern, zu den alten Göttern zu gehen.“ Er wandte sich zu Raja. „Damit Sie wissen, wovon die Rede ist: Es gibt einen alten, überlieferten Brauch, daß nach Ablauf einer gewissen Zeit ein junger Aristokrat zur Götterburg geht und eine Fassung des verlorenen Wortes ausprobiert, die die Gelehrten des jeweiligen Iskatoksi erarbeitet haben. Natürlich wird er dabei…“ Er gebrauchte ein Wort, das Raja nicht verstand, und bemerkte das. „Ich meine, er stirbt, aber den zweiten, harten Tod, bei dem auch die Seele zerstört wird. Dieser barbarische Brauch ist zwar schon lange nicht mehr ausgeübt worden, aber man kann den Iskatoksi nicht daran hindern, ihn neu zu beleben, zumal sich damit eine Art Volksfest verbindet.“ Er wandte sich wieder Kisa zu. „Und was wäre Ihre Verschwörung ohne ihr Haupt wert? Sie müssen also heute noch den Hof verlassen, die Fremden können das sicherlich einrichten.“
    „Dann gehe ich zu den Rebellen!“ erklärte Kisa entschlossen.
    „Richtig“, bestätigte der Götterbote. „Aber Sie können auf zweierlei Weise dorthin gehen. Als unser Verbündeter – dann werde ich veranlassen, daß hier morgen eine Erklärung von Ihnen zirkuliert, wonach Sie den Krieg des Iskatoksi verurteilen und deshalb erst nach seiner Niederlage zu den alten Göttern gehen werden, weil Sie mit Ihrem Gang nicht den Krieg unterstützen wollen. Später sehen wir dann weiter. In diesem Falle könnten Sie zugleich für uns und die Fremden das verbindende Glied zu den Rebellen sein. Oder aber“ – er machte eine Pause – „oder aber Sie gehen als unser Feind. Dann werden wir Sie morgen als Feigling verurteilen, der sich seiner vornehmsten Pflicht entzieht, und nicht einmal die Rebellen werden mehr auf Sie hören. Denn dann wird der Iskatoksi zweifellos klug genug sein, die Rebellen zu begnadigen, und viele von ihnen werden dieser Begnadigung mehr Glauben schenken als einem Führer, der sich als Feigling entpuppt. Nein, ich weiß, daß Sie das nicht sind, und mir persönlich ist die erste Variante bedeutend lieber, aber es geht ja weder mir noch Ihnen um Persönliches.“
    Erpressung, dachte Raja. Nackte Erpressung! Das war also das wahre Gesicht dieser scheinbar so seriösen Götter!
    „Ich weiß, Fürst“, sagte der Götterbote, „daß ich Ihren Stolz verletze, aber glauben Sie mir, keiner kann heute allein die Geschicke der Paksi lenken. Wenn Sie einmal Iskatoksi sein werden, müssen wir eine ähnliche Partnerschaft entwickeln, wie mein Freund Topo sie mit dem Präsidenten Aksit hat. Und das ist absolut ehrlich: Ich hätte Sie lieber allmählich überzeugt, aber leider muß ich Sie zwingen, weil wir keine Zeit haben. Wie lange brauchen Sie, um einen Aufstand zu organisieren?“
    „Zehn, vierzehn Tage“, sagte Kisa, fast gegen seinen Willen, denn er war so überrumpelt worden, daß er nicht mehr wußte, wogegen er sich zuerst wehren sollte; so wenigstens schien es Raja.
    „Schade“, erwiderte der Götterbote, „das ist zu spät. Denn in sechs Tagen wird der Iskatoksi zu seinem Kriegszug gegen die Kolonisten aufbrechen.“
     

9
    Hellen betrachtete ihre Haut, die frisch war wie vor über achtzig Jahren zur

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