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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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war.
    Inzwischen hatten sie mit dem Rundgang begonnen. Da lagen, säuberlich geordnet, linke Arme, rechte Arme, linke Beine, rechte Beine, Hände und Füße von Robotern, verschiedene Gerätschaften und Waffen, Stoffballen und anderes und schließlich auch die Rümpfe der überwältigten Weißkittel. Während Juri sorgfältig Aufnahmen von Gegenständen jeder Art machte, wühlte Utta in einem Haufen Gerümpel, der in einer Ecke der Höhle lag.
    „Schau mal, was ist denn das?“ rief sie plötzlich und hielt einen Stoffetzen hoch. „Sieh doch mal her, ist das nicht Schrift?“ Tatsächlich, der Fetzen war mit geraden Reihen von Zeichen bedeckt, die wohl kaum etwas anderes als eine unbekannte Schrift darstellten. „Hier ist noch mehr davon, das nehmen wir Tondo mit; es wird ein Festessen für ihn!“
    Einen Augenblick lang zögerte Juri. Eigentlich war er dafür, gar nichts mitzunehmen, damit die Roboter nicht merkten, daß jemand hier gewesen war. Aber diese Ecke sah, verglichen mit der sonst herrschenden Ordnung, wie ein Abfallhaufen aus. Wenn dort etwas fehlte, würde es wohl nicht so schnell bemerkt werden… Ja, ein Abfallhaufen, Gerümpel, zerbrochene Teile, man konnte die Bruchstellen deutlich sehen… Und außerdem mußte er nun wohl wirklich bald umschalten, was Tondo betraf… „Gut“, sagte er deshalb, „dann hätten wir ja alles, was wir wollten – einschließlich der Spuren dieser unbekannten gesellschaftlichen Wesen.“ Er wies auf die Schriften.
    Vor der Höhle angekommen, meldeten sie sich beim Raumschiff, verschlossen den Eingang und kletterten den Hang hinab.



„Hört zu“, sagte Raja, „wenn ihr in die Höhle geht, in der Roboter sind, dann benutzt Rotlicht, das können sie nicht sehen. Ihre optischen Rezeptoren haben ungefähr die gleiche Bandbreite wie unser Auge, aber etwas nach Violett verschoben, wie das auch dem hiesigen Sonnenlicht entspricht. Und noch etwas – ich wollte damit warten, bis ihr es bestätigt, aber jetzt sag ich's doch lieber vorher; man kann nie wissen, wozu es gut ist. Also ich vermute, daß die Roboter – schlafen.“
    „Schlafen?“ fragte Juri ungläubig. „Seit wann schlafen Roboter?“
    „Erstens, weil sie jetzt keine Energie bekommen, aber noch aus einem anderen Grund. Wir haben inzwischen die Glasfasern des Gehirns untersucht, sie sind qualitativ so schlecht, daß es nur ungefähr hundert Stunden hintereinander arbeiten könnte. Wenn allerdings längere Pausen eingelegt werden, sieht die Sache anders aus, ich kann euch das technisch jetzt nicht erklären, es ist vergleichbar mit der Reizüberflutung beim biologischen Gehirn. Es würde mir genügen, wenn ihr bestätigen könnt, daß die Roboter bewegungslos im Dunkeln liegen.“
    Vorsichtig näherten sie sich einer der Höhlen auf der Talsohle. Es waren eigentlich nur Einbuchtungen mit sehr weiter Öffnung. Gleich vorn lag ein Roboter, den Kopf nach draußen gerichtet. Weiter hinten hatte sich der zweite ausgestreckt.
    „Raja, hörst du?“ fragte Utta. „Es ist so, wie du vermutet hast.“
    Aber da, offenbar unter der Einwirkung dieser Töne, versuchte der erste Roboter, sich zu erheben. Utta wollte zurückspringen, aber Juri hielt sie am Handgelenk fest. „Nicht rühren!“ flüsterte er.
    Noch einmal machte der Roboter Anstalten aufzustehen. „Skati skati!“ schnarrte Juri. Gehorsam legte sich der Roboter wieder hin.
     
    Es traf sich, daß Tondo am Abend des folgenden Tages das Essen gemeinsam mit Raja einnahm.
    Tondo konnte Raja gut leiden. Sie war immer sachlich und freundlich, nicht strapaziös wie Utta zuweilen, nicht mürrisch, wie das bei Juri manchmal vorkam, und nicht durch ein ganzes Lebensalter von ihm getrennt wie Hellen und Ming.
    „Ich bin froh, daß dieser Tag endlich hinter uns liegt“, sagte er seufzend.
    Raja verstand ihn sofort. „Was hast du denn befürchtet?“ fragte sie. „Du hast doch den Start nicht schuldhaft vereitelt. Also stellt man sich auf die neue Lage ein, und fertig. Oder hast du etwa Begeisterung erwartet?“
    „Vielleicht“, sagte Tondo zögernd. „Das heißt – natürlich nicht. Ich verstehe überhaupt unsere Leute nicht mehr. Auch dich nicht. Wir entdecken eine fremde Gesellschaft, und fast alle tun so, als ob…, als ob das eine, na, eine unbequeme Störung sei. Ich glaube fast, den meisten wäre es lieber gewesen, wir hätten den Roboter nicht gefunden.“
    „Bist du jetzt noch dieser Ansicht?“ fragte Raja lächelnd.
    „Na ja“, gab Tondo zu,

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