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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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„nach dem heutigen Tag nicht mehr so ganz, es bemühen sich ja alle…“
    „Siehst du“, meinte Raja. „Die anfängliche Zurückhaltung hat eine Menge Gründe. Erstens wimmelt es in der Geschichte der Raumfahrt nur so von Leuten, die geglaubt haben, eine fremde Gesellschaft zu entdecken – und hinterher war nichts. Man ist also vorsichtig geworden, bevor man solch eine Behauptung aufstellt. Zweitens steckt jedem Raumfahrer die Flugdisziplin in den Knochen; spätestens nach der dritten Reise wird sie fast zu einem Instinkt. Drittens – als die Raumfahrt begann, vor zehntausend Jahren, das müßtest du als Historiker doch besser wissen als wir, da haben die Leute geglaubt, die Begegnung mit einer fremden Gesellschaft würde sich so abspielen, daß sich da irgendwo zwei Raumschiffe treffen, man jubelt, man schaltet den Übersetzer ein, spielt sich Filme vor und meldet das Ereignis stolz nach Hause. Heute weiß doch wohl jeder: Wenn es einmal zu einer solchen Begegnung mit einer fremden Gesellschaft kommt, dann wird das eine Aufgabe von Generationen sein. Aber ich wollte eigentlich etwas anderes mit dir bereden.“
    „Ja?“
    „Wir haben jetzt schon so viele Fakten, und weiterforschen werden wir auch, wir brauchen also eine Arbeitshypothese.“
    „Das sagst du?“
    „Das sage ich.“ Raja lächelte wieder. „Ich bin gegen voreilige Vermutungen, die die Arbeit stören, nicht gegen eine begründete Hypothese, wenn die Arbeit sie erfordert. Und ich glaube jetzt, die Fakten bestätigen fast alle die Vermutung, die du geäußert hast. Wir sollten sie gemeinsam zur Hypothese ausbauen und dann damit arbeiten. Ich wollte dir meine Hilfe anbieten.“
    „Danke schön, aber…“
    „Nein, warte erst mal. Wie sieht das denn aus: Grundannahme – fremde Raumfahrer hatten hier eine schwere Havarie. Sie vervielfältigen ihre Roboter und verwenden dazu hiesige Rohstoffe – siehe Mings Isotopenanalyse. Ziel: Behebung der Havarie. Oder einfach das Überleben. Da sie auf eine Roboter-Produktion nicht eingerichtet sind, geben sie sich in mancher Hinsicht mit Hilfslösungen zufrieden – daher Verschlechterung der Qualität, Beschränkung auf die notwendigsten Rezeptoren und Wissenselemente bei den Robotern. Und auch deren Anpassung an die hiesigen Verhältnisse – Bandbreite der Rezeptoren, Höhlenverhalten, Einstellung auf Tag-und-Nacht-Rhythmus.“
    „Aber warum kein Funk?“ fragte Tondo.
    Raja zuckte mit den Schultern. „Konkrete Folgen sind nur aus konkreten Ursachen erklärbar, und die kennen wir noch nicht. Aber gehen wir weiter: der Zeitraum. Ming hat die Farbe analysiert, mit der die Schrift auf die Stoffetzen aufgetragen ist. Sie ist nicht älter als zehn Jahre.“ Tondo schüttelte langsam den Kopf, sagte aber nichts.
    „Von hier aus ergeben sich zwei Richtungen, in denen wir suchen müssen. Erstens: Wegen der schlechteren Qualität defunktioniert ein Teil der Roboter. Man versucht sie zu vernichten. Einige entweichen, verstecken sich, versorgen sich unter Gewaltanwendung mit Ersatzteilen. Das war doch deine Vermutung. Was jetzt noch dazugekommen ist, bestätigt das eigentlich. Es haben sich Kampfmethoden herausgebildet, die nicht auf die Vernichtung des Gegners gerichtet sind, sondern auf seine Erbeutung und Benutzung als Ersatzteilquelle. Die Schrift wäre bei solch einem Entwicklungsstand natürlich für sie bedeutungslos. Unter diesen Umständen würden sie eine Gefahr für die fremden Raumfahrer darstellen, und unsere Aufgabe bestände darin, diesen Raumfahrern zu helfen.“
    Gegen diese Aufgabe hatte Tondo nichts. Seine Einwände, die er in Gedanken schon formulierte, gingen in eine andere Richtung. Aber zunächst einmal fragte er: „Du hast von zwei Möglichkeiten gesprochen?“
    „Ja“, antwortete Raja. „Die zweite Möglichkeit besteht darin, daß die Raumfahrer ihr Ziel erreicht haben und inzwischen bereits abgeflogen sind.“
    „Und die Kuppel im Süden?“
    „Könnte in die eine wie in die andere Variante passen.“ Tondo sagte noch immer nichts.
    „Du hattest vorher ein Aber?“ erkundigte sich Raja.
    „Ja“, erwiderte Tondo zögernd, „nämlich – ich habe meine Hypothese beinahe schon wieder fallengelassen…“
    „Warum?“ fragte Raja.
    „Die Schriften“, sagte Tondo. „Die Schriften scheinen mir den Schlüssel zu allem zu liefern.“
    „Hast du sie entziffert?“ fragte Raja gespannt.
    „Nein, noch nicht. Zuwenig Material. Aber paß auf: Die Schrift hat drei Gruppen von

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